Kapitel 4

107 6 0
                                    

Er blickte auf Scarlet herab, diese sah ihn geistesabwesend an „Weisst du wie lang wir dich gesucht haben?" fuhr Silver sie an „Es schon Abends!" Immer noch schauten ihn leere rote Augen an „Hallo, hörst du mir überhaupt zu?!"langsam merkte er, wie ihn ihm die Wut brodelte und als sie sich immer noch nicht bewegte oder etwas sagte, seufzte er frustriert und sagte „Hör zu, Dowling und Harwey sind ziemlich nachsichtig mit dir aber das gilt nicht für mich. Wir kennen dich nicht und vertrauen können wir dir auch nicht. Wir wissen nicht einmal was deine Absichten sind. Ich verstehe nicht einmal, warum Rosalind will dass du hier bleibst." Jetzt kehrte langsam Leben in ihre Augen zurück „Was?" war das einzige was sie antwortete „Komm jetzt mit runter." knurrte er zwischen seinen Zähnen hervor und machte einen Schritt auf sie zu, während Scarlet sich langsam erhob.
Beide kletterten durch das offene Fenster hindurch und standen im Zimmer, wo Harwey und Dowling schon warteten „Ich hab dir doch gesagt dass du keine Dummheiten machen sollst!", fuhr Farah sie an „Ich hab gar nichts getan. Ich saß doch nur auf dem Dach." gab Scarlet zurück und steckte ihre Hände in den Pulli den sie trug „Es geht trotzdem nicht, dass du einfach verschwindest ohne etwas zu sagen. In Zukunft lässt du das besser oder wir müssen andere Konsequenzen treffen." unterstütze Saul Farah und wählte die letzten Worte mit Bedacht „Oh bitte." ,Scarlet drehte sich abrupt zu ihm um und funkelte ihn böse an, „Es gibt nichts, was nicht schon an mir getestet oder nicht gemacht worden ist. Eurer Konsequenzen bringen bei mir so gut wie gar nichts und gehen mir am Arsch vorbei."
Als Scarlet den bösen Blick von Farah bemerkte, hob sie die Hände nach oben und signalisierte somit dass sie niemanden was tun wollte „Tut mir leid, dass ich niemanden was gesagt habe aber ich war lange genug eingesperrt, okay?" sie drehte Saul und Dowling den Rücken zu, wartete einen Moment und ging dann an ihnen vorbei und legte eine Hand auf die Türklinke „Scarlet, wo willst du hin?" fragte Farah „Ich kann eure Angst vor mir spüren, deshalb ist es wohl besser ich verlasse euch jetzt." Harwey stellte sich ihr in den Weg „Das geht leider nicht. Rosalind hat uns befohlen dich hier zu behalten." Sie atmete schwer aus „Von einem Gefängnis ins nächste, was." aber sie drehte sich wieder um und setzte sich auf das Bett.
Während Silver und Harwey gegangen waren, blieb Dowling vor der Tür zur Krankenstation stehen. Irgendwas hielt sie zurück, jetzt einfach auf ihr Zimmer schlafen zu gehen fühlte sich falsch an. Also drehte sie sich um, drückte die Türklinke hinunter und betrat erneut das Zimmer.
Scarlet saß immer noch auf dem Bett und starrte geistesabwesend vor sich hin. „Was haben sie mit dir gemacht?" fragte Farah einfach so hinaus und Scarlet schaute sie an „Das hat dich nicht zu interessieren." gab Scarlet zurück „Vorhin meintest du, dass es nichts gebe was nicht gemacht worden ist mit dir. Was haben sie gemacht? Als ich für diesen kurzen Moment in deinem Kopf war, habe ich fürchterliche Dinge gesehen und gespürt." dabei setzte sie sich vor Scarlet. Scarlet schwieg, dann holte sie tief Luft „Hör zu, wir kennen uns gerade mal ein paar Tage und nur weil du hartnäckig wie sonst was bist, heißt das nicht, dass ich dir hier meine Lebensgeschichte erzählen werde. Die übrigens jetzt nicht die Schönste ist."
Erst da bemerkte Farah, was sie da genau von Scarlet verlangte. Sie nickte einmal kurz, drehte sich frustriert um und wollte gerade das Zimmer verlassen als Scarlet nochmal anfing zu sprechen „Gib mir einfach ein bisschen Zeit. Ich habe eh genug davon verloren." Dowling nickte kurz und verließ dann das Zimmer.

Als Farah endlich gegangen war, verlor ich mich wieder in meinen Gedanken. Ich legte den Kopf auf meine herangezogenen Knie und schloss die Augen.
Vor meinem geistigen Auge tauchte Gaius hässliche Fratze auf.Ich riss meine Augen wieder auf, um nicht länger dieses grässliche Gesicht zu sehen.
Ich hob den Kopf und schaute auf meine Hand, dabei ließ ich eine blaue Flamme in dieser erscheinen und sah ebenfalls wie meine Fingernägel länger wurden und sich schwarz verfärbten. Dabei fiel mir auf, dass sich ebenfalls meine Hand und meine Handgelenke schwarz verfärbten und an meinen Fingern kleine Schuppen zum Vorschein kamen Es breitet sich also aus.
Ich hielt die Flamme näher an mein Gesicht Du wirst dafür bezahlen, Gaius. Für das was du getan hast und für das was du aus mir gemacht hast. Ich schloss meine Hand und die Flamme erlosch. Anschließend drehte ich mich auf die Seite, zog die Bettdecke über mein Kopf und schlief ein.
Es waren einige Tage vergangen als mich Farah endlich aus meinem Zimmer abholte und sagte: „Dir wurde noch gar nicht das Gelände gezeigt, oder? Rosalind meinte, dass du dich frei auf dem Gelände bewegen darfst, so lange du nichts anstellst. Also komm mit." Ich lief hinter ihr her, während sie mir alle Räume und das Gelände zeigte.
Ich hörte ihr gar nicht richtig zu, als sie mir alles zu den einzelnen Räumen erklärte. Ich wusste, dass sie mir das alles nicht aus Freundlichkeit heraus zeigte, sondern dass sie schlicht und einfach einem Befehl von ihrer Vorgesetzten ausführte. Vielleicht versucht sie so mein Vertrauen zu gewinnen... Darauf kannst du lange warten. Ich vertraue niemanden mehr.
Vereinzelte Menschen liefen an uns vorbei und begrüßten Farah freundlich. Diese grüßte zurück „Das sind einige Schüler hier in Alfea. Rosalind, Saul, Ben und ich unterrichten sie hier." erklärte sie mir während wir das Gebäude verließen und hinaus gingen. Ich nickte einfach teilnahmslos.
Nach einiger Zeit kamen wir zu einer kleinen Bank aus Stein, die auf einem Hügel stand. Von der Bank aus konnte man das gesamte Gelände von Alfea überblicken.
Die Sonne ging gerade auf, die die gesamte Landschaft in ein wunderschönes goldenes Licht hüllte. Ich blickte einfach nur direkt in die Sonne. Früher haben Kate und ich uns den Sonnenaufgang bei der großen Mauer angeguckt...
Farah wickelte sich ihren langen grünen Mantel ein bisschen enger um den Körper, vergrub ihr Gesicht in ihrem Schal und rieb sich die Hände, um sie zu wärmen. Sie drehte sich um und sah dass ich in einem einfachen schwarzen Top mit ebenfalls schwarzer Leggings neben ihr stand „Ist dir nicht kalt?" Ich schüttelte den Kopf und antwortete flüsterte: „Ich spüre nichts mehr. Kälte, Wärme, Schmerzen oder ähnliches machen mir nichts mehr aus." dabei schaute ich auf meine Hände „Sie haben dafür gesorgt, dass ich sowas nicht mehr spüre." ich stockte „Den Geschmacksinn haben sie mir auch genommen. So etwas wie Hunger kenn ich nicht mehr und trotzdem kann mein Magen knurren. Das einzige was ich noch schmecke ist..." ich schloss meine Hand zu einer Faust „... ist das Blut, wenn ich jemanden töte." und dieser Geschmack ist so bitter wie der Tod selbst.
Ich schüttelte den Kopf und ging an Farah vorbei, die mich fassungslos anstarrte und klopfte ihr dabei einmal kurz auf die Schulter „Okay ich hab dann alles gesehen. Gehen wir zurück."
Ihren Blick konnte ich genau in meinem Rücken spüren, während wir schweigend Richtung Schule zurückgingen.
Zurück in Alfea ging ich erst einmal duschen. Ich stand ohne Klamotten vor dem Spiegel und betrachtete meinen Körper. Meine Arme und Beine übersäht mit Narben, ich drehte mich um und sah auf meinem Rücken fünf riesige tiefe Narben, die von einer Klaue stammten. Ich schloss die Augen und erinnerte mich an jenen Tag.

