Kapitel 74

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Hades

Ich sah es zwar mit meinen eigenen Augen, aber konnte dennoch nicht glauben was gerade geschah.

Als ich den Raum betrat, sah ich sie. In all ihrer Pracht, in ihrer ganzen Vollkommenheit. Sie war wunderschön, schnell, umwerfend und sie war vor allem eins: lebendig.
Ich sah wie sie kämpfte, als wäre es damals, zu der Zeit bevor dem Feuer, wie sie siegessicher lächelte und mein Herz schlug schneller, schneller in jedem Augenblick der verstrich.
Doch plötzlich, unbewusst rief ich nach ihr.
Ihren Namen auszusprechen war beflügelnd. Es war befreiend, unglaublich, ich ergötzte mich daran.

Was darauf folgte war es allerdings nicht.

Sie wandte sich mir zu und ihre Augen weiteten sich als sie mich entdeckte.
Sie sah mich und ich sie an und die Zeit schien still zu stehen, als ich plötzlich eine Bewegung wahrnahm.
Schnell, tödlich, aggressiv.

Zu schnell um zu reagieren.
Meine Augen weiteten sich entsetzt und das Blut in meinen Adern gefror zu Eis.
Ares schlug zu.
Seine Axt krachte in ihren Rücken und blieb dort stecken.
Mit einer schwerfälligen Bewegung taumelte sie leicht, ihre Augen wurden dunkler und goldenes Blut rann ihr den Mundwinkel hinab.
Langsam tropfte es zu Boden. Ihre Kleidung verfärbte sich zu einem wunderschönen Goldton. Unter ihr eine glänzende Lache.
Verwunderung huschte über ihr Gesicht, gefolgt von Erkenntnis. Kurz darauf hoben sich zu meinem Entsetzen ihre Mundwinkel und sie grinste uns an.
,,Habe es wohl doch nicht gepackt. Tut mir leid, Poseidon."

Da bemerkte ich, dass sie nicht mehr mich ansah sondern die Person neben mir betrachtete.
Mein Blick löste sich allerdings nicht von ihr.
Ein wuterfüllter Schrei bahnte sich den Weg durch meinen Körper und hinaus. Die Erde begann zu Bebben.
Ares hinter ihr starrte mich herablassend Lächelnd an.
,,Wir sehen uns, ihr Pisser."
,,Nein!"
Gleichzeitig schrien wir und brüllten, der Boden um mich herum riss auf. Die Risse waren wie Krallen. Blitzschnell schossen sie auf die nun am Boden liegende Kore und Ares zu.
Es knackte laut und ein wildes Rauschen ertönte, fast wie der Schrei einer Bestie und um uns herum brach eine Menge Wasser aus der Umgebung hervor. Mein Blick glitt nun doch unwillkürlich zu Poser und erstaunt sah ich, wie mein sonst so verspielter, lässiger Bruder vor Zorn brodelte. Seine Augen reflektierten die tosenden Wut, die in ihm herrschte. Wie ein Sturm, so dunkel waren sie und genauso wild.
Seine Arme ausgestreckt, sein Blick auf Kore gerichtet.
Seine Haut begann sich von seiner jetzigen Gestalt zu lösen, schnell wie herabrieselndes Wasser. Er wuchs, und strahlte mehr Macht aus als zuvor.
Auch ich fühlte, wie meine Gefühle mich längst übermannt hatten.
Ohne es bemerkt zu haben, hatte auch ich mich verwandelt und hielt meinen Stab fest in der Hand.
Rücksichtslos oder nicht- ich musste sie retten.
Das Gefühl brannte mich von innen heraus aus.
,,Netter Versuch." Die Worte hallten um uns herum wieder, wie unsere geballte Kraft auf sie einschlug.
Rauch stieg auf, Wasser schlug tosend zusammen und verlief sich im nächsten Moment im Boden.

Ich war starr. Erstarrt. Sah zu, wie sie in dem einen Moment noch da, und im nächsten Moment verschwunden waren.
Ein tonloser Schrei verließ meinen Mund und Verzweiflung zerriss mein Herz.
,,Nein... wie..."
Poser stand neben mir, sank in sich zusammen.
,,Sie sind... fort..."


Kuss eines GottesWhere stories live. Discover now