7. Der Arzttermin

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Heute war Nikolaus und als ich morgens früh aufstand und gerade in meine Schuhe schlüpfen wollte, fand ich in diesen tatsächlich Süßigkeiten vor.
Lieb, dass meine Mutter daran gedacht hatte, aber war ich nicht ein wenig zu alt dafür?

Ich schüttelte Schokoweihnachtsmänner und die restlichen Süßigkeiten aus meinen Schuhen in meine Taschen und machte mich auf den Weg zur Schule.
Heute schrieb ich die Arbeit in Erdkunde. Viel hatte ich zwar nicht gelernt, aber es würde schon reichen, da war ich eigentlich ganz zuversichtlich.

Als ich, wiedermal per Fahrrad, in der Schule ankam und kontrollierte, ob mein Schloss wirklich abgeschlossen war, kam Dean auf mich zu.
,,Hey", begrüßte ich ihn. ,,Wie gehts?"
,,Ganz gut, wie eigentlich immer. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass das Training heute eine halbe Stunde später stattfindet."

Ich sah ihn einen Moment lang an, dann schlug ich mir vor die Stirn.
,,Ich hab vergessen, dir zu sagen, dass ich heute gar nicht zum Traning kommen kann, tut mir leid."

Dean sah mich streng an. ,,Langsam können wir das Training ganz ausfallen lassen. Die eine Hälfte hat Grippe und die andere Hälfte kann einfach so nicht..."

Ein wenig schuldbewusst wickelte ich eine Strähne um meinen rechten Zeigefinger.
,,Ich gehe heute mit Jonathan ins Krankenhaus zur Nachsorge."

Dean seufzte, wirkte aber nachsichtig.
,,Gut, was will man machen. Ich hoffe, alles ist gut verheilt und hält sich auch so."
Er verabschiedete sich, ich bedankte mich und lief auf den Eingang des Schulgebäudes zu, wo schon Jonathan wartete. Ich umarmte ihn, obwohl es mir hochgradig unangenehm vor den ganzen anderen Schülern war.

Jonathan wirkte entspannt, vielleicht lag das daran, dass Pami heute später Schule hatte und noch nicht hier war. Wir mochten sie zwar alle, aber auf Dauer war sie schon ein wenig anstrengend.

,,Und, hast du schon was zum Nikolaus bekommen?", fragte Jonathan mich.
Ich nickte und schöpfte eine Hand voll Schokolade aus meiner Tasche. Jonathan schnappte sich sofort einen der kleinen Schokoweihnachtsmänner. Ich klatschte ihm mit der anderen Hand auf die Finger, aber der Weihnachtsmann war schon halb gegessen.

Ich wusste, dass Jonathan wahrscheinlich einfach Hunger hatte, denn aus unerfindlichen Gründen frühstückte er vor der Schule nicht, da er sonst noch früher aufstehen musste und ein echter Morgenmuffel war.

Moni und Robin, wie immer im Doppelpack, gesellten sich zu uns.
Moni war nun auch endlich winterfest, denn bis gestern war sie nur in ihrer Regenjacke herumgelaufen. Jetzt trug sie eine dicke schwarze Winterjacke, die ihr bis zur Hüfte reichte und einen hellen Schal.

Robin war weiterhin seiner grünen Jacke treu geblieben, hatte sich aber wohl von Moni zu einer Mütze überreden lassen.
Während sich Robin mit Jonathan unterhielt, fingen ich und Moni ebenfalls an zu reden. Die Beziehung zwischen uns beiden hatte sich seit dem verhängnisvollen Nachmittag stetig gebessert. Wir waren zwar keine besten Freunde, aber das war nicht schlimm.

Wenn ich ehrlich war, gefiel es mir, wie es jetzt war, besser. Früher war Moni das naive, etwas schüchterne, in Robin verliebte und nicht so clevere Mädchen gewesen und ich kalt, unberechenbar und traute keinem. Beide von uns hatten sich geändert und das hatte unserem Verhältnis zueinander gutgetan.

Robin dagegen, der viel zu Monis neuem Selbstbewusstsein beigetragen hatte, hatte selbst von Monis Ruhe und Besonnenheit profitiert, die sein aufbrausendes, temperamentvolles Wesen ein wenig heruntergekühlt hatten.

,,Wie lange seid ihr beiden schon zusammen?", wollte ich wissen.
Moni überlegte kurz.
,,Schon mindestens ein halbes Jahr, aber kein ganzes. Im März wird es ein Jahr."
Sie steckte ihre Hand nach Robins aus und er ergriff sie, zog sie wegen der Kälte aber zu sich in die Jackentasche zurück.

WeihnachtswunderWhere stories live. Discover now