„Töte es. Das ist ein Befehl." keuchend stand ich da, aus verschiedenen Wunden an meinen Körper tropfte das Blut auf den Boden.
Vor mir war ein riesiger schwarzer Drache, er brüllte und schoß auf mich zu. Im letzten Moment warf ich mich flach auf den Boden und er flog über mich hin weg „Ich habe dir befohlen es zu töten!!" der Mann in schwarzer Rüstung brüllte mich an, drehte sich zu einem der Magier um murmelte „Brenn es ihr in ihren Schädel ein!". Ein stechender Schmerz und lila Augen brennten sich in meinen Kopf ein. Ich fing an zu schreien und wand mich unter Schmerzen „Töte. Zerstöre. Verschlinge." diese drei Worte hallten in meinen Kopf immer und immer wieder. Mit einer Handbewegung stoppte Gaius den Magier und wiederholte seinen Befehl.
Ich schaffte es vom Boden aufzustehen. Mit zitternden Händen ließ ich ein Schwert mit meiner Magie erscheinen. Erneut schoss der Drache auf mich zu und ich ging in Kampfposition. Kommt er von rechts? Oder von links? dachte ich mir und überlegte fieberhaft.
Genau das war der Fehler gewesen. Während ich überlegt hatte, war er einfach über mich hinweg geflogen, hinter mir gelandet und ehe ich überhaupt reagieren konnte, bohrte sich seine gesamte Klaue in meinen Rücken, wo er tief in Fleisch schnitt und ich von ihm weggeschleudert wurde und in der Barriere landete, die uns beide gefangen hielt. Diese verpasste mir dann noch einen Stromschlag.
Dies war der erste Moment wo meine Wut an überhand gewann.
Wild brüllend stürzte ich mich auf das Biest, ignorierte alle Wunden und Schmerzen in meinem Körper und sprang auf seinen Rücken. Der Drache versuchte mich abzuschütteln aber ich stach mein Schwert in eine weiche Stelle zwischen seine Schuppen, um so einen Halt zu finden. Er brüllte vor Schmerzen und schlug mit den Flügeln um abzuheben.
Ich streckte die Hand aus und ließ tausende von Schwertern erscheinen und auf seine Flügel hinunter regnen. Er stürzte wieder hinunter und ich sprang auf seinen Kopf.
Über meiner Hand erstand ein riesiger Speer und ich rahmte ihn in den Kopf und einen zweiten durch seinen Rücken hindurch ins Herz. Seine blutroten Augen suchten die meine. Unsere Blicke trafen sich und ich sah seine Verzweiflung. Seine Hilf- und seine Machtlosigkeit. Er war, wie ich, ein Gefangener.
In diesem Moment wurde mir bewusst was ich getan hatte und mir wurde plötzlich furchtbar übel.
Ich sprang von dem Kopf hinunter und fiel auf meine Knie. Er kroch noch ein Stück zu mir hin und plötzlich hörte ich es. Es galt einem traurigen Wimmern.  „Scarlet...".
Erschrocken sah ich ihn an und bemerkte wie das blutrot in seinen Augen verschwand und eine strahlendes blau zum Vorschein kam. Dann wich auch diese Augenfarbe aus seinen Augen und er blieb regungslos liegen.
Bevor ich mich wieder richtig bewegen konnte, packten mich zwei Wachen an den Armen und drückten mich auf den Boden. „Gut." Gaius trat von hinten an mich heran und packte mich an den Haaren „und jetzt sieh hin."
Unter Schmerzen richtete ich meine Augen erneut auf die schwarze Kreatur und sah wie schwarzer Dampf von dem Körper ausstieg. Ich riss erschrocken die Augen auf und sah wie sich der Drache sich zu einem Menschen zurückverwandelte.
Es war Ezekiel.
Ezekiel lag tot vor mir. „Was ?! Oh Gott... Nein...NEIN!" ich fing an zu schreien als ich meinen besten Freund und meinen früheren Kampfpartner vor mir liegen sah. Leblose Augen starrten mich an und seine sonst braunen Haare waren blutverschmiert.
Ein altes Bild tauchte in meinem Kopf von ihm auf „Lass uns die besten Beschützer der Anders-Welt werden!" er grinste mich frech an gab mir ein High Five.
Ich versuchte mich aus dem Griff der Wachen rauszuwinden aber diese hielten mich fest auf den Boden gedrückt „Er war schwach. Er hat die Kontrolle verloren. Schwach wie ein Biest. Nur wer wahre Macht besitzt hat Kontrolle" Gaius flüsterte mir ins Ohr, ließ meine Haare los und sagte der Wachen „Ich will das sie Magie Blocker von Grad 8 bekommt. Das sie so viel Magie unter Grad 5 freisetzen kann ist unglaublich und darf nicht nochmal vorkommen. Bringt Experiment Zero zurück in die Zelle und versorgt grob ihren Rücken. Ich will nicht dass meine beste Waffe an ein paar Wunden stirbt. Morgen wird sie im Labor mit mehr Drachen-Blut infiziert."
Erneut versuchte ich mich loszureißen, ich wollte mich auf ihn auf ihn stürzen, ihn sein Gesicht zerkratzen und ihn einfach nur umbringen. „Ich hasse dich! Ich hasse dich!" eine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, eine der Wachen drückte mein Gesicht noch mehr auf den Boden. Er beugte sich nochmal runter zu mir „Ich war nicht der, der ihn umgebracht hat, nicht wahr?"
Jegliche Emotionen entwichen meinem Gesicht und meinem Körper entwichen alle Kräfte.
Die Wachen rissen mich hoch und trugen mich davon. Ich starrte auf die Leiche von Ezekiel und bemerkte wie ein Teil in mir in diesem Moment ebenfalls starb.

Ich öffnete wieder die Augen und ging zur Dusche. Als ich sie voll aufdrehte und das warme Wasser über meinen Körper lief, rutschte ich an der Wand hinunter, schlang meine Arme um meine Beine und vergrub mein Gesicht in ihnen. Das heiße Wasser lief meinen Rücken entlang und verbrannte mir leicht die Haut.
Ich spürte es nicht einmal.

Fluch der Flamme Место, где живут истории. Откройте их для себя