7. Dezember

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von Dina Ladimo6 (letsdance.seite)

PART 2 von 2

"Und? Wie läufts?", fragt Cheyenne aufgeregt, nachdem sie Valentina in eine der Klokabinen gezogen hat. "Naja...", druckst Valentina herum, "Ich habe irgendwie nicht mit Rurik gerechnet." Cheyenne lacht: "Na immerhin kannst du dich jetzt nicht beschweren, dass ich dir ein zu uncooles Date ausgesucht habe." "Das nicht.", sagt Valentina, "Aber irgendwie ist Rurik mir einfach zu cool. Vor allem weiss er, dass er cool ist und das macht ihn einfach arrogant." "Jetzt übertreibst du aber.", beschwert sich Cheyenne und möchte wissen: "Was hat er denn gemacht, dass du ihn so arrogant findest?" Valentina zuckt mit den Schultern. "Ich kann es auch nicht so genau beschreiben. Also eigentlich hat er sich gar nicht so arrogant verhalten, ausser dass er gesagt hat, dass er mal Profifussballer werden will und anscheinend davon überzeugt ist, dass er das auch ohne Probleme schafft." Cheyenne verdreht die Augen. "Das ist alles? Ist doch gut, wenn er an sich glaubt, sonst wird das mit der Profikarriere eh nichts und soweit ich gehört habe, ist er auch wirklich richtig gut." „Ja, aber er tut bestimmt nur so nett, weil er mich irgendwie rumkriegen will, nur um mich danach wieder fallen zu lassen!", verkündet Valentina trotzig ihre Gedanken von vorhin. „Valentina, sei nicht blöd!", weist Cheyenne sie zurecht, „Rurik ist echt ein richtig netter und witziger Typ! Und er hat sich mega gefreut, mit dir zum Ball zu gehen, also rede ihn nicht so schlecht!" „Achja? Und seit wann kennt ihr euch so gut, dass du das alles über ihn weisst?", fragt Valentina patzig. Ihre Schwester versucht sie zu besänftigen: „Välly, reg dich nicht auf. So gut kennen wir uns jetzt auch nicht aber er ist ziemlich gut mit David befreundet, da war er halt ein paar mal dabei, als wir uns getroffen haben und er ist auf jeden Fall nicht arrogant. Und, dass er sich gefreut hat, mit dir zum Ball zu gehen, habe ich ihm angemerkt, als ich ihn gefragt habe." "Was hast du eigentlich zu ihm gesagt? Meine arme Schwester schafft es nicht, sich selber ein Date zu organisieren also übernehme ich das für sie?", möchte Valentina wissen. Zögerlich antwortet Cheyenne: "Naja, also ehrlich gesagt habe ich einfach so getan, als wäre ich du und ihn ganz normal gefragt, ob er mit mir also mit dir zum Ball gehen möchte." Entgeistert reisst Valentina die Augen auf. "Du hast was? Jetzt denkt Rurik also, dass ich unbedingt mit ihm zum Weihnachtsball gehen wollte?" "Wieso findest du das so schlimm? Er hat sich wirklich gefreut, als ich ihn gefragt habe." "Keine Ahnung. Irgendwie ist mir das peinlich und ich war die letzte halbe Stunde auch nicht unbedingt besonders freundlich zu ihm. Jetzt wird er mich bestimmt für völlig verrückt halten, dass ich erst unbedingt mit ihm hier hin will und ihm dann die ganze Zeit nur knappe Antworten gebe.", erwidert Valentina, woraufhin Cheyenne grinsend eine Augenbraue hochzieht. "Es ist dir also wichtig, was er von dir denkt.", stellt sie fest. "Nein! Also irgendwie schon... Ach, ich weiss auch nicht.", stammelt Valentina und schaut zu Boden, damit ihre Schwester nicht sieht, dass ihr Gesicht dabei einen rosa Ton annimmt. "Du magst ihn also doch!", freut sich Cheyenne, die Valentina direkt durchschaut hat und sie nun in eine aufgeregte Umarmung zieht. "Naja, irgendwie schon.", gibt Valentina schliesslich zu, was dazu führt, dass ihre Schwester erneut vor Begeisterung aufquiekt und sie noch doller umarmt. "Lass mich mal wieder los.", beschwert sie sich und Cheyenne fragt grinsend: "Du möchtest wohl möglichst schnell wieder zu deinem Rurik?" "Er ist nicht mein Rurik! Aber ja, ich würde gerne langsam wieder zu meinem Date, dem du ja verklickert hast, dass ich unbedingt Zeit mit ihm verbringen möchte, also sollte ich das jetzt wohl auch tun.", erklärt Valentina sachlich, löst sich aus der Umarmung ihrer Schwester und verlässt die Kabine, um wieder nach oben in die Aula zu gehen.

Es dauert eine Weile, bis sie sich durch die vielen Menschen wieder zu ihrem alten Platz durchgekämpft hat. Dort wartet schon Rurik und streckt ihr eine Tasse Punsch entgegen. "Ich weiss, es ist vielleicht etwas warm hier drin aber das war definitiv das weihnachtlichste, was ich finden konnte und ich dachte, dass du dich vielleicht drüber freust.", erklärt er und Valentina lächelt ihn zum ersten Mal an diesem Abend ehrlich an. "Danke! Da hast du recht, ich liebe alles, was irgendwie weihnachtlich ist. Wir könnten ja kurz nach draussen gehen und den dort trinken. Da ist es dann ja auch nicht so warm.", schlägt sie vor. Rurik nickt und folgt ihr vorsichtig mit dem dampfenden Punsch nach draussen. Dort angekommen setzen sie sich auf eine Bank und beginnen ihren Punsch zu trinken. Plötzlich spürt Valentina etwas Kaltes auf ihrer nackten Schulter. Sie schaut nach oben und ruft begeistert: "Es schneit!" Die zu Beginn einzelnen weissen Flocken werden immer grösser und dichter, bis eine feine Schicht den ganzen Pausenhof bedeckt. "Wir sollten vielleicht mal wieder rein, sonst erkälten wir uns noch.", stellt Rurik fest und zieht Valentina von der Bank hoch. "Aber es ist doch grad so schön!", protestiert sie, doch Rurik lässt sich nicht davon überzeugen, weiterhin draussen zu bleiben. "Das schon, aber wenn wir danach krank werden, bringt uns das auch nichts. Dein Kleid sieht wirklich nicht so warm aus. Lass uns zumindest kurz die Jacken holen." "Ach, du hast ja Recht. Dann komm, wir gehen nochmal in die Aula. Wir haben ja noch gar nicht getanzt und das gehört sich doch für einen Ball.", willigt Valentina überschwänglich ein. Rurik lacht und merkt an: "Es wäre mir eine Ehre, mit dir die Tanzfläche unsicher zu machen." Kichernd kehren die beiden zurück in die Aula, stellen ihre mittlerweile leeren Punschtassen auf einem Tisch ab und begeben sich zur Tanzfläche. "Darf ich bitten?", fragt Rurik mit einer extratiefen Verbeugung, was dazu führt, dass Valentina noch mehr kichert. "Aber gerne doch.", antwortet sie und ergreift seine Hand, die er ihr entgegengestreckt hat. Gerade läuft Rockin' Around the Christmas Tree und die beiden tanzen und hüpfen wild auf der Tanzfläche herum. Valentina merkt, dass Rurik sich echt gut bewegen kann und verdreht innerlich schmunzelnd die Augen. 'Das war ja klar.', denkt sie sich, freut sich dann aber einen talentierten Tanzpartner für den Abend zu haben, statt sich darüber aufzuregen, dass er eine weitere Sache nahezu perfekt beherrscht. Lange tanzen sie so weiter zu den unterschiedlichsten Weihnachtsliedern und auch ein paar normalen Songs und versuchen zwischendurch immer mal wieder, sich über die Musik und den Lärm der Menschenmenge hinweg laut schreiend zu unterhalten. Je länger der Abend wird, desto besser wird die Party und Valentina merkt immer mehr, wie viel Spass sie mit Rurik haben kann und wie leicht es ihr fällt, sich fallen zu lassen, jetzt wo sie sich nicht mehr selber vorschreibt, Rurik nicht zu mögen. Unauffällig schaut sie während dem tanzen zu ihm rüber. Dass er sehr gutaussehend ist, weiss Valentina schon lange, aber jetzt ist da noch was anderes. Zum ersten Mal nimmt sie seine unglaubliche Ausstrahlung wahr, die es ihr nicht erlaubt, ihren Blick wieder abzuwenden. Sie beobachtet ihn, wie er lacht, tanzt, zwischendurch dabei lustige Gesichtsausdrücke macht und voller Begeisterung die Lieder mitsingt. Rurik ist so beschäftigt damit, dass er Valentinas Blick überhaupt nicht bemerkt, bis plötzlich die Musik leiser wird und er sich zu ihr umdreht, während die ersten Töne der Musik von Drei Haselnüsse für Aschenbrödel erklingen, was jedes Jahr als letzter Song des Weihnachtsballs gespielt wird. Ihre Blicke treffen sich und Rurik streckt Valentina fragend seine