Fluch der Flamme

Kapitel 7

„BEN!!", schrie Farah, als sie zusammen mit Silver durch die Tür beim Gewächshaus krachten. Rosalind war zurückgeblieben und kümmerte sich um das Schlachtfeld.
Harwey drehte sich abrupt um und sah wie seine zwei Freunde, mit einer bewusstlosen Scarlet im Arm, keuchend in der Tür standen. Sofort rannte er zu einem der Krankenbetten und deutete auf die Liegefläche, damit man Scarlet dahin legen konnte.
Mit einem wassergetränkten Tuch versuchte er das Blut von dem Körper der Weißhaarigen zu waschen aber als er das Tuch anlegte, hört man nur ein scharfes Zischen und das Wasser verdunste sofort. Verdutzt legte er die Hand an die Stirn von Scarlet und zog sie schnell zurück als ihn ein brennender Schmerz durchzuckte.
Kleine Brandblasen bildeten sich an seiner Handfläche und besorgt schaute er seine Freunde an und sagte: „Sie hat eine viel zu hohe Körpertemperatur. Ihr Körper brennt förmlich. Was ist passiert?" Silver schüttelte de Kopf und Farah sprach: „Wir wissen es nicht genau. Alle Verbrannten waren schon tot, als wir ankamen und sie..." , Dowling schluckte, „sie kroch am Boden, verletzt."

Ben begann sofort mit Kräutern und Salben die Wunden zu versorgen und versuchte die Körpertemperatur mit verschiedenen Flüssigkeiten zu senken „Sie hat nur oberflächliche Verletzungen aber...", fing er an und zeigte auf die tiefe Wunde unter ihrem linken Schlüsselbein, „das hier stammt niemals von einem Verbrannten. Die Wunde geht einmal durch ihren Körper hindurch. Das sieht man an der Einstichstelle hier oben und dann die Austrittsstelle hinten am Rücken. Kein Verbrannter hat so eine Klaue, die so sauber durch den Körper geht."
Saul verschränkte die Arme vor der Brust „Also war etwas anderes da draußen mit ihr." hob er an „Oder jemand." fiel Farah ihm ins Wort „Bevor sie das Bewusstsein verlor hat sie gesagt, dass ich fliehen soll bevor er wieder kommt." Saul schaute sie an „Also war jemand da, der sie angegriffen hat. Wer könnte das gewesen sein?"
Farah ließ sich auf einen Stuhl neben dem Bett sinken „Was weiß ich, wer das gewesen sein könnte.", eine kurze Pause erfolgte, „Was wissen wir überhaupt von Scarlet? Wir haben sie damals gefunden und hierher gebracht aber wofür? Sie ist wieder und wieder ausgebrochen. Mit der Zeit ist es zwar besser geworden und sie hat angefangen auf Rosalinds Anweisungen ein paar einzelne Schüler zu unterrichten aber mehr wissen wir auch nicht über sie. Ihre Vergangenheit ist ein großes Geheimnis, wo sie nur selten darüber spricht. Sie hat mir nur etwas über ihre damalige Anführerin erzählt aber das wars auch. "
Alle drei schwiegen sich an bis schließlich Ben erneut die Stille durchbrach „Wir müssen einfach schnellstmöglich diese Wunde in Griff bekommen.", er stand auf und betrachtete die Wunde erneut „Was zum?!" murmelte und sah wie sich schwarze Adern aus der Wunde heraus in alle Richtung unter der Haut von Scarlet gebildet hatten.
Ein ekelhafter Schwefelgeruch stieg aus der Wunde hervor und auch schwarzes Blut lief aus der Wunde heraus und tropfte nach und nach zu Boden.
Scarlets Atmung ging schnell und auf ihrem gesamten Gesicht hatten sich Schweißperlen gebildet.
Mit einem Mal verkrampfte sich ihr ganzer Körper und sie bäumte sich auf. Sie schrie vor Schmerzen, brüllte förmlich. „Saul, schnell pack dir das Tuch da, um dich vor ihrer Hitze zu schützen und halt sie ruhig!! Ich komme sonst nicht an die Wunde ran!" Harwey brüllte seinen Freund an, der sich sofort daran machte sie festzuhalten.
Scarlet riss ihre Augen auf. Sie waren schwarz und nur ihre Iris war in einem blutrot getränkt. Glasige Augen starrten Farah an, der Blick zuckte wild hin und her, was darauf schloss das Scarlet nicht richtig bei Bewusstsein war.
Dowling packte sich ebenfalls ein Tuch und hielt den Arm der Weißhaarigen fest, während Harwey mit zitternden Händen ein Mittel in die Wunde kippte. Scarlet schrie erneut auf und riss ihren Arm aus Farahs Griff. Diese stolperte zurück, stieß dabei eines der kleinen Regale um, wo kleine Gläser mit Flüssigkeiten standen und versuchte daraufhin erneut sie festzuhalten.

