Kapitel 2

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PoV. Jin

"Sag Mal, beobachtest du schon wieder diesen Kim?"

Erschrocken von der Frage zucke ich zusammen und sehe Yoongi an. Wir stehen draußen auf dem Pausenhof und genießen die warme Sonne. "Na und wenn schon....darf ich ihn nicht beobachten?"

Leicht verdreht er seine Augen. "Es ist nicht mehr nur beobachten, es ist fast schon stalking"

"Ach bitte, ich sehe ihn mir halt gerne an" erwidere ich und zucke mit den Schultern. "Wer beobachtet ihn schon gerne? Schau ihn dir doch an" schnaubt Yoongi und ich sehe zurück zu Namjoon. Heute trägt er eine graue Hose und einen schwarzen Kapuzenpullover, der die Aufschrift "Love" in kursiver, weißer Schrift trägt. Seine Haare fallen ihm ins Gesicht und umrahmen dieses ein wenig.

Wie süß.

"Wieso. Er sieht doch ganz normal aus" meine ich verwirrt. "Ich glaube, wir haben unseren Hyung an ihn verloren" mischt sich Hoseok ein und sofort sehe ich ihn vernichtend an. "Aber du solltest echt nicht zu ihm gehen Jin. Ich habe die schrägsten Sachen über ihn gehört."sagt Hoseok und ich schnaube.
"Es ist mir egal, was andere über ihn denken. Ich finde ihn interessant." Erwidere ich. "Und nur weil ich ihn gerne betrachte bedeutet das nicht, dass ich ihn mag. Also, zumindest nicht so" fauche ich und grinsend schüttelt Hoseok den Kopf. "Von wegen"

"Jetzt aber Mal ernsthaft. Wer trägt Pullovers mit "Love" darauf? Ist doch anders komisch" gibt Yoongi von sich und leise seufze ich. "Ich hätte echt nie gedacht, jemals solche Worte aus deinem Mund zu hören" Murmel ich enttäuscht und setze an zu gehen. "Jin, warte, wo willst du hin?"

"Wieso hatet ihr so gegen Namjoon? Hat er euch je etwas angetan? Ihr kennt ihn nicht und dennoch habt ihr solche Vorurteile. Sowas will ich echt nicht in meinem Umfeld haben" sage ich klar.

Leise seufzt Yoongi. "Es tut mir leid"

Ich sehe ihn prüfend an, doch dann gehe ich zurück zu ihnen.

"Also. Themawechsel. Werdet ihr zu Jacksons Party gehen?" Fragt Hoseok dann und ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht" antworte ich. "Ich gehe nicht hin. Ich verbringe meinen Abend lieber Zuhause. Und Jungkookie ist noch zu jung, als das er hin darf" erwidert Yoongi und stupst dann Jungkooks Nasenspitze an.

"Hey, ich bin schon groß! Ich darf auch auf Partys!" Ruft dieser beleidigt und verschränkt seine Arme vor der Brust, während er seine Unterlippe vor schiebt.

Ich lache leise.

Dann schaue ich mich wieder um und sehe zurück zu Namjoon.

Mit schrecken muss ich jedoch feststellen, dass zwei Typen hinter ihm stehen.
Mit jeweils zwei Wasserflaschen in deren Händen.

Oh nein..

Ich will Namjoon etwas zurufen, doch da ist es schon zu spät. Mit einem Grinsen leeren die beiden ihre Flaschen über ihn aus. Das Wasser saugt sich in seinen Pullover und durchnässen seine Haare. Das Buch bekommt auch etwas ab und dadurch wellen sich die Seiten.

Die Schüler, die um ihn herum stehen, fangen an zu lachen und zeigen deutlich mit ihren Fingern auf ihn und tuscheln.

Namjoons Kopf ist gesenkt und schon verlässt er schnell den Pausenhof, um wahrscheinlich zu den Toiletten zu gelangen. Ich kann erkennen, dass keiner Anstalten macht, ihm hinterher zu gehen.

Wie sehr ich meine Schule doch hasse.

Schnell nehme ich die Enden meines Pullovers und ziehe diesen aus. Dann gehe ich ihm sofort nach.

Immer, wenn ich an einem Schüler vorbei komme, sehe ich sie wütend an und betrete dann leise die Jungstoilette.

Als ich drinnen bin, kann ich ein leises Schniefen vernehmen und hektische Bewegungen.

Ich gehe weiter rein und komme dann zu den Waschbecken.

Dort steht Namjoon, mit mehreren Tüchern in den Händen und seinem Pullover. Sein Buch liegt daneben und scheint einiges vom Wasser abbekommen zu haben.

Nasse Tränenspuren zieren seine Wangen und seine Nase ist gerötet.

"Hey" sage ich leise und erschrocken dreht er seinen Kopf zu mir. Sofort geht er einige Schritte zurück.

Er sieht so verängstigt und schreckhaft aus..

Ich gehe langsam auf ihn zu und strecke ihm meinen Pullover entgegen. "Hier. Ich habe leider nichts anderes da, außer meinen Pullover" wisper ich und sehe ihn an.

Verwirrt sieht er mich an und dann zu dem Pullover in meiner ausgestreckten Hand. "Nimm ruhig. Ich werde dir nichts tun" sage ich vorsichtig.

"Was ....was verlangst du dafür?"

Wow...seine Stimme ist tief.

"Verlangen? Ich verlange gar nichts dafür. Du kannst nicht die ganze Zeit in einem nassen Pullover rumlaufen und wirklich schnell trocken wird er nicht"

Immer wieder sieht er hin und her und scheint wohl zu überlegen, ob er es an sich nehmen soll. "Und...du verlangst wirklich nichts?" Fragt er unsicher und augenblicklich nicke ich. "Rein gar nichts. Ich gebe ihn dir, damit du nicht in den nassen Klamotten laufen musst" erwidere ich sanft und schenke ihm mein breitestes Lächeln.

Zögerlich streckt er seine Hand aus und nimmt den Pullover aus meiner Hand.

Für einen Moment sieht er mich noch unsicher an, doch dann zieht er sich den Pullover an.

Zufrieden nicke ich und gehe dann zu seinem Buch, nehme es in die Hand und schaue, ob es noch zu retten ist. "Ich denke, das kannst du nicht mehr lesen.."

Stumm schaut er mich an.

Ich reiche ihm dann das Buch. "Wenn du möchtest...kannst du mit zu mir und meinen Freunden kommen, so musst du nicht wieder alleine sitzen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sie dir weh tun, ist geringer"

Seine Augen weiten sich. "Wieso...wieso hilfst du mir? Ich...ich habe nichts, dass ich dir zurückgeben kann.."

"Ich will auch nichts zurückhaben! Ich wollte dich schon länger ansprechen, aber wusste nicht wie. Außerdem kann ich nicht mehr mit ansehen, wie du einsam deine Pausen verbringst. Also....kommst du mit?" Frage ich ruhig und sehe ihn lächelnd an. "Ich...ich weiß nicht...was ist...wenn deine Freunde mich nicht mögen?" Unsicher legt er seine Hand auf seinen anderen Arm.

"Ich denke, wenn wir dich erstmal besser Kennenlernen, werden sie dich vollkommen akzeptieren. Natürlich müssen wir uns erstmal kennenlernen und so" erwidere.

Für einen Moment zögert er noch, doch dann nickt er. "Ich...ich komme mit"

Breit lächel ich und ziehe ihn dann mit mir.

Überrumpelt lässt er sich mitziehen und dann gehen wir nebeneinander her.

Er hält sein Buch und seinen Pullover in den Händen und ich kann das ganze getuschel hören.

Doch interessiert es mich nicht ein Stück und ich führe Namjoon zu Yoongi, Hoseok und Jungkook.

"Da sind wir wieder" summe ich fröhlich und Yoongi und Hoseok sehen sich kurz an. Doch Jungkook macht den ersten Schritt. "Hyung! Du hast Namjoon mitgenommen! Hallo Namjoon Hyung!" Begrüßt Jungkook ihn lächelnd.

Zögerlich hebt Namjoon seine Hand und winkt ihnen zu.

"Namjoon, das sind Yoongi, Hoseok und Jungkook. Jungkook, Yoongi, Hoseok, das ist Namjoon. Er gehört von nun an zu uns" verkünde ich grinsend und überrascht sieht Namjoon mich an.

Und ich kann einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen erkennen.

Ich werde dich retten Namjoon. Das verspreche ich dir.

The silent boy Where stories live. Discover now