𝖥𝖺𝗋𝗆𝖾𝗋𝗌 𝖫𝖾𝗍𝗍𝖾𝗋𝗌 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿ

15

"Heilige..." Yoongi öffnete schnell sein Fenster und sah nach unten. Sein Zimmer ist im dritten Stockwerk, deshalb musste er rufen, damit er unten gehört werden konnte. "Was zur Hölle?" Rief Yoongi laut durch die Nacht herunter zu Jimin, der dort mit einer Fackel stand und Steinchen gegen Yoongis Fenster geworfen hat.

"Yoongi!" Rief Jimin froh. Ihn interessierte es wohl nicht, dass er jemanden wecken könnte! Na gut, es ist mitten in der Nacht und eigentlich sollten alle im Tiefschlaf sein. Solange man nicht Minutenlang ein nerviges Geräusch (Steine gegen Fenster!) hört, wird man auch nicht geweckt. Hoffentlich.

"Was machst du?" Yoongi bemerkte, so laut musste er gar nicht rufen, da die Nacht echt still war.

"Ich mache dir den Hof! Daran müsstest du doch schon gewöhnt sein."

Yoongi lächelte und entspannte sich. Es hätte auch etwas Schlimmes sein können. "Du machst mir seit drei Jahren den Hof. Warum plötzlich in der Nacht und dann auch noch beim Schloss?"

"Weil man das so macht. Hast du mir doch vor einiger Zeit erklärt! Erinnerst du dich?" Er lachte leicht. Yoongi erinnerte sich, natürlich. "Aber jetzt nimm das ernst, ich habe mir echt Mühe gegeben!"

"Dann leg los, ich will schlafen." Scherzte Yoongi noch, dann hörte er aber ernst zu, was Jimin vorbereitet hat.

Jimin nahm aus einem neben ihm platzierten Beutel, den Yoongi jetzt erst bemerkte, eine Rose heraus und steckte sie sich zwischen die Zähne, während er eine komisch aussehende Mütze und dann auch noch eine Rolle Pergament herausnahm. Die Mütze, eine typische Mütze für, wenn ein Mann einer Frau den Hof macht, setze er sich auf. Wie etwas Aufgeblasenes sieht sie auf, dachte Yoongi belustigt.

"Meine Liebe!" Rief Jimin laut. "Diese Rose schenke ich dir, da sie deine Schönheit repräsentiert. Zwar schafft sie es nicht im geringen, aber... sie ist trotzdem schön." Er küsste die roten Blätter und sah dann konzentriert nach oben. Mit einem präzisen Wurf warf er sie und tatsächlich schmiss er sie so, dass Yoongi sie fangen konnte.

"Wie hast..."

"Wochenlang hartes Training." Grinste Jimin, dann wurde er wieder ernst und räusperte sich. "Diesen Text will ich dir vorlesen, meine Liebe, um zu versuchen dir klarzumachen, wie mein Herz für dich schlägt, wie mein Leben sich um dich dreht. Du bist meine Welt. Natürlich kann man diese Gefühle nicht in Worte fassen, aber ich habe mein bestes Versucht." Er räusperte sich noch mal und fuhr dann die Rolle aus.

Yoongi bemerkte dann, das trotz der Fackel, die im Boden steckt, die Rolle nicht annähernd genug auf erhellt ist, damit Jimin Wörter ablesen kann. Dann erinnerte sich Yoongi, dass das Lesen für Jimin wahrscheinlich schwieriger ist, als das auswendig lernen. Oder das improvisieren. Mal schauen, welches von den beiden es ist. 

"Das erste mal, als ich dich sah, ein kleines Kind ich noch war,
mein Blick ging gar nicht von dir weg, was ein Schreck!
Aber nach einiger Zeit, da war es mir klar,
Liebe, welch' komische Bliebe.

Die letzten Jahre haben wir zusammen verbracht, meine Liebe, haben gelacht, geweint, getanzt. In jedem Moment verehre ich dich, egal ob du willst oder nicht. Egal ob ich will oder nicht. Ich kann es mir nicht erklären, Rose, aber mein Herz erwählte dich. Dich und sonst keinen anderen. Und dafür will ich meinen Herzen danken. So hoffe ich, dass sich deines eines Tages besinnt und sich mit mir vereint." Jimin sah weg von dem Pergament. "Ich liebe dich."

Yoongi wurde plötzlich wirklich heiß und ein komisches Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. "Jimin..."

Jimin grinste wieder, der ganze Ernst weg. "Gut, ich bin fertig. Hat es dir gefallen?" Yoongi antwortete nicht, denn ihm war ganz komisch. Jimin schmollte. "Schon gut, ich lasse dich schlafen. Außerdem kommt jetzt die neue Schicht der Wachen." Er zog die Mütze aus und packte sie und das Pergament ein, nahm die Fackel vom Boden. "Wir sehen uns." Verabschiedete Jimin sich lächelnd und ging tatsächlich weg.

"Warte..." Sagte Yoongi sanft, sein Herz schmerzhaft stark pochend. "Bleib."

Aber Jimin war schon weg.

Yoongi schloss das Fenster, hielt die Rose fest, auch als er sich in sein Bett legte. Er hielt sie nah an sich, als wäre es seine Pflicht. Als könnte er nicht anders.

"Egal ob ich will oder nicht."

Die Dornen hätten sich schon längst durch Yoongis Haut gebohrt, hätte Jimin sie davor nicht entfernt.

Yoongi sah die Rose an, dachte darüber nach, was Jimin gesagt hat. Yoongi fand das plötzlich unpassend. Wie kann er sagen, dass diese schöne Rose nicht an seine Schönheit herankommt, wenn Jimin doch derjenige ist, dessen Schönheit alles überstrahlt?

Er starrte die Rose lange an. Lange, bis er kurz davor war seine Augen nicht mehr offenzuhalten.

Im letzten Augenblick, bevor ihn seine Augenlider zu schwer wurden, lächelt er, ließ das kribbelnde Gefühl in seinem Bauch zu und küsste die sanften Blätter der Rose.

"Ich liebe dich."

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Habe ich diese Geschichte geschrieben, weil ich das Bild, wie Jimin Nachts vorm Fenster Yoongi den Hof macht, im Kopf hatte?

Maybe 🤹🏻