# 54 - Epilog -

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- Lola -

„Wenn du nicht bald aufhörst so zu zappeln, musst du am Ende mit einem halboffenen Kleid deiner Zoe gegenübertreten“, höre ich meine Mutter hinter mir seufzen und kurz darauf aufschnauben, so als ob sie sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht pusten würde.
„Ich zapple doch überhaupt nicht“, protestiere ich und verziehe das Gesicht, als meine Mutter zum wahrscheinlich hundertsten Mal an dem Reißverschluss zerrt, um ihn nach oben zu bewegen, „dieses blöde Teil klemmt.“
„Das kann doch gar nicht sein“, entgegnet meine Mutter und tritt von hinten noch ein Stück näher an mich heran, wodurch ich ihren angestrengten Atem in meinem Nacken spüre, „dein Kleid hängt seit über neun Monaten bei mir im Schrank und wartet auf seinen großen Auftritt. Wir haben es weder rausgeholt noch sonst irgendetwas damit gemacht.“
„Vielleicht war das ja der Fehler?“
„Unsinn“, ich spüre das Kopfschütteln meiner Mutter neben mir, „du tust ja gerade so, als ob so ein Reißverschluss sofort zu rosten anfangen würde, wenn man ihn nicht oft genug betätigt.“
„Wer weiß, wer weiß“, erwidere ich und zucke mit einem amüsierten Schmunzeln die Schultern, nur um kurz darauf aufzukichern, als ich einen liebevollen Stupser in meinem Rücken spüre.
„Sehr witzig.“ Obwohl die Worte streng rüber kommen sollen, höre ich das Lächeln in der Stimme meiner Mutter mehr als deutlich raus. „Dafür, dass heute euer großer Tag ist, an dem eigentlich alles perfekt laufen sollte, und wir, abgesehen von diesem unerfreulichen Malheur mit deinem Kleid, sowieso schon viel zu spät sind, bist du wirklich ziemlich gut drauf.“
„Ich habe ja auch lange genug auf diesen Tag gewartet“, sage ich leise und seufze, als ich die vergangenen Monate mit den ständigen Arztbesuchen und Physiotherapiestunden vor meinem inneren Auge Revue passieren lasse, bevor ich meinen Kopf mit einem breiten Grinsen wieder zurück zu meiner Mutter drehe, die mich leicht verblüfft anblinzelt, „und außerdem können Zoe und die anderen doch sowieso nicht ohne mich anfangen. Also, wozu die Eile?“
„Auch wieder wahr“, entgegnet meine Mutter und bedeutet mir mit einem leichten Druck ihrer Hände an meinen Schultern mich wieder nach vorne zu richten, „pass auf, ich werde den Reißverschluss jetzt noch einmal ein gutes Stück öffnen und versuchen, ihn dann mit einem Schwung hochziehen.“
„Okay, versuchen wir’s. Solange er sich heute Abend auch ohne Probleme wieder öffnen lässt.“
„Wie bitte?“
„Ach, nichts…“
Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mein sich anbahnendes Lachen zu unterdrücken, während ich gleichzeitig beim Herunterziehen des Reißverschlusses den Bauch ein wenig einziehe, ehe meine Mutter kurz darauf den Reißverschlusses mit einem kräftigen Zug wieder nach oben und über die hakende Stelle hinweg befördert.
„Na, bitte. Warum denn nicht gleich so“, seufzt sie zufrieden auf und umfasst meine Schultern, um mich zu sich umzudrehen und mich anschließend mit einem liebevollen Lächeln zu betrachten, „du bist wirklich wunderschön, Lola. Deine Zoe kann sich sehr glücklich schätzen.“
„Genauso glücklich wie dein Christoph“, erwidere ich und schließe meine Mutter ebenfalls lächelnd in eine feste Umarmung, als ich die wachsende Röte in ihren Wangen bemerke.
„Nur mit dem Unterschied, dass ich Christoph heute nicht heiraten werde“, entgegnet sie und löst sich nach einigen Augenblicken wieder aus meinen Armen, woraufhin ich ihr nur ein belustigtes Zwinkern zuwerfe.
„Was nicht ist, kann ja noch werden…“
„Entschuldigung?“, ertönt eine dumpfe Stimme, die von einem Klopfen an der Zimmertür begleitet wird, gefolgt von dem darauf folgenden Herunterdrücken der Türklinke.
Ein breites Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen, als die Tür langsam nach innen aufgedrückt wird und ich sehe, wie Christoph und Danny, beide jeweils mit einer Hand über ihren Augen, im Türrahmen erscheinen.
„Wir wollten nur fragen, wie weit ihr seid.“
„Ja, genau“, pflichtet Danny Christoph bei und nickt eifrig, wobei er jedoch darauf achtet, seine Augen weiterhin bedeckt zu halten, „Nico und Habib sind nämlich schon da.“
„Also, wenn sogar die Zwei schon da sind, sind wir wirklich spät dran“, raunt meine Mutter mir mit vielsagendem Blick zu, was mich ein weiteres Mal auflachen und mein Kleid glattstreichen lässt.
„Ihr könnt ruhig schauen, wir sind jetzt auch fertig.“
„Wow!“, ruft Danny, als er die Hand von seinen Augen nimmt und mich mit einem begeisterten Strahlen betrachtet, „du siehst total schön aus, Lola! Wie eine Märchenprinzessin.“
„Dem schließe ich mich ohne Einwände an. Wirklich bezaubernd“, stimmt Christoph Danny zu und nickt mit einem anerkennenden Lächeln in meine Richtung, welches ich mit einem leichten Lachen erwidere.
„Danke, ihr beiden. Aber ihr seht auch richtig schick aus“, sage ich und mustere Christoph und Danny, die fast zeitgleich das Jackett ihres jeweiligen Anzuges zurechtrücken, bevor ich meine Aufmerksamkeit vollständig auf Danny richte, „Nico und Habib sind also schon da?“
„Ja“, Danny nickt und deutet mit dem Daumen hinter sich, „du kannst sie vom Küchenfenster aus sehen. Und sie haben ein total großes Auto mitgebracht!“
„Na so was“, sage ich und lache erneut, ehe ich den Rock meines Kleides ein Stück anhebe und mich an Christoph und Danny vorbeischiebe, um über den Flur hinweg in die Küche zu eilen und aus dessen Fenster zu sehen.
Tatsächlich!
Danny hat nicht übertrieben.
Schräg gegenüber von unserem Wohnhaus hat eine große schwarze Limousine geparkt, an dessen Beifahrertür Nico rücklings lehnt und immer wieder an der Krawatte um seinen Hals herumzupft, während Habib neben ihm sein Jackett auszieht und dieses mit einem gekonnten Wurf durch das geöffnete Fenster auf einen der hinteren Sitze wirft.
Schmunzelnd greife ich nach dem Fenstergriff, drehe ihn herum und ziehe das Fenster mit einem geräuschvollen Quietschen auf, welches sowohl Nico als auch Habib zu mir nach oben sehen lässt.
„Mensch, Prinzessin!“, ruft Habib und stößt einen anerkennenden Pfiff aus, als er den Oberkörperbereich des Kleides an mir mustert, „wird auch höchste Zeit, dass du deinem Namen mal alle Ehre machst! Hast du das Kleid von Cinderella höchstpersönlich geklaut oder wie kommst du an so ein edles Teil?“
„Sehr witzig, Bibi“, erwidere ich lachend und mache einen leichten Knicks, ehe ich mich zwinkernd ein Stück vorlehne, „und wen musstet ihr bestechen, um an so einen schicken
Wagen zu kommen, hm?“
„Yusuf hat da so seine Beziehungen“, erklärt Nico und zwinkert mir ebenfalls zu, als er mit einer Hand sacht auf das Autodach klopft, „also, was ist? Bist du bereit für den schönsten Tag deines Lebens?“

Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt