Kapitel 46

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Peter

Am Freitagabend herrschte geschäftiger Trubel im Schloss. Überall war geputzt worden und in der Küche zauberte das Personal ein köstliches Essen. Die Königin lächelte den ganzen Tag über und der König sah ebenfalls zufrieden aus. Grund für die Freude war der Besuch, den sie erwarteten. Fritz und seine Verlobte, die bis Sonntagabend bleiben würden.

Julia war für das Wochenende leider nicht freigestellt worden, da am Freitagabend alle Schüler des ersten Jahres der Akademie ihre erste Reitstunde hatten. Diese durfte auch eine Prinzessin nicht verpassen. Doch für den Ball zur Feier ihrer neuen Magie würde sie dabei sein. Ohne sie konnte der Ball auch schlecht stattfinden, obwohl Peter vermutete, dass Julia nichts dagegen hätte. Ihr Ball sollte in zwei Wochen am Samstag stattfinden.

Er bedauerte, dass sie nicht beim Abendessen dabei war. So musste er sich allein der überschwänglichen Freude seiner Mutter stellen, die bereits den ganzen Tag über davon sprach, dass sie es kaum erwarten konnte, die junge Hexe kennenzulernen, die Fritz sicher gewählt hatte.

„Sie ist sicher eine wundervolle junge Dame!" Seine Mutter lächelte in ihren Tee. „Und sie könnten jederzeit hier sein. Ich kann es kaum erwarten."

Peter rollte mit den Augen.

Damit der erste Eindruck perfekt war, hatte seine Mutter ihm und seinem Vater neue Anzüge nähen lassen, die zu ihrem neuen, dunkelblauen Abendkleid passten. Ihm taten die Schneider leid, die in letzter Minute die Kleidung nähen mussten. Die Anzüge von Peter und seinem Vater sahen identisch, schlicht und unglaublich langweilig aus. Daher hatte Peter sein Bestes getan, um seinen Anzug zu verbessern. Eine große, funkelnde Brosche zierte nun sein Revers und er trug bunte Socken und Pantoffeln, welche seine Mutter noch nicht bemerkt hatte.

Sie saßen gemeinsam im Kaminzimmer und warteten dort auf die Ankunft von Fritz und seiner geheimnisvollen Hexe. Diener hatten den Kamin angezündet und auf einem Servierwagen standen kleine Törtchen und Kekse.

Dann, endlich, kündigte ein Diener die Ankunft von Fritz und seiner Paula, Paula Schmal, an. Eine bürgerliche.

Die Königin hüpfte beinahe vor Freude in dem Lehnsessel, in welchem sie saß, als der Diener mitteilte, dass die ersehnten Gäste da waren. Peter musste schmunzeln. Seine Mutter, die im Lehnsessel hüpfte? Wie auf einem Trampolin? Das war ein lustiger Gedanke. Der Diener hielt den Gästen die Tür auf. Zusammen mit Fritz kam eine hübsche junge Frau mit dunkler Haut und kurzen, krausen Haaren. Sie lächelte schüchtern und machte einen unbeholfenen Knicks.

„Mutter? Vater? Peter? Das ist Paula", stellte Fritz sie vor.

„Es freut mich, Euch kennenzulernen." Paula sah schüchtern die Königin und den König an. „Fritz hat mir viel von Euch erzählt."

„Hat er das?" Die Königin nickte. „Kommt. Setzt euch zu uns." Sie zeigte auf ein kleines Sofa, gegenüber von dem, auf welchem Peter und sein Vater saßen. „Hattet ihr beide eine angenehme Fahrt? Ihr seid sicher erschöpft. Fritz hat erzählt, ihr hättet euch in einem Krankenhaus kennengelernt?", fuhr die Königin fort, als die beiden sich gesetzt hatten.

Paula nickte. „Die Fahr war sehr lang, ja. Ich arbeite im Krankenhaus in Blautal am Empfang." Sie betrachtete unruhig ihre Teetasse, in welche Fritz ihr Tee eingoss.

„Das Krankenhaus in Blautal ist eines unserer neuen Krankenhäuser." Fritz lächelte zufrieden. „Ich habe dort einige Monate lang die neue Krankenhausleitung eingewiesen und bei der Wahl des Personals geholfen. Da haben wir uns das erste Mal getroffen."

Die Königin nickte. „Am Empfang? Dann sind Sie keine Heilerin, Paula?"

Für Peter wirkte die Unterhaltung wie ein Bewerbungsgespräch und nicht wie ein informelles Kennenlernen.

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt