Kapitel 3

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PoV. Namjoon

Nervös stehe ich hier bei der Gruppe von vier Jungen.

Es war ungewohnt für mich, hier bei ihnen zu stehen. War ich doch immer der Außenseiter gewesen, mit dem man nichts zu tun haben wollte.

Und ehrlich gesagt vertraue ich ihnen kein Stück. Wieso sollten sie mich plötzlich aufnehmen? Vor allem Seokjin.

Der beliebteste Schüler auf der Schule. Das muss doch irgendein Prank sein. Oder nicht? Anders kann ich es mir nicht erklären.

Unwohl vergrabe ich meine Hände mehr in meine Pullovertasche und schaue stumm zu Boden.

Die vier scheinen sich angeregt zu unterhalten. Über etwas, was ich nicht wirklich verstehe.

Freunde hatte ich noch nie wirklich. Ich hatte zwar schon Mal welche, doch sie haben mich nur ausgenutzt, damit ich ihre Hausaufgaben mache. Oder um mich zu verarschen.

Seitdem habe ich Probleme jemanden zu vertrauen. Wenn jemand auch nur ansatzweise nett zu mir ist, kommt mir sofort der Gedanke, dass er mich wieder nur ausnutzt oder verarscht.

Seitdem bin ich eher ein Einzelgänger. Zwar würde ich mich über Gesellschaft freuen, mit der ich viel Zeit verbringen kann, mit der ich tolle Erinnerungen schaffen kann, die mich nimmt, so wie ich bin, und doch scheint die Gesellschaft heute weniger sozial zu sein. Meist werde ich für mein Aussehen runtergemacht. Mein Gesicht sei zu rund, meine Nase zu groß, mein Lächeln zu komisch, meine Zähne zu ungerade, ich sei zu groß.

Ich weiß nicht, wieso sie das tun. Immerhin kann ich nichts für das Aussehen, mit dem ich geboren wurde. Manchmal stehe ich Minutenlang vor dem Spiegel und betrachte mich selbst.

Ich bin ein hübscher Junge. Doch für die Gesellschaft bin ich zu unperfekt. Mein Körper entspricht nicht den Standards. Und dies führt zu meinem Nachteil.

"Namjoon-ahh, hörst du überhaupt zu?" Fragt Seokjin und pieckst mir mit einem Male in die Wange.

Erschrocken zucke ich zusammen und sehe ihn an.

Alle acht Augenpaare liegen auf mir und unsicher beiße ich auf meiner Unterlippe. "Hey, ist alles okay?"

Schnell nicke ich und schaue zu Boden.

Solch eine Aufmerksamkeit bin ich nicht gewohnt. Macht er sich wirklich Sorgen? Oder spielt er das nur vor? Ich weiß es nicht..

"Vielleicht sollten wir uns erstmal wirklich kennenlernen und über Themen reden, über die Namjoon auch gerne redet!" Schlägt Hoseok vor und jeder von ihnen stimmt ein.

Ich weiß nicht...soll ich mich ihnen öffnen? Am Ende kommt dann nur wieder, dass mein Lächeln komisch aussieht.

Ich...ich kann ihnen nicht vertrauen..

"Namjoon?" Höre ich Jins Stimme, die sich unglaublich sanft anhört.

Leicht schaue ich auf und treffe auf seine dunklen Augen, die mir warm entgegen strahlen. "Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir sind wirklich nett und niemand von uns hat den Hintergedanken, dir weh zu tun. Du bist nun einer von uns. Bei uns bist du sicher. Yoongi hat zwar manchmal eine große Klappe, aber die Sachen meint er nie wirklich ernst" spricht er und sofort schnaubt Yoongi. "Gar nicht wahr! Ich spreche halt gerne meine Gedanken aus" "Die oft einfach nur unpassend sind!" Kontert Jin und ich muss gestehen, diese Konservation heitert mich ein wenig auf.

"Okok, ich fange an!" Sagt der jüngere Junge, dessen Haare tiefschwarz sind und seine Augen rundlich aussehen. Er hat noch eher kindliche Züge, volle Wangen und unschuldige Augen und doch lässt dies ihn einfach nur süß aussehen. "Also...ich bin Jeon Jungkook, bin 15! Ich liebe es zu fotografieren und mit meinen Hyungs Zeit zu verbringen! Außerdem lieeeebe ich Hasen!"

Jungkook also.

"Gut, ich als nächstes! Ich bin Jung Hoseok, bin 16, mein Hobby ist tanzen und ich habe einen süßen, knuffigen Hund!" Stellt sich der nächste vor. Seine Haare haben einen Mittelscheitel und sind orange gefärbt. Er hat ein eher längliches Gesicht und schmale Lippen, dennoch sieht er einfach gut aus.

"Min Yoongi, 17, liebe es Musik zu produzieren und bin schwul"

Überrascht weiten sich meine Augen, als der Junge mit den katzenähnlichen Augen und Mint farbenen Haaren spricht.

Er spricht es einfach so aus, dass er schwul ist? Das hätte ich mich nie getraut.

Ja. Ich bin schwul und das habe ich auch schon früh bemerkt. Ich war schon immer mehr interessiert an das gleiche Geschlecht und fand es auch nicht schlimm, als ich herausfand, das ich schwul bin. Ich bewundere sein Selbstbewusstsein.

"Ok, das beste kommt als vorletztes! Also. Ich bin Kim Seokjin. Bin 16. Ich gehe gerne raus, liebe die Farbe pink und liebe es zu backen, beziehungsweise zu kochen" stellt sich nun auch Jin vor.

Nun sehen sie mich erwartungsvoll an und ich spiele nervös mit dem Stoff meiner Innentasche.

"Du brauchst dich nicht so ganz vorstellen. Mach erstmal ruhig nur Name und alter"

Dankbar sehe ich Jin für einen Moment an.

Ich möchte vorerst keine Informationen preisgeben. Solange nicht, bis ich weiß, dass sie wirklich mit mir befreundet sein wollen. Ich möchte keine Risiken eingehen..

"Uhm...ich..ich bin Kim Namjoon und...17" stelle ich mich mit leiser Stimme vor und Jungkook lächelt breit. "Darf ich dich Moonie Hyung nennen?" Fragt der Junge, welcher mich ein wenig an einen Hasen erinnert.

"Ehm...K-Klar" stammel ich und sein Lächeln wird noch ein Stück breiter. Seine Nase rümpft sich etwas, was ihn nur noch niedlicher aussehen lässt.

Nun unterhalten sich die vier wieder und ich fühle mich für ein kleines Stück wohler. Zwar weiß ich noch immer nicht, was deren Absicht ist, aber wenn schon jemand zu mir nett ist....sollte ich es doch annehmen, nicht?

Ich kann es...doch genießen, bevor ich wieder alleine bin, oder?



The silent boy Where stories live. Discover now