Hand entgegen. Valentina ergreift sie und lässt sich von ihm näher ran ziehen. Dann legt sie vorsichtig ihre Arme um seinen Nacken und er seine an ihre Hüfte. So tanzen sie ein paar Takte, bis Rurik leise flüstert: "Weisst du, ich habe mich wirklich sehr gefreut, als du mich gefragt hast, ob wir zusammen zum Ball gehen wollen. Ich hätte dich eigentlich gerne selber eingeladen aber ich habe mich nicht getraut, weil ich nicht mal sicher war, ob du weisst, dass ich existiere." Durch die neugewonnene Nähe ist es definitiv einfacher geworden, sich zu unterhalten. "Alle an dieser Schule wissen, dass du existierst Rurik.", flüstert Valentina zurück. Er lacht leise und erwidert dann: "Naja, du hast mir nie Beachtung geschenkt. Da konnte ich ja nicht wissen, ob ich dir je aufgefallen bin." Einen Moment lang zögert er, doch dann spricht er vorsichtig weiter: "Wenn ich ehrlich bin habe ich mir diesen Moment schon lange gewünscht, wir beide, zusammen auf dem Weihnachtsball, zusammen beim Tanzen... Um genau zu sein seit ich dich damals in der Grundschule im Theaterstück gesehen habe. Valentina, ich habe das vorhin ernst gemeint, dass ich dich dort ganz toll fand. Seit dem Moment habe ich als kleines Grundschulkind für dich geschwärmt und irgendwie hat das bis heute nicht so richtig aufgehört." Überrascht schaut Valentina ihn an und erwidert leise: "Das ist sehr süss." Sie schenkt ihm ein schüchternes Lächeln und Rurik lächelt zurück. Dabei schaut er ihr tief in die Augen und Valentina spürt ein leichtes Kribbeln in ihrem Bauch. "Ich muss dir auch noch was sagen.", flüstert sie dann und fährt fort: "Wenn du schon so ehrlich bist, will ich das auch sein. Eigentlich habe ich dich gar nicht gefragt ob wir zusammen zum Ball gehen wollen, sondern Cheyenne. Also sie hat so getan, als wäre sie ich, weil ich mich bei ihr beschwert habe, dass ich kein Date finde und sie meinte dann, dass sie das für mich übernimmt. Als ich vorhin dann gemerkt habe, dass sie dich zu meinem Date gemacht hat, war ich im ersten Moment komplett überfordert. Ich dachte immer, dass du total arrogant bist, weil du so beliebt bist und alles so gut kannst. Deshalb war ich am Anfang auch nicht besonders freundlich, aber dann habe ich immer mehr gemerkt, dass du so gar nicht bist, dass ich mich mit dir richtig wohl fühle und dass ich dich irgendwie doch ganz schön toll finde. Es tut mir leid, wenn ich dadurch jetzt den Moment kaputt gemacht habe und auch, dass ich dir so unrecht getan habe, aber ich wollte einfach ehrlich sein." Rurik schaut sie etwas überfordert von den ganzen Informationen an und ergreift dann das Wort: "Du hast den Moment nicht kaputt gemacht. Ich schätze es sehr, wenn man ehrlich ist und eigentlich ist doch jetzt auch egal, was du in der Vergangenheit von mir gedacht hast oder wer das Date zwischen uns nun arrangiert hat. Hauptsache, wir sind jetzt zusammen hier." Vorsichtig sieht er ihr erneut in die Augen und fügt dann leise hinzu: "Und Hauptsache, du findest mich jetzt auch ein bisschen toll." "Ich glaube sogar mehr als ein bisschen.", flüstert Valentina und schaut Rurik lächelnd in die Augen. Dieser blickt kurz auf ihren Mund, bevor sein Blick ihren wieder trifft. Ganz langsam nähern sich ihre Gesichter immer weiter, bis ihre Lippen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. Valentina schliesst ihre Augen und überbrückt die letzten Zentimeter, bis ihre Lippen sanft auf Ruriks treffen. Vorsichtig erwidert er den Kuss und die beiden lösen sich erst wieder, als der letzte Ton des Liedes verklungen ist. "Das war der schönste Weihnachtsball, den ich je hatte.", flüstert Valentina und Rurik stimmt ihr zu: "Das finde ich auch. Frohe Weihnachten, Valentina."

Let's ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt