Kapitel 16

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PoV. Jin

Glücklich gehe ich neben Namjoon her, während das fahle Mondlicht auf uns herab strahlt. Immer wieder schaue ich zu dem älteren. Von der Seite sieht er so unglaublich schön aus, wie sich der Mond in seinen dunklen Augen spiegelt und seine fluffigen Haare durch die leichte Briese tänzeln.

"Das war ein wirklich angenehmer Abend" spreche ich dann sanft in die Stille hinein und schaue hoch zum hellen Mond, dessen Form mich an einen Luftballon erinnert. Namjoon brummt leise. "Da stimme ich dir zu. Dies können wir gerne öfters wiederholen" antwortet Namjoon und seine Stimme lässt einen angenehmen Schauer über meinen Rücken krabbeln.

Immer wieder taucht seine Hand in meinem Augenwinkel auf und das Verlangen in mir, seine große Hand zu halten, steigt immer mehr und meine Hand zuckt für einen kurzen Augenblick. Jedoch verdränge ich dieses Verlangen, da ich ihn nicht verschrecken oder überfordern möchte.

Dafür war der Abend bisher wirklich schön und dies möchte ich nicht durch dieser Geste versauen.

Oft fährt ein Auto bei uns vorbei, wodurch unsere idyllische Atmosphäre zerstört wird und ich immer wieder genervt aufstöhnen könnte. Ansonsten zirpen leise die Grillen im Hintergrund, wodurch es einen Touch von Gemütlichkeit annimmt.

Tief ziehe ich die Luft ein, welche ausnahmsweise wirklich angenehm riecht. Auch, wenn ich mich nicht täusche, kann ich ein wenig von Namjoons Geruch wahrnehmen. Er riecht herrlich nach einem Gemisch aus Zitrone und seinem männlichen Eigengeruch.

Leicht erhitzen sich meine Wangen, da sich Szenarien in meinem Kopf bilden, die ich am liebsten direkt wieder verscheucht hätte.

Wie wir miteinander kuscheln würden und ich an seinem süchtigmachenden Geruch riechen könnte. Okay, vielleicht klingt das urkomisch, dennoch stört mich das nicht allzu sehr. Ich würde so vieles mit Namjoon tun wollen...so viel erleben wollen...wenn er mich nur lassen würde. Aber ich habe keine Ahnung, was der ältere für mich fühlt, weshalb ich all diese Wünsche, all diese Gedanken für mich behalten sollte.

"Und was machen wir nun?" Frage ich und bleibe an einer Kreuzung stehen, während ich mich zu ihm drehe. "Es tut mir leid, aber ich muss nun langsam nach Hause. Meine Eltern mögen es nicht, wenn ich abends lange draußen bin" murmelt Namjoon und sofort macht sich die Enttäuschung in mir breit, jedoch lächel ich ihn leicht an. "Ist schon okay, kann ich verstehen. Dennoch danke, dass du heute gekommen bist" wisper ich und schaue hoch in seine dunklen Augen, die von der Straßenlaterne angestrahlt werden.

Dadurch wirken Namjoons Augen warm und lassen mich wohl und sicher fühlen. "Natürlich. Aber....Jin. Ich...ich habe nachgedacht" beginnt er und legt seinen Kopf ein wenig schief, während er einen Schritt auf mich zu geht. "Ja?" Hauche ich und kann meinen Blick nicht von ihm abwenden.

Wieder kommt er mir ein wenig näher, ehe wir nur noch wenige Zentimeter entfernt stehen. "Das mit dem Kuss...es tut mir leid..."

Ein Stich zieht durch mein Herz, da dies nur bestätigt, dass er den Kuss bereut hat.

