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Echt waghalsig von mir, meinem Vater auch nur einen Brocken der Wahrheit zu erzählen. Jedenfalls sage ich Sachen und behaupte, sie würden der Wahrheit besprechen. Verknüpft heisst dies nur eins; ich belüge meinen Erzeuger. "Du hast was?!" 

"Dad, das ist nicht so schlimm wie es tönt, glaub mir. Ich werde mein Training einfach selber und vereinfacht durchführen-" Versuche ich meinen Vater zu beruhigen, bis er mich unterbricht.

"Sei leise! Du willst mir also erklären," fragt er und blickt mir dabei so tief in die Augen, dass mir beinahe die Magensäure den Rachen hinaufsteigt. "Dass du dich vom Training abgemeldet hattest, weil du dir den Knöchel verknackst hast? Sag mir bitte, dass du erfundenen Müll von dir gibst."

Schnell schlucke ich die saure Brühe runter und wische mir die schwitzigen Handflächen an meinen Oberschenkeln ab. Was für einen Koks brocke ich mir nur ein?

"Ne. Ich spreche die vollkommene Wahrheit. Soll ich darauf schwören?" Frage ich und sehe, wie er seine Haltung verändert und mir somit langsam Glauben schenkt. Aus irgendeinem Grund, bewirkt dieses 'schwören' etwas in ihm. Das merke ich mir.

Zwar tut es mir leid, dass ich ihm dermassen in die Fresse lüge, aber kommt schon! Hat das niemand von euch jemals getan? Nein?

Ich auch nicht.

Ist mein erstes Mal. Deswegen spüre ich eine weitere Ladung Pepsin an meinem Kehlkopf, während ich versuche mein Würgen zu unterdrücken und es mit einem Husten zu überspielen.

Mein Vater hält dem Blickkontakt mit mir stand, während meine Mutter mir über den Knöchel fährt und verwirrt den Kopf schüttelt. Verdammt, natürlich dachte mein Superhirn nicht an das wichtigste bei diesem Schwindel; Meine Mutter ist allwissend. 

Kein Witz. Meine Mutter weiss alles, sieht alles, kennt jeden und hat eine Antwort auf jede Frage.

Geschockt rufe ich einen Schmerzensschrei aus, als sie mir mit der Handfläche auf den Fuss haut. Was zur Hölle?!

"Ma! Das tut weh!"

Pfeifend deutet sie mir an, leise zu sein und zieht mich mit der Hand auf die Beine. Ok, Mle. Schauspielkünste aktivieren. Ohne zu zögern, läuft sie los und sagt mir, ich solle ihr folgen, weshalb ich die Unwahrheit fortführe und humpelnd hinter ihr hergehe. Skeptisch blickt mir mein Vater entgegen, weshalb ich das Gesicht verzerre und ihm somit im Glauben lasse, ich hätte Schmerzen.

Sobald sie einige Schritte gelaufen war und ich ihr wie eine Robbe hinterhertrotte, packt sie mich bei den Schultern, was mich ängstlich in ihr Gesicht sehe lässt. Verdammt. Sie hat mich durchschaut.

Eywa? Weisst du noch als ich sagte, ich würde dir gerne würdig entgegentreten? Das meinte ich damit nicht. Wie wäre ein Kampf gegen einen Thanator? Oder eine Aufopferung wegen der Himmelmenschen? Oder einfach die Pilze? Bitte, Eywa. Die Pilze. 

"Bist du schwanger?"

Doch nicht allwissend.

"Was?!" Schreie ich auf und stampfe meinen 'verletzten' Fuss zu Boden, was mich diesmal tatsächlich aus Schmerz aufheulen lässt. Sie denkt also...?

Sie denkt, Neteyam hätte mich geschwängert?!

Gar nicht so schlecht, die Vorstellung. Naja, der Prozess, welcher dazugehört - nicht das wirkliche Schwanger sein.

Panisch verpasse ich mir einen Schlag auf die Stirn und ernte dafür einen verstörten Blick meiner Mutter. Oh, Eywa. Sie denkt das wirklich?

In Ordnung. Mle, jetzt musst du ganz glaubwürdig wirken.

"Nein?" Fahre ich beunruhigt fort und weite die Augen, als sie vor mir auf die Knie geht und verbal zu Eywa betet. Vertraut sie mir jetzt oder nicht?

"Oh, mein Kind. Du bist schwanger?" Ertönt auch mein Vater hinter mir, weshalb ich entsetzt meinen Mund weite. "Nein! Ich bin nicht schwanger!"

Fassungslos entferne ich mich hinkend von meinen Eltern, welche mir nachlaufen und mich mit Fragen auslöchern. "Bist du wirklich nicht schwanger?"

"Wie oft denn noch? Nein! Sehe ich etwa so aus?!" Entgeistert betrachte ich meine Erziehungsberechtigte und gebe mir die größte Mühe, ihren Fragen keine Beachtung zu schenken.

"Rede doch mit dem Jungen. Er wird Vater!" Gibt mein Vater fürsorglich von sich und bringt mich dazu, die suizidalen Gedanken an die Front meines Hirns zu stationieren.

"Ich gebe es auf." Zische ich ihnen ermüdet zu und seufze auf, als mir wieder in den Sinn kommt, dass wir eine unnatürlich lange Treppe besitzen und ich somit nicht runterstürmen kann.

Diese Tatsache, motiviert mich allerdings zum erneuten Male dazu, diesen beschissenen Albtraum zu beenden.
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Man könnte mich die Schauspielerin Omaticayas nennen, so wie ich diese Treppe runtergetaumelt war. Selbst ein Vogel war fasziniert von meinem Starpotenzial und bestand darauf mir eine wahrhaftige Ehre zu erweisen.

Und mir auf den Schädel zu stuhlen.

Inzwischen stehe ich im Bach und spüle mir den Kot aus den Haaren, während bereits Tränen in meinen Augen schimmern. Schon lange nicht mehr, hatte ich eine fabelhaftere Woche erlebt.

Was viele allerdings über die Fäkalien eines Omaticaya-Vogels nicht wissen, ist dass die Brühe nicht nur dampft, sondern auch neon-grüne Farbe besitzt.

Ich liebe mein Leben, alter.

Will das Universum mir somit mitteilen, dass es gegen die Verbindung zwischen mir und Neteyam ist? Schliesslich war ich auf dem Weg zu ihm und wurde - ich werde es noch sehr oft betonen - mit Aa frisiert.

Würde man dies also wortwörtlich nehmen, dann könnte man darauf beharren, dass Eywa auf unsere 'Beziehung' kackt.

Ich brauche etwas, dass gut riecht. Irgendeine Blume - vielleicht auch ein Pilz, der mich auf andere Gedanken bringt - welche von dem Fakt ablenken könnte, dass ich nach Darminhalt dufte.

Erfreut kreische ich auf, als ich eine Wildrose entdecke, die Blute auspresse und die Flüssigkeit auf meinen Scheitel schmiere.

Jetzt muss ich ihn nur noch finden und-

Warte. Was zur Hölle hab' ich überhaupt vor?

Mein Plan ist also, mit Hinterlassenschaften auf meinen Haaren, dem Typ meiner Träume zu begegnen und ihn darum zu bitten, mir zu verzeihen?

Ja, ich bin am Ende. Aber wie romantisch das ist, nicht wahr? Selbst wie die Pest stinkend, suche ich nach meinem Romeo und hoffe darauf, dass der Gestank meiner Selbst nicht seine Todesursache sein wird.

Oh, Mutter.

Summend schleiche ich durch die Gebüsche und spitze meine Ohren, sobald Geräusche erklingen.

Bei dem Hauptsitz der Sullys angekommen, bereue ich meine Entscheidung sofort. Nun, eigentlich könnte man sagen, dass alle meine Gedankengänge leicht gestört sind, seit er das erste Mal seine Arme um mich legte.

Okay, das war eine Lüge. Irgendwie war ich schon immer beknackst. Natürlich nicht im gleichen Kaliber wie Lo'ak - langsam aber sicher, nähere ich mich auch diesem.

AVATAR - What is this weird feeling? (Neteyam×oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt