Kapitel 5

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Es waren gute sechs Monate vergangen, seitdem sie Scarlet gefunden hatten und sie schien sich langsam einzugewöhnen. Ebenfalls ließ sie sich langsam auf ihr Umfeld ein.
Mit der Zeit hatten sich Silver, Andreas und sie angenähert und trainierten nun häufig zusammen.
Ebenfalls konnte Harwey mit Scarlet offener sprechen und auch mit Farah schien sie sich sehr gut zu verstehen.
Über ihre Vergangenheit jedoch schwieg die Rotäugige. Jeden Tag war sie auf dem Trainingsfeld von den Spezialisten und trainierte dort, oder meditierte alleine auf dem Dach von Alfea.
Farah war gerade dabei einer der Klassen zu unterrichten, als ihr im Augenwinkel auffiel, wie Rosalind mit Scarlet im Schlepptau über das Schulgelände ging. Beide gingen Richtung Wald, in Richtung Steinkreis. Rosalind hatte in letzter Zeit Scarlet immer wieder dort hin mitgenommen, warum wusste keiner, da niemand sie begleiten durfte. Die Mentorin behielt die Weißhaarige weiterhin streng im Blick und ließ ihr wenig Freiraum, was bei den beiden mächtigen Feen häufig in heftigen Diskussionen endete. Magie wurde, zum Glück, bei diesen Streitigkeiten noch nicht eingesetzt.
Farah drehte sich zu ihren Schülern um „Für heute machen wir erst einmal Schluss, lest euch bitte einmal die Seiten 333 und 334 einmal durch. Dann können wir morgen darüber sprechen." sagte sie und beobachtete wie die letzten Schüler den Raum verließen, eher auch sie sich beeilte runter zu Harwey zu laufen.
„Sie gehen schon wieder dahin." während sie es sagte, ließ sie sich auf einen Stuhl fallen.
„Wenn Rosalind was durchziehen will dann kommst du halt nicht dabei rum. Ein Befehl ist ein Befehl. Scarlet gehorcht, was anderes hat sie wahrscheinlich nie kennengelernt", sagte Ben und reichte ihr eine Tasse Tee.
„Aber wieso nutzt Rosalind dass so schamlos aus?!" fuhr Farah ihn an „Sie weiß doch, dass Scarlet erstmal Zeit braucht."
„Du weißt selber, dass Rosalind nicht der geduldigste Typ ist. Wenn sie was haben will, dann benutzt sie jedes Mittel dafür, um es zu bekommen" seufzte Ben.
Farah rieb sich die Schläfe „Ja ich weiß."
„Farah, du kannst nicht alle retten und beschützen." Harwey schaute zu ihr rüber „Wie du es schon gesagt hast, brauchst Scarlet erst einmal Zeit sich an die heutige Zeit zu gewöhnen."
Dowling seufzte, trank den Tee aus, stand auf und klopfte Ben noch einmal auf die Schulter während sie das Gewächshaus hinaus in den Garten verließ.
Es hatte leicht angefangen zu regnen, als sie sich auf den Weg zu der kleinen Steinbank auf dem Hügel machte. Scarlet braucht Zeit, aber sie brauch auch jemanden der ihr den Weg zeigt. Den richtigen Weg. dachte sie und blieb stehen.
Auf der Bank saß niemand anderes als Scarlet selber. Ihre weißen Haare wehten leicht im Wind und kleine Regentropfen sammelten sich in ihren Strähnen. Sie trug eine schwarze enganliegende Hose und einen Pulli, die langsam der Nässe nicht mehr Stand halten konnten. Anscheinend war sie nicht hinter Rosalind her gegangen, wie Dowling zu erst gedacht hatte.
„Hallo Scarlet." sagte Farah und gesellte sich zu der jungen Frau auf die Bank. Doch diese reagierte gar nicht, sondern starrte völlig geistesabwesend vor sich hin.
„Katherine..." murmelte Scarlet und blickte immer noch abwesend vor sich hin „Die Aussicht ist hier so schön. Damals auf der großen Mauer beim Turm hatte man auch so eine tolle Aussicht. Katherine stand häufig dort und blickte einfach in die Ferne. Ich durfte immer als Einzige mit, da ich ihre persönliche Leibwache war. Das ist jetzt ewig her." sie lachte ein wenig beim letzten Satz, wo Farah aber auffiel das die Augen der weißhaarigen nicht mitlachten. Eher im Gegenteil, eine tiefe Trauer zog sich durch die roten Augen. „Wer ist Katherine?", fragte Dowling vorsichtig und holte Scarlet so aus ihren Gedanken raus „Was?" fragte sie verwirrt und Dowling wiederholte nochmal die Frage.
Scarlet schaute weg und es herrschte eine absolute Stille zwischen den beiden. Der Wind raschelte in den Bäumen und ließ die Haare der Rotäugigen nach hinten wehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit holte sie tief Luft und antwortete: „Sie war meine Anführerin. Eine der mächtigsten Feen, die ich je kennengelernt habe. Gutherzig, aber gerecht. Streng, aber hat gleichzeitig das maximale Potential aus jedem ihrer Schüler rausgeholt. Ich wäre ihr überall hingefolgt." Farah nahm vorsichtig die Hand von Scarlet und drückte sie leicht. Bei der Berührung zuckte sie kurz zusammen, aber ließ ihre Hand an Ort und Stelle.
„Sie hört sich nach einer tollen Person an." sprach Farah und Scarlet nickte. „Das war sie. Sie hat mir die Magie des Krieges beigebracht."
„Magie des Krieges?" Farah sah sie fragend an
„Das hier." mit einer Handbewegung ließ Scarlet ein Schwert erscheinen „Jedes Schwert, Jeder Speer, Dolch oder eine ähnliche Kampfwaffe welches ich je in der Hand hatte, kann ich wieder und wieder erscheinen lassen. Es ist eine Uralte Kriegsmagie." sie ergriff das Schwert und reichte es Farah „und es ist echt und kein einfaches Spielzeug."
Farah griff das Schwert.
In diesem Moment ließ Scarlet zwei weitere Schwerter erscheinen, sprang auf und schlug Farah das Schwert aus der Hand. Es flog einen Bogen durch die Luft und blieb in einem der Bäume hinter den beiden stecken. „und sie sind genau so tödlich und unberechenbar." sagte Scarlet während sie die Spitze an die Kehle von Farah hielt. Die Augen von ihr leuchteten in einen sanften rot und trafen auf die braunen von Farah. Diese hielt die Luft an.
Die Schwerter verschwanden und hinter ließen einen kleinen weiß glitzernden Schleier „Lass niemals zu, dass deine Feinde deine Unachtsamkeit ausnutzen können." kam es kühl von Scarlet und Farah atmete hörbar aus und löste sich aus ihrer Schockstarre „Das war eine ihrer ersten Lektionen."
„Bist du verrückt geworden?!", fuhr Farah sie an, doch Scarlet ignorierte ihren Kommentar.
Sie drehte sich weg von Farah und guckte zurück auf Alfea. Es erfolgt eine lange Pause bis sie sagte: „Du erinnerst mich an sie." ,Scarlet schaute wieder zurück zu Farah, „Nicht vom Aussehen her, aber von deinem Charakter. Du besitzt das gleiche gute Herz, welches sie einst besaß."
Farah war sprachlos, noch nie hatte Scarlet so offen mit ihr geredet „Dankeschön." war das einzige Wort, was sie hervor bringen konnte und wollte gerade Luft holen um noch etwas zusagen, als beide plötzlich ein lautes Knacken aus dem Wald hinter ihnen hörten.
Scarlet ging sofort in Kampfposition und zog aus der Luft ein Schwert heraus, während Farah ihre Magie sammelte. Das Knacken wurde lauter und man hörte schnelle Schritte auf die beiden zu rennen.
Ein junger Spezialist schoss aus dem Waldstück heraus, stolperte und blieb keuchend vor den beiden liegen „Mrs. Dowling... ich... Hilfe..." er versuchte irgendwie Worte zu finden doch mehr brachte er nicht hervor. Farah beugte sich zu ihm hinunter „Eizen, beruhige dich! Was ist passiert?!" während sie mit ihm sprach legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, ihre Augen leuchteten kurz weiß auf und er beruhigte sich langsam.
Er holte noch einmal tief Luft, bevor er sprach: „Wir waren gerade auf einer Trainingspatrouille als wir plötzlich angegriffen worden sind. Es ging alles so schnell... wir wussten nicht was oder wer es war. Aber es waren mindestens zwei Verbrannte dabei! Ich sollte sofort losrennen und Hilfe holen!" Dowling zuckte beim letzten Satz zusammen und biss sich auf die Lippe „Wo ist der Rest der Patrouille?" fragte sie und Eizen zeigte mit zittrigen Finger in die Richtung, wo er hergekommen war „Ungefähr 500m von hier." stammelte er noch dazu. „Farah, bring ihn zur Schule zurück. Ich erledige das." Scarlets Stimme riss Farah aus ihrer Schockstarre und ehe sie richtig widersprechen konnte, war die Rotäugige schon losgerannt „Warte Scarlet!!", rief sie ihr noch hinterher , aber diese war zwischen den Bäumen schon verschwunden.

Ich rannte in Richtung die Eizen angegeben hatte und schärfte meine Sinne, um die kleinsten Bewegungen meines Umfeld mitzubekommen.
Weiter im Wald konnte in Kampfgeräusche hören und wie sich Personen gegenseitig Befehle zu brüllten. Wieso wird eine einfache Patrouille einfach so angegriffen?! Und warum müssen gerade jetzt Verbrannte auftauchen?! die Gedanken drehten sich in meinem Kopf während durch das Unterholz jagte.
Als ich die Lichtung entdeckte, wo der Kampf stattfand, sah ich wie sich fünf Spezialisten Rücken an Rücken gegen ihre Gegner behaupteten. Ich wollte gerade zu ihnen rennen, als eine schwarze Kreatur aus dem Gebüsch neben mir schoss und sich auf mich stürzte.
Mit einem Tritt kickte ich die Kreatur zur Seite und rannte auf die Lichtung „Professor van Blaze!" , einer der jüngeren Spezialisten schaute erleichtert zu mir rüber „Wie oft habe ich euch gesagt, dass ihr aufhören sollt mich so zu nennen." schnaubte ich, während ich um die Fünf eine Reihe von Schwertern erschienen ließ. Kreisförmig flogen sie um die Gruppe herum, um sie vor weiteren Angriffen zu schützen.
„Ich brauche eine Lageinformation!" brüllte ich und wehrte erneut einer der kleinen schwarzen Kreaturen ab. Sie waren kleine und schnelle Biester und krabbelte von überallher aus dem Gebüsch. „Es sind 15 von diesen kleinen schwarzen Dingern und zwei Verbrannte wurde von der anderen Gruppe gesichtet!" rief einer der Speziallisten. Ich stieß ein Schwert in einer der Kreaturen, welche daraufhin regungslos liegen blieb und wirbelte herum „Wie andere Gruppe?!" und der Spezialist antwortete: „Die anderen drei sind tiefer im Wald. Wir wurden von ihnen getrennt während des Kampfes." Fuck! Wie soll ich zwei Gruppen auf einmal beschützen?! Fieberhaft überlegte ich nach einem Plan und sagte schließlich „Okay hört zu. Ihr müsst irgendwie versuchen zur Schule zu kommen dort können wir euch besser beschützen. Versucht keinen Kampf zu starten und verteidigt euch so gut ihr könnt." Mit einem schnippen meiner Finger ließ ich einen weiteren Kreis um die Schüler entstehen während alle fünf davon rannten.
Zwei Kreaturen erstach ich, indem zwei Speere aus der Luft ihren Körper durchbohrten.
Ich drehte mich um und rannte erneut los. Beim vorbeilaufen an einer der toten Kreaturen fiel mir auf, dass diese an einen Menschen ähnelten und an den deren Handgelenken Ketten hingen. Abrupt blieb ich stehen und nährte mich der Leiche vorsichtig, schüttelte aber den Kopf und rannte wieder weiter, dafür ist jetzt keine Zeit. Die Schüler kämpfen gerade um Leben und Tod!
Ich schoss aus dem Gebüsch und sah die anderen Gruppe der Spezialisten. Zwei standen noch mit ihren Schwertern in der Hand, aber die Dritte saß in der Hocke in der Mitte der beiden und stütze sich mit einer Hand auf ihr Schwert. Ihre andere hatte sie auf eine blutende Wunde am Bauch gedrückt.
Um die Truppe herum lagen viele der schwarzen kleinen schwarzen Kreaturen. Suchend blickte ich mich um, aber konnte keine weiteren Gefahren feststellen. Ich lief zu den anderen „Das habt ihr sehr gut gemacht! Wie schlimm ist es?" den letzten Satz sagte ich in Richtung der Verletzten „Uns geht es gut aber Luna hat es erwischt. Aber es war keiner der Verbrannten. Die zwei Verbrannten sind hier irgendwo in der Nähe." antwortete der eine Spezialist. Ich nickte und kniete mich zu Luna herunter „Zeig mal." Vorsichtig schob sie ihre Hand weg und ich erkannte eine tiefe Fleischwunde „Das könnte jetzt leicht heiß werden." murmelte ich und legte meine Hand auf ihre Wunde und konzentrierte mich auf meine Heilfähigkeit. Eine kleine blaue Flamme erschien in meiner Hand und zog sich in die Wunde, Luna zog scharf die Luft ein und verzog das Gesicht vor Schmerzen.
Als ich die Hand wieder wegnahm, hatte die Blutung aufgehört und die unterste von den drei Hautschichten fing an sich neu zu bilden „Okay fürs erste bist du stabil. Bringt sie sofort zu Professor Harwey.", ich stand auf während ich redete und drehte mich von den Dreien weg, „Und sagt Dowling, dass ich auf der Jagd bin." Die drei nickten, hoben Luna stützend hoch und humpelten mit ihr in Richtung Schule davon.
Stille umgab mich und für einen Moment schloss ich die Augen.
Dieser Angriff kann nicht zufällig passiert sein, ich öffnete die Augen wieder, das Verbrannte zu zweit oder in einer größeren Gruppe sich zusammen tun ist zwar selten aber es kommt vor. Aber warum? Ich schüttelte leicht den Kopf und merkte jetzt erst wie es richtig angefangen hatte zu regnen. Meine Klamotten waren während des Kampfes komplett durchnässt worden. Ich zog meinen Pulli über den Kopf und ließ ihn neben mir fallen. Wirkliche Kampfkleidung trage ich ja nicht genervt verdrehte ich die Augen als ich auf mein schwarzes Top, meine schwarze Hose und meine Turnschuhe hinunter schaute.
Ich band meine Haare in einem Zopf zusammen ließ eine Axt in meiner einer Hand und ein schwarzes Schwert in der anderen erscheinen. Noch einmal holte ich tief Luft Zeit das Training zu starten und sprintete los.

Fluch der Flamme Where stories live. Discover now