Kapitel 49

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Julia

Nach dem Abendessen folgte Julia ihrer Mutter in das Kaminzimmer, wo diese den Abend genießen wollte. Ihre Mutter freute sich über die Gesellschaft und sie setzten sich zusammen an den Kamin. Peter war auf sein Zimmer verschwunden und Fritz, Cleo und Lea wollten in der Bibliothek Karten spielen. Wo ihr Vater war, wusste sie nicht. Er hatte beim Abendessen nicht viel gesagt.

„Kommst du an der Akademie gut voran? Haben sich deine Noten gebessert?", wollte die Königin wissen. „Sind deine Lehrer zufrieden mit dir?"

„Sie sind zumindest nicht unzufrieden." Außer wenn es um das Fechten und den Schwertkampf geht... „Meine Noten sind bislang gleichgeblieben."

Die Königin nickte. „Nun, deine Geschwister hatten alle sehr gute Noten... Vielleicht brauchst du einfach etwas mehr Zeit. Deine Geschwister erfuhren schließlich nicht, dass sie zu den Größten unserer kleinen Gemeinde gehören werden. Das ist etwas sehr Besonderes. Freust du dich auf morgen?"

„Schon," log Julia. „Ich habe mich gefragt..."

„Ja?"

„Nun... Marko und Leopold werden doch beim Ball aushelfen?"

„Wenn sie dort eingeteilt wurden? Ich koordiniere nicht, wo unsere Diener arbeiten. Dafür haben wir auch Personal. Darum kümmert sich Herr Mühe. Warum fragst du mich das?"

„Nun, ich habe mich gefragt, ob... Wir werden doch auf der Bühne immer von einem Diener bedient... Könnte das Finn übernehmen? Im Saal kann er nicht aushelfen, aber uns zu bedienen? Das müsste gehen."

„Das ist eine wunderbare Idee." Ihre Mutter lächelte. „Deine Diener sollten alle drei auf der Tribüne präsent sein."

„Alle drei?" Julia wunderte sich. „Nicht nur Finn?"

Das Feuer im Kamin knisterte behaglich und ihre Mutter wärmte sich die Hände daran. „Was ist für eine Königin wichtig?", fragte sie ihre Tochter.

„Weise zu sein?"

„Ja. Weisheit ist gut, aber ich möchte auf etwas anderes hinaus. Macht. Und diese auch zu zeigen. Du bist eine Prinzessin und dazu noch eine mächtige Hexe. Wenn wir deine Diener präsentieren, demonstrieren wir unsere Macht. Dieser Ball demonstriert Macht. Macht und Reichtum. Wir sind nicht schwach, Julia. Und das sollen alle sehen."

Julia hatte kein Interesse daran, Macht zu demonstrieren und die Worte ihre Mutter beunruhigten sie, doch zumindest konnte sie Finn seinen Wunsch erfüllen. Er würde den Ball sehen.

Die Königin schickte einen Diener, um Herr Mühe zu ihnen zu bestellen, damit sie ihm ihren Wunsch mitteilen konnten. Herr Mühe, ein älterer, klein gewachsener Mann, der Finn, Marko und Leopold an Julias Geburtstag in Empfang genommen hatte, versprach, sofort den Dienstplan der Diener zu überarbeiten und eilte dann geschäftig davon.

„Mama?", fragte Julia nun und beobachtete, wie die Flammen des Feuers in ihrem eigenen Rhythmus tanzten.

„Ja Schatz?"

„Warum hast du die Vampire eingeladen? Und meinen Halbbruder? Torsten?"

„Habe ich dir das nicht in meinem Brief geschrieben?"

„Nein. Du hast nur geschrieben, dass sie eingeladen sind."

„Oh." Die Königin strich ihren Rock glatt. „Dann hatte ich sicher meine Gründe. Mach dir über das Warum keinen Kopf. Morgen feiern wir erst einmal dich. Dein Bruder Torsten wünscht Teil unserer Familie zu sein und ich möchte das ihm ermöglichen. Auf meine Weise. Jeder in unserer Familie hat einen Platz. Du, meine Kleine, bist für großes geboren, aber Torsten?" Die Augen ihrer Mutter blickten finster in das Feuer. „Wenn er einen Platz möchte, werde ich ihm einen anbieten."

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt