Kapitel 2

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Der gottverdammte Schönling

Ich mag den Geruch von Menschen. Ihre Gefühle. Ihre Angst. Und den Blick, den sie mir zuwerfen, wenn sie mich sehen.
Wenn ich es ihnen gestatte.
Natürlich nur dann.
Die Frauen oder Mädchen kichern meistens und kriegen rote Wangen, die Männer hingegen betrachten mich wie einen Rivalen.
Den sie aber nicht besiegen können. Und das wissen die Klügsten von ihnen.

Ich lehne an einem Baum neben der Menschenschule und lasse meinen Blick über die Menge schweifen. Ich weiß wonach ich suche. Und schon bald sehe ich sie. Ihre Aura pulsiert nicht, sie ist nicht da, als ob sie eine Tote wäre. Faszinierend.
Die Mädchen, alle Anderen, kichern und werfen sich aufreizend ihr Haar über ihre Schultern, aber diesmal bin ich nur ihretwegen hier. Unentwegt beobachte ich sie durch meine Sonnenbrille, wie sie ihren Blick besorgt über den Hof wandern lässt, wie sie ihrer Freundin zuhört und dann -urplötzlich- zu Lachen anfängt.
Seit diesem Abend, als ich die Erde zerstören wollte und sie dann gesehen hatte, konnte ich nicht anders. Ich musste sie erneut sehen. Musste sie kennenlernen. Und das wichtigste zuerst: sie ausfindig machen.

Letzteres war einfach gewesen.
Ich hatte nicht lange gebraucht und in dem Radius von dem Ort an dem ich sie gesehen hatte jede Schule abgesucht nach dieser Aura. Nach diesem Mädchen.
Und hier war sie.
Ihr Lachen, ihr wunderschönes, wunderschönes Lachen zog mich in einen Bann. Es ist ergreifend, berührt mein Herz wie zuvor nur Sie es konnte.
Als sie näher kam, richtete ich mich unwillkürlich auf und grinste sie lässig an. Doch sie lief einfach an mir vorbei und ließ mich grinsend stehen. Alle anderen Mädchen seufzten verzückt und einige mutige kamen näher zu mir heran. Ich konnte es ihnen nicht übel nehmen, aber die indirekte Abfuhr saß und machte mich wütend.
Noch nie hatten mir Mädchen widerstanden, noch nie hatten sie mich ignoriert.
Noch nie hatte mich das Mädchen, das ich zu beeindrucken versuchte nicht wahrgenommen.
Verdruss vergiftete mich und Wut strömte durch meine Adern.
Plötzlich stellte sich ein Mädchen vor mich und sprach mich mit einem verführerischem Lächeln ausgestattet an: ,,Sag mal, bist du neu hier?" Sie hatte sich so vorgebeugt, dass man ihr sehr gut in den Ausschnitt schauen konnte. Aber das kümmerte mich in diesem Moment herzlich wenig. Ich betrachte ihr Gesicht kurz und sah mir dann ihren Körper an. Sie war hübsch, aber nicht vergleichbar mit ihr.
Sie lächelte immer noch kokett und warf erneut ihre Haare zurück verschränkte ihre Arme vor der Brust und pushte sie so.
,,Und?" Sie blinzelte mich an.
Mein Blick glitt über die anderen Mädchen, die um uns herum standen.
Anscheinend war sie die Anführerin. Rotes, offenes Haar, dass sie aufreizend schüttelte und rot bemalte Lippen, die sich zu einem besitzergreifenden Lächeln verzogen. Ich grinste sie lässig an und sagte, leise, so dass es nur sie es hören konnte.
,,Kein Interesse, Mädchen.", lächelte sie nochmal an und ließ sie mit offenem Mund stehen.

Wieder tobte die Wut in mir. Nur diesmal war sie auf diese Schlampe gerichtet. Dank ihr hatte ich sie aus den Augen verloren.
Als ich die Schule betrat und auf den Gang rannte, sah ich sie nirgendwo. Mist, ich bringe dieses Mädchen dafür um, dass sie mich abgelenkt hat. Plötzlich rempelte mich jemand an. Ich wollte zu einem Schlag ausholen, doch kam nicht dazu, da ich erneut diese unvergleichliche Faszination spürte.
Das ist sie.
Ich blickte sie erneut an, durch meine Sonnenbrille und versuchte Augenkontakt herzustellen, doch erneut sah sie an mir vorbei. Sie starrte peinlich berührt vor sich hin und rannte, nach einer kurzen Entschuldigung, davon.

Hab ich dich endlich.

Ich grinste wieder. Die Wut in mir verschwand so schnell wie sie gekommen war. Diesmal würde die mir nicht mehr entkommen.

Mit schnellen Schritten folgte ich ihr durch die überfüllten Gänge.

Kuss eines GottesWhere stories live. Discover now