Kapitel 17

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Schreie umgaben mich. Ich ignorierte sie.
Hände die aus dem Boden schoßen packten mich an meinen Beinen und meinen Armen. Mit einem Hieb mit einem Schwert trennte ich ihre Verbindung zu mir und schritt weiter.
Ich muss zu Oberfläche kommen!
„Lass uns nicht alleine!" „Verlass uns nicht!", die Stimmen brüllten von überall her, versuchten mich aufzuhalten. Ich versuchte sie mit aller Macht zu ignorieren.
Sie sind nicht echt... das ist alles Malefor's Werk... lass dich nicht unterkriegen... immer schön weiterkämpfen...
„Lässt du mich wieder alleine?" ich bleib stehen als ich die Stimme erkannte und drehte mich langsam um.
Leone stand dort. Ihre Kleidung war blutgetränkt „Wir haben es uns versprochen, dass wir zusammen kämpfen." sie hatte ausdruckslose Augen. Ihre einst leuchtenden bernsteinfarbenen Augen waren verschwunden und Leere spiegelte sich in ihren jetzigen Blick. Ich drehte mich wieder weg von hier, mein Herz schwer vor Schmerz „Es tut mir Leid, Leone. Ich kann hier nicht bleiben. Ich habe noch eine Aufgabe zu erledigen, bevor ich euch endlich alle wiedersehen kann."
Ich nahm wieder einen Schritt, meine Füßen fühlten sich schwer an und am liebsten würde ich mich umdrehen und meiner alten Freundin in die Arme fallen, aber das konnte ich nicht. Nicht jetzt, wo ich endlich wieder Herr meiner Sinne war.
Mühsam stampfte ich weiter „War mein Tod umsonst?", Ezekiel's Stimme hallte durch die gähnende Leere, „Sind wir alle umsonst gestorben? Damit du weiterleben darfst?" Ich schüttelte den Kopf und murmelte leise: „Nichts war umsonst. Ich wünschte immer noch, dass ihr hier bei sein könntet oder das ich diejenige gewesen wäre die ihr Leben gelassen hätte. Unsere gemeinsame Zeit ist das kostbarste was mir je passiert ist und genau aus diesen Grund werde ich meine Rache haben. Damit eure Seelen endlich Ruhe finden können." Seine eiskalten blauen Augen bohrten sich in mein Unterbewusstsein.
Erneut nahm ich ein paar Schritte und blieb dann doch für einen Moment stehen. Langsam drehte ich mich, um alle meine gefallenen Verbündeten zu sehen. Es sind so viele... hätte ich Marion doch damals nicht dazu gedrängt ihre Magie zu benutzen... dann wäre es dazu nicht gekommen...
Schnell drehte ich mich wieder um und fing an zu rennen. Weg von meinen Kameraden, weg von dem Schmerz der immer wieder hervorkam, wenn ich ihre Gesichter sah.

Tief in der Dunkelheit leuchtete etwas.
Ich kniff die Augen zusammen und erkannte ein kleines Licht. Es flog weg von mir „Nein! Warte halt! Bleib hier!" schrie ich und rannte schneller. Es flog schneller und ich versuchte mit aller Kraft hinterher zu kommen.
Eine Stimme hallte durch die Leere „Du darfst nicht aufgeben...", die Stimme kam mir bekannt vor, „Du musst durchhalten... ich kann dir helfen diese Bürde zu tragen..." Meine Augen weiteten sich als ich die Stimme schließlich erkannte. Farah
„Farah! Warte!", schrie ich mit aller Kraft und holte nach und nach das Licht immer mehr ein „FARAH!!"
Das Licht wurde heller und heller, bis ich schließlich die Augen schloß und trotzdem weiter rannte. Blind lief ich nach luftschnappend weiter bis ich das Gefühl hatte zu schweben.

Das Licht wurde weniger und ich konnte die Augen wieder öffnen. Die vorherige Dunkelheit war verschwunden und ich blinzelte ein paar Mal um mein Umfeld besser erkennen zu können.
Ich lag in einem Bett Die Szene kommt mir bekannt vor... Meine linke Brustseite schmerzte extrem und als ich mich versuchte zu bewegen wurde es nur schlimmer. Stöhnend unter Schmerzen richtete ich mich auf und bemerkte jetzt erst die Person, die neben mir stand.
Es war eine weibliche Person, mit leicht blauen Haaren, die mich mit großen blauen Augen verwirrt anstarrte. Sie legte ihre Hände rechts und links neben mir ab und kam mir unglaublich nah „Krass.", war das einzige was sie sagte, „Bist du wirklich wach?"
Ihre plötzliche Nähe verunsicherte mich und ich versuchte ein wenig wegzurutschen, was eine erneute Schmerzwelle zur Folge hatte. Ruckartig fasste ich mir an mein linkes Schlüsselbein und bemerkte einen dicken Verband. Langsam kamen die Erinnerungen von dem vergangenen Kampf und Gaius hässliche Fratze brannte sich in mein Gedächtnis.
Ich muss ihn so schnell es geht finden. Ich versuchte aufzustehen aber die Blauhaarige legte ihr Hände auf meine Schultern „Hey, Hey, Hey, mal ganz langsam. Du bleibst mal schön hier liegen und rührst dich bitte nicht. Ich muss erstmal Bescheid sagen, dass du endlich wach bist.", sie schenkte mir ein warmes Lächeln und ich hörte auf mich zu bewegen, „Siehst du? Gewöhn dich erstmal wieder an dein Bewusstsein. Ich bin übrigens Lumera, freut mich dich kennenzulernen. Also du bleibst jetzt schön hier und ich bin gleich wieder da." ihre Stimme war sanft und sie strahlte so viel Freundlichkeit aus, dass ich völlig überrumpelt ihren „Befehlen" Gehorsam schenkte „Alles klar." krächzte ich und erschrak über meine eigene Stimme. Lumera verzog eine Augenbraue hoch und stellte mir ohne Kommentar ein Glas Wasser hin. Anschließend verließ sie das Zimmer.
Ich leerte das Glas und starrte dann vor mich hin. Wieviel Zeit war seit dem Kampf vergangen? Ich fühle mich wie gerädert... ich fasste mir benommen an den Kopf. Ich hatte neben den körperlichen Beschwerden auch unglaubliche Kopfschmerzen.
Luft. Ich brauche Luft...
Ich ließ meinen Blick durchs Zimmer wandern und entdeckte ein Doppelfenster, welches man öffnen konnte. Vorsichtig schwang ich meine Beine über die Bettkante und setze meine Füße auf den kalten Boden. Dann erhob ich mich langsam und schwankend. Ich hatte das Gefühl das Laufen verlernt zu haben. Also stolperte ich irgendwie zum Fenster und riss es auf.
Die Sonne schien hinein und eine leichte Brise zog ins Zimmer hinein. Ich schloß für einen Moment die Augen und genoss die Sonnenstrahlen.
Meine Beine fingen plötzlich an zu zittern, langsam verließ mich die Kraft mich auf den Beinen zu halten und ich sank in mir zusammen. Ich versuchte nach irgendetwas zu greifen, um nicht hinzufallen aber griff ins Leere.
Plötzlich merkte ich wie mich jemand sanft von hinten stütze und mich langsam zu Boden führte „Schon wieder auf den Beinen? Dabei hatte Lumera extra gesagt du sollst liegen bleiben." sagte eine weibliche Stimme belustigt. Langsam drehte ich meinen Kopf und sah zwei haselnussbraune Augen mich angucken.
„Naja du kennst mich ja jetzt schon genug, dass ich mir ungerne von jemanden etwas sagen lasse." gab ich zurück und sah wie Farah anfing zu grinsen „Oh das hab ich definitiv verstanden."
Sie half mir zurück zum Bett und setzte sich auf einen Stuhl neben mir. Ihre dunkelblonden Haare waren in einen Dutt hochgebunden und einzelne Strähnen hingen hinaus, die sich jetzt hinters Ohr schob „Wie geht es dir?" fing sie an und guckte mich an.
Ich schaute auf mein rechte Hand und antworte: „Ich fühle mich wie gerädert. Als wäre ich aus einem langen Albtraum erwacht. Mein ganzer Körper tut weh und ich habe extreme Kopfschmerzen. Außerdem tut meine linke Schulter..." ich verstummte als ich etwas bemerkte, was mir vorher nicht aufgefallen war.
Ich schaute auf meine linke Hand. Sie lag einfach da. Ich versuchte sie zu heben aber nur meine Fingerspitzen bewegten sich ganz leicht. Ich versuchte es erneut und unter großer Anstrengung konnte ich langsam die ganze Hand zitternd nach innen drehen. Wie soll ich kämpfen wenn ich meinen ganzen linken Arm nicht richtig bewegen kann?! Jegliche Kraft verließ mich und ich schrumpfte in mir zusammen.
Farah legte ihre Hand auf meinen rechten Arm „Scarlet... weißt du wie lange du geschlafen hast?", traurig schaute ich sie an und schüttelte den Kopf, „Fünf Monate."
Alles in mir gefror und mein Gedankenkarussell begann sich zu drehen. Das kann nicht sein... aber wie? Das kann nicht wahr sein.
Sanft drückte Farah ihre Hand, die immer noch auf meinen Arm lag „Dein Körper hat Zeit gebraucht um zu heilen. Die Elixiere von Ben haben alle keine Wirkung gezeigt, also mussten wir uns auf deine körpereigene Wundheilung verlassen, allerdings war die Wunde in deiner Schulter sehr tief und die Flüssigkeit die hinein gegoßen wurde, hat viele Muskeln in ihrer Funktion zerstört und deine Nerven geschädigt." Ich schaute ihre Hand an. und bemerkte die Wärme die von ihr ausging „Farah... verschwende deine Magie nicht an mir. Ich komme gut mit meinen Emotionen zurecht, da brauchst mir nicht helfen... trotzdem danke dir." sie nahm ihre Hand weg und ich sah das silberne Leuchten, welches sie versucht hatte zu verdecken, in ihren Augen verschwinden.
Ich muss nur eine Sache prüfen... ich streckte meine rechte Hand aus und ließ ein Schwert erscheinen. Es flackerte leicht und ich musste mich stärker konzentrieren damit es nicht seine Form verlor. Anschließend konnte ich es gerade so halten. Frustrierend ließ ich es wieder verschwinden und ließ eine blaue Flamme in meiner Hand erschienen. Sofort verfärbte sich meine gesamter rechte Arm bis hoch zu meinen Hals schwarz und es erschienen überall schwarze Schuppen. Ein stechender Schmerz kam von meinen beiden Schulterblättern und ich biss mir auf die Lippe um nicht aufzuschreien.
Farah sah mich erschrocken an und schien auf mich einzureden aber ihre Stimme klang weit weit weg. Meine Kraft verließ mich und meine Sicht verschwamm. Benommen sah ich, wie sie vom Stuhl aufsprang und ihre Hände an mein Gesicht legte.
Ein wohltuende Wärme strömte ich mich hinein und der Schmerz ließ langsam nach. Ich schloß für einen Moment und merkte wie sich alle meine Sinne beruhigten. Als ich die Augen wieder öffnete waren die schwarzen Schuppen verschwunden und ich sah wie Farah mich besorgt anschaute.
Ich starrte sie an und bemerkte jetzt erst, dass auch Farah unter der Situation bestimmt gelitten hatte. Wie konnte ich nur so blind sein...
Sie nahm ihre Hände von meiner Wange und sofort merkte ich die Kälte die zurück blieb „Danke." kam es kurz und knapp von mir. Überfordert mit meinen eigenen Gefühlen drehte ich mein Gesicht weg von ihr „Die Flüssigkeit... war Drachenblut.", fing ich an, unfähig anders ein Gespräch anzufangen, „Sie wurde mir beim Kampf mit einem alten Feind von mir in die Wunde gegossen, die er mir zugefügt hat." Ich deutete auf meine linke Schulter und Farah nickte und antwortete „Von Gaius Aelfric Gáutier wahrscheinlich oder war es dein Vater?"
Ich starrte sie an Woher wusste sie davon?. Mein fragender Blick und mein entgeistertes Gesicht fiel ihr wohl auf und sie erklärte: „Nachdem wir dich schwer verletzt hierher gebracht haben, mussten wir durch deine mentalen Barrieren durchbrechen damit wir deine Seele retten konnten. Hätten wir das nicht getan, wärst du uns wahrscheinlich noch vor Ort verstorben. Deine mentalen Barrieren waren... anders als die ich bisher erlebt habe, es waren deine Erinnerungen die ich mir ansehen musste." ich schaute sie immer noch entgeistert an als ich weiter zuhörte, „Dabei habe ich deine Vergangenheit gesehen und mit zwei alten Freunden von dir gesprochen."
Ich richtete meinen Blick nun auf den Boden und flüsterte: „Ezekiel und Leone." Farah nickte und fasste sich nachdenklich ans Kinn „In einem gewissen Sinne, kann man sagen das die Gespräche die ich mit ihnen hatte, deine mentalen Barrieren waren. Du hast deine Seele so stark verschlossen, dass nicht mal mehr deine alten Verbündeten an dich herankamen. Aber..." sie legte die Hand wieder auf meinem Arm und schaute mich mit ihren warmen braunen Augen an, „als ich deinen Geist endlich in dem Chaos gefunden hatte, hätten wir dich fast verloren, da Malefor fast komplett die Kontrolle über dich hatte. Du hattest aber noch einen kleinen Hoffnungsschimmer in dir und das hast du den beiden zu verdanken. In ihrer astralen Gestalt haben sie deinen Geist aufrecht erhalten können. Frag mich nicht wie aber sie haben es geschafft, obwohl Malefor sie beide fast selbst zerstört hat." Selbst im Tod haltet ihr mir den Rücken frei... obwohl ich diejenige war, die euch ins Jenseits geschickt hat...
Als sie ihre Hand erneut von meinem Arm nahm, schaute sie nachdenklich aus dem Fenster. Die Sonne schien durch das Fenster auf ihre dunkelblonden Haare und brachte sie zum leuchten. Zum ersten Mal seit langem bemerkte ich etwas, was ich schon lange nicht mehr gespürt hatte und erschrak mich ein kleines bisschen darüber. Angst kroch in mir hoch. Sie ist mir wichtig geworden...

Ich sah, wie sie mit sich rang etwas zu fragen. Nun war ich diejenige die meine Hand auf ihre legte und sie anschaute.
Ihre braunen Augen schauten mich überrascht an „Was ist es was du mich fragen möchtest?" fing ich an und wartete auf ihre Antwort.
Sie biss sich auf die Lippen und fragte dann schließlich: „Was ist damals passiert? Beim Domino Krieg? Was ist passiert als du alleine gegen Gaius und deinen Vater gekämpft hast?"

Fluch der Flamme Donde viven las historias. Descúbrelo ahora