Kapitel 7

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PoV. Jin

Wie es aussieht, hat sich meine Aussage bewahrheitet.

Schon seit gestern Nacht habe ich ein paar leichte Symptome bekommen, doch nun haben sie mich richtig getroffen.

Mit 40° Fieber liege ich im Bett und die Bauchschmerzen bringen mich innerlich beinahe um. Immer wieder huste ich und habe das Gefühl, als würde meine Haut verbrennen.

Wie ein Häufchen elend liege ich hier, als ich plötzlich mein Handy klingeln höre. Murrend drehe ich mich zur Seite und nehme mein Handy in die Hand. Hoseoks Name steht auf dem Display und ich gehe sofort ran.

"Hallo?" Frage ich und räusper mich kurz, da meine Stimme sich kratzig anhört. "Oh shit. Hey, geht es dir gut? Wir haben uns schon Sorgen gemacht, wieso du nicht in der Schule bist" höre ich schon seine besorgte Stimme und ich lächel leicht. "Nja...ich liege krank im Bett. Ich werde die nächsten Tage nicht kommen" erkläre ich und schon höre ich Jungkook und Yoongi im Hintergrund diskutieren. "Die anderen hören mit. Ich hoffe, das macht dir nichts aus"

Leicht schüttel ich meinen Kopf, auch wenn sie es nicht sehen können. "Nein nein, alles gut. Hey Leute" "Hey jin" "Hallo Hyung!" "Hallo"

Das letzte Hallo höre ich nur gedämpft von Namjoon. Er ist also auch da.
Ein wenig sauer bin ich auf ihn schon. Denn eigentlich liege ich hier nur wegen ihm. Dennoch kann ich ihn ein wenig verstehen. Das nächste Mal...ich sollte einfach nicht mehr fragen, ob ich kommen soll. Wahrscheinlich habe ich ihn verschreckt.

"Wir kommen nachher vorbei ja? Wir werden dich wieder gesund pflegen" sagt Hoseok kichernd. "Lieber nicht. Ich möchte euch nicht anstecken. Bleibt lieber von mir fern" antworte ich belustigt und fange an zu Husten.

"Nein nein, wir kommen vorbei! Ohne widerrede" höre ich Hoseok beinahe schon schmollend sagen und kann nicht verhindern zu lächeln. "Okay, ich erwarte euch dann" erwidere ich leise und höre dann das Klingeln im Hintergrund. "Wir müssen nun los. Bis nachher" und schon legt er auf.

Ich liebe meine Freunde so sehr. Was würde ich nur ohne sie tun?

So vergehen die Stunden und immer wieder schaue ich auf die Uhr in meinem Handy. Bald müssten sie eintreffen und ein wenig nervös bin ich schon. 

Ob Namjoon auch kommen wird? Insgeheim hoffe und wünsche ich es. Zwar haben wir uns gestritten und er war nicht wirklich nett, doch vermisse ich den größeren. 

Kaum habe ich zu ende gedacht, da ertönt auch schon die Klingel. Zum aufstehen brauche ich ein paar Versuche, als ich es aber dann geschafft habe, begebe ich mich nach unten und öffne die Tür. Um meiner Schulter ist eine Wolldecke geschlungen, da mir kalt ist. Vor mir stehen Hoseok, Yoongi, Jungkook und tatsächlich...auch Namjoon. "Da sind wir. Wir haben dir Suppe, Filme und Tee mitgebracht" summt Hoseok glücklich und ich lasse sie herein. Für den Bruchteil einer Sekunde treffen sich mein und Namjoons Blick. "Wo sind eigentlich deine Eltern?" fragt Hoseok und ich seufze. "Du kennst sie doch. Die sind wieder für längere Zeit außer Land, wegen der Arbeit" murmel ich. "Achja" 

Gemeinsam begeben wir uns in das Wohnzimmer und setzen uns auf die Couch. Die Suppe und der Tee haben ihren Platz auf dem Tisch gefunden und Jungkook macht den Film an, welchen sie mitgenommen haben.

Lilo und Stitch. 

Ein Kinderfilm, doch stört es mich recht wenig, da ich diesen Film liebe. Kinderfilme sind nun mal eben nicht nur für Kinder, da auch Erwachsene einen riesen Spaß daran haben können. Sie lassen die Kindheit wieder auf erleben und bringen Farbe in die graue Welt des Erwachsenen. Sie vermitteln Liebe, Stärke, Zusammenhalt. Das man nicht alleine ist, auch wenn man sich einsam fühlt. Das es immer jemanden gibt, der einen aufbaut und seine kaputte Welt wieder zum leuchten bringt. Außerdem erfüllt es unser inneres Kind mit leben und lässt es hell auflachen. Und das ist eines der schönsten Gefühle auf der Welt.

Durch meine Gedanken habe ich nicht mitbekommen, wie der Film gestartet hat und nun schaue ich aufmerksam die weiteren Szenen an. Das ich krank bin und sie sich eigentlich anstecken können, scheint sie nur wenig zu interessieren, da sich Jungkook und Hoseok an mich kuscheln und Yoongi und Namjoon nicht weit entfernt von mir sitzen.

Mit großem Interesse verfolgt Jungkook die einzelnen Handlungen und seine großen Augen strahlen pure Unschuld aus. Bitte lass ihn für immer dieses unschuldige Wesen sein. Verschone ihn von der Grausamkeit dieser Welt und lass ihn keinen Schmerz spüren. 

Plötzlich spüre ich ein leichtes Tippen an meiner Schulter und ich schaue zu meiner linken. Unsicher sieht Namjoon mich an, während er eine Schüssel in der Hand hält, woraus der Dampf steigt. Darin liegt noch ein Löffel und zaghaft hält er sie mir hin. Kurz bleibe ich bewegungslos, doch dann strecke ich meine Hände aus und nehme die Schüssel entgegen. "Danke" bedanke ich mich leise und er nickt. "Es tut mir leid. Alles meine ich...was ich gestern gesagt und getan habe..es war nicht nett" leise sind seine Worte und doch kann ich sie klar und deutlich verstehen. Leicht winke ich ab. "Ist schon gut, ich hätte dich nicht so bedrängen sollen" antworte ich genauso leise und seine Augen deuten Trauer an. "Ich war einfach nur...gestresst und hatte...viel im Kopf. Ich wollte es nicht an dir auslassen. Aber...ich bin es einfach nicht gewohnt, dass jemand gerne mit mir...Zeit verbringen möchte und so".

Lächelnd schaue ich ihn an. "Ist schon okay. Wir..werden das ganze einfach langsam angehen lassen, ja?" schlage ich vor und nun lächelt auch er. "Ja. Das...wäre toll" 

Glücklich drehe ich mich nun wieder zum Film hin und fange an, die Suppe zu essen. Hin und wieder kann ich mir einen Nieser und ein Husten nicht verkneifen, aber stören tut es mich nicht wirklich. Allein die vier hier zu haben macht mich glücklich und lässt mich wohl fühlen. Sie zeigen, dass sie mich wirklich gern haben und immer für mich da sind, wenn etwas ist. Und natürlich werde ich es auch immer sein. Sie sind meine kleine Familie und um diese werde ich mich so kümmern, als wären sie mein eigen Fleisch und Blut. 

Noch lange bleiben sie hier und kümmern sich um mich. Gemeinsam schauen wir noch ein paar Filme oder unterhalten wir uns. Ich halte mich eher zurück, um meine Stimme zu schonen, dennoch höre ich ihr Gespräch aufmerksam zu. Nun müssen sie leider gehen und wir stehen an der Tür. "Danke, dass ihr hier wart. Es tat wirklich gut und war schön" bedanke ich mich und Yoongi nickt. "Würden wir jederzeit wieder tun" lächelnd nicken die anderen drei und ich spüre, wie meine Augen ein wenig feucht werden. "Ah, ich hab euch lieb" gespielt weinend wische ich mir die imaginären Tränen weg. "Nun dann Hyung! Werde schnell wieder gesund!" spricht Jungkook energisch und ich nicke. "Ich werde mein bestes geben!" 

Kurz umarmen wir uns noch und dann gehen sie schon ihre eigenen Wege. Für einige Minuten bleibe ich hier an der Tür gelehnt noch stehen, doch dann mache ich sie zu und begebe mich zurück in mein Zimmer. Der Tag war wirklich schön. Das könnten wir öfters machen! Und vielleicht...vielleicht taut Namjoon dann auch langsam auf und kann er selbst sein. Das wünsche ich mir wirklich sehr, denn jeder sollte er selbst sein, ohne sich zu verstecken. 

The silent boy Where stories live. Discover now