Kapitel 13

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Leopold

Die Sonne brannte. Nur sehr schwerfällig fegte er den Innenhof des Wohnhauses. Es war heiß.

Marko half den beiden an der Akademie angestellten Gärtnern dabei die Pflanzen zu gießen.

Leopold langweilte sich. Zwar hielt ihn die Arbeit beschäftigt, doch die Aufgaben waren meist sehr monoton. Freizeit hatte er nur sehr wenig und die Stunden, die er hatte, klebte Marko oft an ihm, da Finn das Alleinsein sehr schätzte.

So kam Leopold nicht voran. Er hatte etwas in der Stadt zu erledigen, aber noch hatte sich ihm keine Gelegenheit geboten. Er sollte dort, im Auftrag seines Heimatdorfes, ein Päckchen von einem alten Freund des Dorfältesten abholen. Ein wichtiges Päckchen. Doch bis in die Stadt konnte er ohne einen direkten Auftrag der Prinzessin nicht. Die Diener wurden vom Personal der Akademie streng überwacht. Ohne eine Unterschriebene Notiz von Julia mit einem klaren Auftrag kam er nicht hinaus. Und ohne ihre direkte Erlaubnis konnte er sich nicht besonders weit von ihr entfernen.

Die Prinzessin konnte er nur schwer einschätzen. Sie war freundlich. Sie war offen. Sie war höflich. Sie war sehr hübsch.

Ihre Freundlichkeit hatte ihn überrascht. Er hatte sich eine verzogene Göre vorgestellt, doch das drei Jahre jüngere Mädchen war nicht verzogen. Würde sie ihn in die Stadt gehen lassen, wenn er darum bat? Sollte er es riskieren zu fragen? Oder würde sie dann Verdacht schöpfen? Er brauchte einen Grund... Einen Brief verschicken? Nein... Die Akademie hatte einen eigenen Briefkasten und eine eigene Poststelle. Dafür musste niemand das Gelände verlassen... Sollte er seinem Kontakt schreiben? Nein. Die Post der Diener wurde streng überwacht. Es gab keine Privatsphäre... Er konnte sich das Päckchen nicht schicken lassen. Die Gefahr war zu groß, dass das Personal der Poststelle das Päckchen überprüfte. Es öffnete.

Das war undenkbar! Unverzeihlich. Das Schicksal seiner Heimat hing von diesem Päckchen ab.

Besser ich warte noch etwas... Vielleicht kommt die Gelegenheit ganz von allein.

Julia

„Zum Ende der Stunde habe ich noch ein paar Ankündigungen", sagte ihr Klassenlehrer, ein kleiner, runder Mann mit einem langen Bart, und setzte sich an auf seinen Schreibtisch. „Bitte denkt daran, dass wir hier eine Feenplage haben. Bitte lasst keine Süßigkeiten und keinen Zucker offen liegen. Ihr lockt sonst nur Feen in das Gebäude, welche dann alles stehlen, was süß schmeckt. Und denkt bitte daran, dass wir nächste Woche unser Fest zum Schulanfang feiern. Die höheren Klassen werden Aktivitäten anbieten. Ich habe gehört, dass eine der Abschlussklassen eine Wasserschlacht plant. Als Schüler der Einstiegsklassen wird es für euch eine Begrüßungsveranstaltung in der Aula um zehn Uhr geben. Bitte seid alle pünktlich." Er packte seine Sachen zusammen und ging zur Tür. „Als Hausaufgabe lest ihr bitte die Seiten 23 bis 26 im Buch. Wir werden darüber morgen einen kleinen Test schreiben. Ich wünsche euch allen noch einen schönen Tag."

„Ein Test?" Helga stöhnte. „Dabei wollte ich mir heute die Stadt ansehen. Stattdessen kann ich jetzt lernen..."

„Es soll nur ein kleiner Test werden. Du kannst sicher trotzdem in die Stadt." Julia packte ihre Tasche zusammen. Als nächstes stand Geschichte auf dem Stundenplan. Das Fach fand in einem anderen Raum am Ende des Flures statt. Erst nach den beiden Stunden Fechten in der Sporthalle würde sie ihre erste Stunde in Magie haben. In einem anderen Gebäude.

Sie musste sich eingestehen, dass es ihr Spaß machte, mit anderen den Unterricht zu besuchen. Doch auf das letzte Fach hätte sie lieber verzichtet.

Hexe - Der AufstandWhere stories live. Discover now