Kapitel 4

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Der Typ mit der Sonnenbrille (ein paar Minuten zuvor)

Ich hatte sie endlich eingeholt und betrachtete sie dann einfach nur.
Sie redete mit ihrer Freundin, deren Gesicht ich immer noch nicht gesehen hatte, was mich aber nicht weiter störte, da Leia meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte.
Ich hörte genauer hin und bekam ihren Namen mit. Leia.
Ein wunderschöner, einzigartiger Name. Plötzlich war da eine schnelle Bewegung und sie drehte sich endlich um. Und sah mich an. Und ihr Blick, ihr Blick sprach tausend Worte. Ein Grinsen bildete sich unwillkürlich auf meinem Gesicht.
Sie fand mich heiß. Wie sie mich musterte, verursachte mir eine Gänsehaut.

Tja, ich bin auch heiß.

Ich grinste. Sie gehörte schon so gut wie mir. Und ich wollte sie auch haben. In weniger als einer Sekunde lief ihr Gesicht rot an und sie drehte sich schnell um. Ich wusste nicht warum, aber mir gefiel das nicht. Sie sollte mich weiter anschauen.

Ich werde sie eh rumkriegen.
Und dann nehme ich sie mit. Weg von dieser Welt.

Doch da fing ich den Blick ihrer Freundin auf. Und mich überlief eine alte Vertrautheit. Verwirrt betrachtete ich sie. Aber das konnte nicht sein, sie konnte nicht, oder....
Dieses Glitzern in den Augen... das ist doch....das konnte nicht sein...ich grinste. Ich würde diese Augen überall wiedererkennen. Dass ich sie hier wieder treffen würde, bei dem Mädchen, das ich haben wollte, war klar.
Ihr Blick drückte pure Wut und Verachtung aus und die ganze Flirterei von vor ein paar Sekunden war verschwunden, kurz nachdem sie mich erkannt hatte. Ihr Blick sagte förmlich: ich töte dich, wenn ich die Gelegenheit dazu finde. Das war also Leias ,,Freundin".
Jetzt möchte ich Leia nur umso mehr besitzen, sie unbedingt erobern. Meine Familie ist also schon hier. Das würde witzig werden.
Mit einem Lachen sah ich meiner werten Nichte nach, wie sie meine neue Liebe, den Grund für meinen Aufenthalt auf der Erde und ihr Weiterbestehen, wegzog.
Doch sie würden sie mir nicht wegnehmen. Nicht wie letztes Mal. Ich knirschte mit den Zähnen. Die Erinnerungen waren zu schmerzhaft, als dass ich sie jetzt erneut aufkeimen lassen könnte. Also drehte ich mich  pfeifend um und ging zum Sekreteriat, um endlich meinen Plan auszuführen.

Es würde auf jeden Fall interessant werden.

Aber zuerst musste ich mich mit dem etwas Uninteressanteren befassen. 
Meine Gedanken wanderten zu meiner werten Nichte und die witzige, wenn auch vollkommen nachvollziehbare Angst meiner Familie, dass ich die Welt zu zerstören würde.
Doch es war mir nicht mehr wichtig. Zumindest vorerst nicht. Sich nun meinen Racheglüsten zu ergeben wäre fatal und nicht gewinnbringend.

Ich schüttelte stumm den Kopf, stieß die Tür zum Sekreteriat auf und betrat den Raum. Bloß die Sekretärin saß gelangweilt hinter dem Schreibtisch und stempelte Papiere. Schluss. Es reichte. Ich musste mich zusammenreißen. Nun war Konzentration angesagt.

Ich setzte mein charmantestes Lächeln auf und ging zu der Frau, deren schwarze Haare in alle Richtungen zeigten.
Show-time!
Ich blieb dicht vor dem Tisch stehen und beugte mich zu der Frau Mitte 30 runter, auf deren Namensschild: ,,Ms. Rain" draufstand.
Sie sah immer noch nicht hoch.
Hach, was waren Menschen bloß so narzisstisch und ich-bezogen. Alle anderen außer sie selbst waren irrelevant. Ebenso die Bedürfnissen und Probleme der Anderen.
Ich räusperte mich. Immer noch keine Reaktion.
Wieder stieg die Wut in mir auf. Aus diesem Grund verachtete ich Menschen.
Provokation um Provokation.
,,Ms. Rain?" Beim Klang meiner Stimme blickte sie sofort auf. Wenigstens auf eines war Verlass.
Als sie mich sah errötete sie sofort und begann sich durch ihre Haare zu fahren und an ihrer Bluse rumzuzupfen. Lächerlich. Als ob das jetzt noch was nützen würde.
,,Wie kann ich helfen?"
,,Ich wollte meinen Anmeldebogen abholen. Ich sollte ihn an meinem ersten Tag holen, zumindest wurde mir gesagt, dass er dann fertig sein würde."
Sie nickte wie in Trance und griff in einen Stapel Papiere, drehte sich quieckend um und kramte darin.
Nach kurzer Zeit wandte sie sich wieder mir zu und hielt mir lächelnd alle nötigen Papiere hin.
Perfekt.
Ich grinste sie an und nahm diese entgegen.
,,Danke sehr, meine Liebe. Aber du bist hier ab sofort nicht mehr von Nöten. Wenn du verstehst was ich meine?" Ich zog eine Augenbraue spielerisch hoch und begann mich vor ihren Augen zu wandeln.

Ich spürte, wie sich mein Körper zu verändern begann. Ich wurde größer und dünner. Scharfe, lange Krallen wuchsen mir, die in dem Licht der Lampen leicht glänzten. Fangzähne stießen meinem Gebiss hervor und Narben bildeten sich auf der übrig gebliebenen dünnen Haut, die schon an einigen Stellen abblätterte.
Die Frau wurde kreidebleich und begann schon nach kurzem hysterisch zu schreien. Was für ein Pech, dass ich diesen Raum mit einem kleinen Trick Schalldicht gemacht hatte und sie so keiner hören konnte.

Ein Grinsen bildete sich auf meinem Antlitz und ich rief Malochai zu mir. Der Dæmon erschien mit gebeugtem Kopf und nispelte: ,,Eure Gottheit, ihr habt gerufen."
Ich nickte leicht und befahl mit einer Stimme, die selbst den Toten Angst und Ehrfurcht bereitete:
,,Malochai, Dæmon Alpha, ich will, dass du sie zum Schweigen bringst und danach die Stellung hier übernimmst."
Der Dæmon verneigte sich nocheinmal vor mir und drehte sich zu der schreienden Frau um. Ich beobachtete belustigt das Schauspiel, dass sich mir erbot: eine schreiende Menschliche, bedroht von meinem Alpha- Dæmon.
Sie hatte keine Chance.

Er beugte sich mit saberndem Mund vor und entblößte alle seine Zähne, die im Schein der Lampen in bunten Farben glänzten. Sie bestanden aus verschiedenen scharfen Materialien, die er im Laufe der Zeit gesammelt hatte. Langsam kroch er auf sie zu, und ich konnte mir vorstellen, wie der Frau zumute war, so wie mir damals vor langer, langer Zeit. Malochai war ein Monster, ledernde Haut bedeckte seine herausragenden Knochen und blätterte an einigen Stellen ab, wo sich dann verwestes Fleisch zeigte. Seine Augen waren schwarz und die eines Käfers, sein Gesicht verstellt und Wunden klafften überall dort. Scharfe, lange Krallen an Füßen und Händen vollendeten das Kunstwerk und einen der gehorsamsten Dæmonen der Unterwelt. Ich lachte leise, als die Tür hinter mir aufging und....

Kuss eines GottesWhere stories live. Discover now