Dienstag 1.2

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Marcos Sicht:
Wieso muss Mats auch immer so feinfühlig sein. "Kenne ich sie?", hakt er weiter nach und ich weiß, dass ich nicht um eine Antwort herumkommen werde. Langsam nicke ich, während Mats die Augen schließt und mit dem Kopf schüttelt. "Warum sie, Marco? Du kannst jede haben. Wirklich jede, aber ausgerechnet Milena", sagt er und ich bin ihm dankbar, dass er ihren Namen deutlich leiser als den Rest ausgesprochen hat. "Das ist einfach so passiert. Glaubst du ich mache das extra", gebe ich zurück und sehe, wie Mats mich anstarrt.

"Das ist nicht nur Spaß für dich?", fragt er und guckt dabei ziemlich entsetzt, so dass ich grinsen muss. Es kam mir schon seltsam vor, in Frankfurt, einfach mit Milena zu schlafen. Sie ist nicht der Typ für sowas. Auch wenn sie es wahrscheinlich nie zugeben würde, ist da immer ein bisschen Gefühl, was sie mit jemandem schlafen lässt. Vielleicht weiß sie es auch einfach noch nicht. "Wir haben auch Spaß, aber es ist anders, als mit allen anderen Frauen bisher", erkläre ich und bin jetzt schon froh, wenn das Verhör hier beendet ist. "Wenn du glücklich bist, okay. Aber ich glaube nicht, dass Erik das verstehen wird", antwortet Mats mir und ein ungutes Gefühl kommt in mir auf. Ich habe es nie verstanden, wenn jemand etwas mit einer alten Beziehung von einem Freund anfängt und jetzt mache ich genau das. "Natürlich wird er das nicht verstehen. Er hat es mit Milena ja auch nicht hinbekommen", gebe ich zurück und weiß, dass sich das ziemlich hart anhört. Aber es stimmt. "Sie ist irgendwie eine Nummer zu groß für ihn gewesen", sagt auch Mats nachdenklich und bestätigt das, was ich mir schon vor Monaten gedacht habe. "Ich will garnicht wissen, wie Erik darauf reagiert", erzählt er weiter. Von mir aus kann er es wissen. Hauptsache Milena geht es am Ende gut damit.

Zu Hause angekommen sehe ich, wie Milena friedlich auf der Couch liegt und gleichmäßig atmet. In diesem Moment bin ich mir sicher, dass es richtig ist, es mit ihr versuchen zu wollen. Sie liegt einfach schlafend in meinem Wohnzimmer und beeindruckt mich schon dadurch. Ganz anders als alle andern Frauen, die ich sonst so hatte und die immer gedacht haben, mich durch irgendetwas Besonderes auf sie aufmerksam zu machen. Aber keine kam auf die Idee einfach nur schlafend in meinem Wohnzimmer zu liegen, wodurch ich das Gefühl von Vertrautheit spüre. Milena muss sich hier wohl fühlen, wenn sie so ruhig hier liegen kann. So leise wie nur möglich lege ich mich neben sie und betrachte sie. Genau das wollte ich vorhin im Training, neben ihr liegen, und jetzt habe ich es. Glücklich betrachte ich sie und würde sie am liebsten, so nah wie möglich, an mich heranziehen und mit Küssen bedecken. Es ist schön, wenn jemand zu Hause auf einen wartet.

Verschlafen öffnet Milena ihre Augen und stupst zärtlich mit ihrer Nasenspitze gegen meine und flüstert mir ein "Hey" zur Begrüßung zu. Vorsichtig spiele ich mit einer ihrer Haarsträhnen und nehme ihren Geruch war. Wieso muss sie nur so gut riechen, es ist nur natürlich, dass jeder in ihrer Nähe verrückt wird. Mit einem Lächeln auf den Lippen genießt sie es, wie ich ihr den Nacken kraule und seufzt leise vor sich hin und ich glaube, noch nie so schöne Geräusche gehört zu haben. "Wie war das Training?", fragt Milena und wir verschränken unsere Hände miteinander und ich frage mich, wann ich das letzte Mal einfach so mit einer Frau dagelegen habe. "Erik vermisst dich und Mats weiß, dass du es bist", fasse ich zusammen. Dass du es bist, die ich gerne mit mir glücklich sehen möchte und für die ich all meine Vorsätze über Bord werfe.

"Ich wollte ihm nicht wehtun", sagt Milena mit so einer Ehrlichkeit, dass ich eine Gänsehaut bekomme. "Ich weiß", flüstere ich ihr zu und hebe ihr Kinn an, so dass wir uns in die Augen sehen können. Behutsam lege ich meine Lippen auf ihre und genieße einfach nur den Moment. Milena und ich. Alleine, ohne irgendetwas was uns stören könnte. Lächelnd lösen wir uns voneinander und Milena beginnt liebevoll mit ihren Fingern durch meine Haare zu fahren und ich schließe genüsslich die Augen. Mittlerweile liege ich in ihrem Schoß und lasse die zärtliche Behandlung ihrerseits über mich ergehen. "Weißt du was ich gedacht habe, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe?", fragt sie kichernd und ich gucke von unten zu ihr hoch und bin ernsthaft gespannt. "Ich habe gedacht, dass du arrogant bist, total unsensibel und ein Draufgänger. Aber ich habe mich wohl getäuscht", erklärt sie mir und legt ihre Hände auf meine Brust ab, so dass ich diese umschließe. "Obwohl ein Draufgänger kannst du schon sein, oder?", fragt sie und ich kann das Grinsen aus ihrer Stimme hören. "Bei dir mache ich mal eine Ausnahme", gebe ich zurück und kann mir ein scheues Lächeln nicht verkneifen. "Und ich hätte dich im November am liebsten schon gefragt, ob du nicht mal mit mir ausgehen willst", gebe ich zurück und kann hören, wie Milena erstaunt ausatmet. "Wirklich?", hakt sie interessiert nach. "Hmm", bestätige ich meine Aussage und setze mich auf, um ihr in die Augen zu sehen.

"Kuscheln wir noch?", fragt Milena mich, nachdem wir uns bettfertig gemacht haben und sitzt sehnsüchtig wartend im Bett und beobachtet mich. "Klar", antworte ich ihr und beuge mich über sie, um ihr einen Kuss zu geben. Schnell legt Milena ihre Hände in meinen Nacken und lässt sich nach hinten fallen, so dass ich auf ihr liege. "Du bist schwer. Machst wohl zu wenig Sport", kichert sie unter mir, so dass ich belustigt den Kopf schüttle. "Und du bist ganz schön frech", gebe ich zurück und werde mit aufgerissenen Augen angeguckt. "Kuscheln wir trotzdem?", fragt Milena mit einem Blick, dem man nachgeben muss. Geduldig warte ich, bis sie bequem liegt und decke uns vorsichtig zu, um ihre Liegeposition nicht zu gefährden. "Gut so?", frage ich nach und sehe, wie sie zufrieden nickt und ganz ruhig daliegt und mich einfach ansieht. Das letzte Mal lag ich vor zwei Jahren mit einer Frau kuschelnd im Bett und merke, wie sehr mir dieses Gefühl gefehlt hat. Meine Finger malen Kreise auf Milenas Rücken und sie legt ihren linken Arm um meinen Bauch und erzählt vor sich hin. "Was sagst du?", frage ich leise und spüre, wie sie weiter nach oben rutscht um mir einen Kuss zu geben, den ich nur zu gern erwidere. "Selbstgespräche", erklärt sie mir wie selbstverständlich, als sie den Kopf anhebt um deutlich zu sprechen. Belustigt schüttle ich den Kopf, wüsste aber gerne, was für Selbstgespräche sie führt. "Schlaf gut, Marco", flüstert sie mir leise zu und die liebevolle Art, wie sie meinen Namen ausspricht lässt mich erschaudern.

Der Abend, der alles verändert (Erik Durm & Marco Reus FF)Where stories live. Discover now