„Alle raus hier!" Rosalinds Stimme schallte durch den Raum und jeder der anderen Spezialisten verließ sofort den Raum. Rosalind führte mit ihrer Hand eine Bewegung aus und an den Armen und Beinen von Scarlet erschienen Eisblöcke, die sie fest ans Bett ketteten.
Die Mentorin drehte sich zu Silver „Saul, Andreas hält vor der Tür Wache. Nimm deine besten Spezialisten und begib dich zusammen mit ihnen und Andreas auf die Jagd nach einem Eindringling. Vielleicht ist er noch irgendwo. Ich weiß nicht genau wen wir suchen, aber haltet Ausschau nach verdächtigen Personen!" Saul nickte kurz, drehte sich nochmal zu Harwey und Dowling um und lief dann aus der Tür nach draußen.
„Farah.", die Stimme von Rosalind holte sie aus den Gedanken , „Ich will dass du Scarlet beruhigst. Dring in ihren Kopf ein, durchbrich ihre mentalen Barrieren und beruhige ihren Geist. Wir kümmern uns um ihren Körper." Dowling schaute ihre Mentorin an „Rosalind, du kannst stärker durch die Barrieren durchdringen als ich, warum..." Rosalinds böser Blick durchbohrte ihre Schülerin „Das ist ein Befehl, Farah. Ich will hier kein Monster rumlaufen haben, was jeden Einzelnen töten könnte.", Dowling senkte den Blick, „Außerdem würde ich nicht durch ihre Barrieren kommen. Ich habe euch beide die letzten Monate beobachtet. Ihr habt zusammen trainiert und habt oft miteinander gesprochen. Sie hat Vertrauen zu dir aufgebaut. Bei mir nicht. Ich werde nicht durch die Barrieren kommen. Jetzt steh da nicht so rum, sondern mach endlich das was ich dir sage."
Widerstrebend setzte sich Farah an das Kopfende von Scarlet, ihr Körper hatte sich ein klein wenig beruhigt aber glasige Augen starrten sie weiterhin an. In ihrem Gesicht konnte man überall kleine schwarzen Äderchen unter der Haut erkennen, während sie nach Luft rang und plötzlich ganz leise „Fa...rah..." flüsterte.
Sie heilt inne und starrte die Weißhaarige an.

In Gedanken versunken tauchte in ihrem Kopf ein kurzes Bild von Scarlet auf, wie sie auf der Bank saß und in die Ferne schaute, während sie den Sonnenuntergang beobachtete. Dabei hatte sich der Himmel in einem wunderschönen orange-roten Ton verfärbt. Es war im Frühjahr gewesen und es hatte angefangen zu schneien „Du wirst dich noch erkälten!", hatte Farah ihr damals gesagt und eine Tasse mit dampfenden Tee gereicht „Schnee macht mir gar nichts!" war die Antwort von Scarlet gewesen. Dabei war sie aufgesprungen, hatte die Teetasse zur Seite gestellt und die Arme ausgebreitet, um die Schneeflocken zu genießen.
Für einen Moment hatte Farah die Augen geschlossen, um anschließend von einem dumpfen Aufprall eines Schneeballs gegen ihren Mantel, diese wieder zu öffnen. Scarlet stand lachend vor ihr und warf den zweiten Schneeball in ihre Richtung. Das war das erste Mal, dass Farah Scarlet lachen gesehen hatte.

Sie legte beide Hände an die Schläfe der Weißhaarigen und ignorierte dabei den brennenden Schmerz, der durch ihre Finger zuckte. Rosalind stellte sich hinter Farah und ließ durch einen Kühlungszauber den ganzen Raum auf Minusgrade erfrieren.

„Es wird alles gut.", flüsterte Dowling, wobei sie sich nicht sicher war, ob sie es eher zu sich selbst oder  zu Scarlet sagte.
Dowlings Augen leuchteten silber auf, bevor sie diese schloss und in die Gedanken von Scarlet eintauchte.

Sie fand sich im schwarzen nichts wieder. Keine blauen Flammen, keine Scarlet die irgendwo stand.
Vorsichtig ging sie einfach los, ohne wirklich zu wissen in welche Richtung sie eigentlich ging.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sah sie weiter hinten eine Art kleines Licht schweben. Sie steuerte darauf zu, beschleunigte ihre Schritte bis sie schließlich darauf zu rannte. Je näher sie kam, desto mehr erkannte sie dass es kleine Lichtkugel aus silbernen Licht war.
Keuchend blieb Farah davor stehen und blickte sich um. Außer der kleinen Lichtkugel gab es hier nichts. Als sie die Hand nach dem silbernen Licht ausstreckte, hörte sie plötzlich eine Stimme sagen „Bist du bereit dafür?". Ruckartig drehte sich Farah um und sah eine männliche Person mit braunen Haaren und eiskalten blauen Augen in silberner Rüstung.
„Wer bist du?" stellte sie sich ihm entgegen.
Er schüttelte den Kopf und hob die Hand „Das tut nichts zu Sache. Die Frage ist, ob du bereit dafür bist, was du sehen wirst sobald du ins Licht eintauchen wirst?" Farah schluckte eigentlich sind Mentale Barrieren anders aufgebaut, warum ist es bei Scarlet alles so anders? dachte sie, holte Luft und fragte den Braunhaarigen „Was erwartet mich denn?" seine blauen Augen durchbohrten sie als er antwortete: „Alles." Verwirrt sah Dowling ihn an und musterte ihn noch einmal von oben bis unten.
Seine silberne Rüstung war mit Kratzern und Einkerbungen versäht, was darauf schloss das er schon einige Kämpfe hinter sich hatte. Ein riesiger schöner Speer war auf seinem Rücken und ein kleiner Dolch hing an seinem Gürtel. Erst jetzt bemerkte Farah, dass er ungefähr dass gleiche Alter wie ihre Schüler hatte. Es ließ sie stutzen Was macht ein so junger Krieger hier?
„Willst du sie retten?" seine Stimme riss Dowling aus ihren Gedanken und mit fester Stimme antwortete sie: „Ja." sein Blick wurde dadurch ein wenig weicher und er nickte „Gut."
Er schritt an Farah vorbei, stellte sich direkt vor das silberne Licht und zeigte darauf „Dies ist unsere Geschichte. Unsere Vergangenheit." Das Licht wurde heller und Farah kniff die Augen zusammen. Es wurde jedoch so grell, dass sie ihre Hände schützend vor ihre Augen legte. „Bitte hilf ihr. Wir können es nicht mehr." hörte sie den Braunhaarigen von irgendwo her sagen „Wer ist wir?!" rief sie in das Licht hinein, erhielt jedoch keine Antwort mehr.