"Mhm?" "Es tut mir leid, dass ich danach einfach verschwunden bin..ich war überfordert und wusste nicht Recht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich habe noch nie wirkliche Erfahrungen mit...liebe gemacht und als das dann passiert ist...ich...ich" lächelnd lege ich eine Hand auf seine Schulter, während ich den Kopf schüttel, ihm zeige, dass alles okay ist. "Es ist alles gut Namjoon. Du musst dich nicht rechtfertigen. Klar...es hat mich am Anfang stutzig gemacht. Und vielleicht auch ein klein wenig verletzt...aber ich verstehe dich vollkommen. Ich weiß selber, dass dieser Kuss zu schnell kam und auch zu plötzlich"

Auch wenn du derjenige warst, der mich geküsst hat..

"Ich möchte, dass du dich wohl fühlst und nicht...du weißt schon. Also...alles ist gut" zögerlich und auch erleichtert schaut mich der ältere an, während er mich auf einmal in eine feste Umarmung zieht. "ich danke dir Jin...womit habe ich dich nur verdient?" Wispert er und ich gluckse leise, während ich meine Augen schließe und diese angenehme Wärme genieße.

Angenehm schnell schlägt mein Herz gegen meine Brust und auch die Schmetterlinge bleiben nicht untätig. Diese Umarmung ist zwar nichts besonderes, für mich zeigt sie jedoch nur, wie sehr mir Namjoon vertraut.

Dieser Junge hat sich gut entwickelt. Zwar ist er manchmal noch still und hört lieber zu, dennoch ist er viel offener, als was er am Anfang war. Er sucht mehr unsere Nähe, möchte sich beteiligen und auch erscheint sein süßes Lächeln immer mehr.

Das Lächeln, was mir den Rest gab, um mich in ihn zu verlieben, die Grübchen, die das Lächeln nur noch bestärken. Vielleicht fühlt er nicht das selbe für mich, okay, ich habe keine Ahnung, was er für mich fühlt, und doch reicht mir seine Nähe vollkommen aus. Solange er bei mir ist, bin ich glücklich. Solange es ihm gut geht, bin ich froh.

Nach schrecklich kurzer Zeit löst sich Namjoon wieder von mir und sieht mir in die Augen. Jedoch bemerke ich, dass wir nicht wirklich viel Abstand zwischen uns haben, was bedeutet, dass er nicht allzu viele Schritte von mir weg gemacht hat.

Dies macht mich irgendwie froh.

Während wir uns in die Augen schauen, habe ich das Gefühl, als würde die Welt um uns herum still stehen. Als würden nur wir beide existieren und die Welt uns gehören. Nur wir beide, ohne jeglichen Vorurteilen, ohne jeglichen Beschimpfungen.

Nur wir beide und zwei Herzen, die im Takt von einem schlagen.

Leise vibriert Namjoons Handy und holt uns zurück in die Realität, dass die Welt nicht uns gehört und wir nicht einfach aufhören könnten. Wir nicht zusammen sein könnten, ohne schräge Blicke, ohne das Tuscheln. "Ich sollte...gehen" haucht er leise, um die Atmosphäre nicht zu zerstören und ich nicke leicht. "Das...solltest du" erwidere ich zart.

Keiner von uns beiden scheint sich aus dieser Starre lösen zu wollen und doch ist er es dann, der seinen Blick abwendet.

Ich will schon meine Hand heben, um ihn mit einem winken zu verabschieden, da kommt er mir mit einem Mal wieder näher und legt seine großen Hände auf meine Wangen.

Überrascht sehe ich ihn an und will fragen, was los ist, jedoch beugt sich der größere von uns beiden vor und legt sanft seine Lippen auf meine Stirn.

Wie erstarrt stehe ich hier, als ich diese federleichte Berührung spüre und wage es nicht, mich auch nur irgendwie zu bewegen. Viel zu überrascht bin ich von der Geste, als das ich noch irgendwie reagieren beziehungsweise handeln kann.

Als Namjoon sich löst, schaue ich ihn stumm an. "Ich wünsche dir eine gute Nacht...Jinie" haucht er und schon entfernen sich seine weichen Hände von meinen Wangen und so verschwindet auch er von meinem Sichtfeld. 

The silent boy Where stories live. Discover now