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"Ob wir reden können? Reden?!" Wiederhole ich seine Frage und schubse ihn wieder weg von mir, als er meine Hände packt und sie an seine Brust hält. Aufgebracht blicke ich ihm in die Augen und sehe, wie er die seinen Blick über mein Gesicht gleiten lässt.

"Guck mal, es tut mir leid. Aber ich muss es einfach wissen. Bist du jetzt schwanger oder nicht?"

"Nein?! Wie kommt ihr alle auf diesen Mist?" Engegne ich und befreie mich aus seinem Griff, woraufhin er erleichtert ausatmet.

"Deine Mutter erzählte ihren Freunden, du wärst Schwanger. Und-" Gibt er zögernd von sich, als ich mich entschlossen von ihm entferne und das Weite suche.
Ma', was soll das? Ich sagte ihr doch, mehrmals, dass ich nicht schwanger wäre. Und jetzt heule ich.

Schon wieder.

"Hör' auf, mir zu folgen." Fordere ich und gebe mir keines Wegs die Mühe, einen Blick nach hinten zu werfen. Stampfend, kämpfe ich mir den Weg frei und versuche dabei, nicht allzu viele Pflanzen zu zerstören.

Meine Trauer hatte sich verabschiedet, stattdessen versuchte ich die Schritte hinter mir zu ignorieren. Trotz größter Bemühungen, drehte ich mich schlussendlich um und verschränkte die Arme mürrisch.

Ich besitze keine Nerven für diesen Jungen. So viele Sachen schwirren in meinem Kopf herum, welche ihn involvieren.

Respektive, schwirrt er in meinem Kopf herum. Und diese Gedanken zentrieren sich nicht unbedingt auf positiver Basis.

"Wolltest du mich vorhin umbringen?! Was zur Hölle, ist dein Problem, Neteyam?" Ersuche ich betreten eine Antwort und schüttele danach den Kopf, als sich Neteyam auf die Knie abstützt und laut schnauft.

"Du bist wirklich schnell geworden, Mle. Gib' mir ne Minute." Erklärt er und sieht dabei kurz zu mir, um mir mit einer Handbewegung eine Pause seinerseits anzudeuten.

Bitter verdrehe ich meine Augen, als er sich schlussendlich aufrichtet und das Wort - nach unbeschreiblich langem Zögern - unschlüssig ergreift. "Natürlich nicht. Ich dachte, ich hatte ein Tier gesehen und-"

"Du hältst mich also für ein Tier? Gute Nacht, Neteyam." Erwidere ich und will loslaufen, als er wiedermal meinen Arm packt. Müde lasse ich das zu und ignoriere seinen Blick auf mir.

"Hab ich dir weh getan? Mle, es tut mir leid. Bitte antworte mir."

Trotzig schüttele ich verneinend meinen Kopf. Eigentlich sollte ich mich jetzt nicht so verhalten. Vor allem, da ich sein mörderisches Verhalten zuvor als attraktiv bezeichnet hatte.

Ich bin, in der Tat, psychisch instabil.

"Wieso warst du bei uns?"

Scheisse. Also entweder, erfinde ich erneut etwas, was mir sicherlich zusätzliche Probleme einbrocken würde, oder ich tu das unerklärliche und gestehe meine Gefühle.

Nun, da mir noch immer keine Eier dazu gewachsen sind, mache ich das einzig logische in dieser Situation.

Abrupt drehe ich mich auf der Achse und renne los.

Sowas nenne ich einen fabulösen Abgang.

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Mein Leben hatte sich in den letzten Wochen so brennend verändert, dass ich nichts lieber täte, als in Öl zu ertrinken.

Trotzdem stehe ich hier und bringe Kleinkindern das Jagen bei.

Nennt mich einfach Mle - die Soziale.

Gegenwärtig präsentiere ich aber wohl eher das Antonym, da sich Akaali aufs Maul gelegt hatte und ich nichts tun konnte, ausser mir einen Schaden abzulachen.

Da sie aber aus irgendeinem absurden Grunde, stets Gefallen an mir findet und sich auf meine Reaktion ebenfalls ein Grinsen auf die Visage malt, verziehe ich beängstigt das Gesicht.
Kinder machen mir Angst.

Vielleicht liegt das daran, dass das gesamte Volk denkt, ich hätte mein fiktives Kind verloren und mich von meinem Geliebten abgewendet. Welcher, nebenbei betrachtet, beinahe Mord an seiner 'schwangeren' Freundin begann.

Diesen Fakt scheint aber jeder ausblenden zu wollen. Ist auch vollkommen in Ordnung. Schliesslich braucht Jake einen würdigen Nachfolger - und wir alle wissen, dass Lo'ak diesen Job nur teils übernehmen könnte, mit seiner fehlenden Gehirnmasse.

Zusätzlich wäre er überfordert.

Was denkt ihr denn, wieso ich plötzlich die Kleinkinder unterrichte? Genau - Lo'ak hatte die, zuvor auch unbekannte, Motivation und Disziplin aufgegeben.

Auf Na'vi bedeutet das nur eines; die Eltern der Kinder vertrauten ihm ihre Babys nicht mehr an. Was fragwürdig ist, weil ich ebenfalls in dieses Schlamassel verstrickt war.

"Wie lange jagst du schon, Mle?" Fragt mich eines der Kinder und lässt mich peinlich berührt in die Ferne starren. Gespielt nachdenklich antworte ich mit einem kurzen 'schon länger' und lenke schnell vom Thema ab.

Wie demütigend. Wahrscheinlich merkt der Bub, dass ich so lausig trainiere und daher nicht erfahren sein kann.

Nach einer verkürzten Session verabschiede ich mich von den Kindern und bringe sie zu deren Eltern.

Müde laufe ich nach Hause und sammle währenddessen einige Pflanzen und Blätter ein, welche mir von Nutzen sein könnten.

Zu Hause angekommen, spitze ich hoffnungsvoll die Ohren. Ja, mir ist bewusst, wie verzweifelt ich sein muss, dass ich darauf hoffe, ihn in meiner Oase vorzufinden.

Aber ich kann nicht anders. Meine Gedanken schweifen immer ab - und bleiben an Neteyam hängen.

Erschöpft begrüsse ich meine Eltern, welche mich mit einem Lächeln begrüßen. Schwach erwidere ich dies und bearbeite anschliessend meine Kräuter.

Meine Heilkunde hatte sich um einiges gebessert. Welches mir meine Mutter nicht nur bestätigte - sie versicherte mir nebenbei, ich hätte mich selbst und ihre Kenntnisse übertroffen. Dies machte mich natürlich glücklich, auch wenn sie wahrscheinlich gelogen hatte.

Tatsächlich verbrachte ich die letzten Tage und Wochen mit Entwicklung meiner Selbst. Beispielsweise verzichtete ich auf das Kosten verschiedener Pilze und testete deren Wirkung auf Tiere oder Pflanzen. Dabei fand ich viele Betäubungs- und Schmerzmittel.

Sogar Laub konnte ich meiner Sammlung hinzufügen. Ironischerweise genau dieses Blatt, welches mich vor dem Angriff Neteyams beschützt hatte.

Es stellte sich heraus, dass man - mit mehreren Schichten dieses Materials - eine Kriegeruniform herstellen könnte, da diese Blätter zum Schutz dienen.
Was bedeutet, dass mich diese Pflanze vor dem Tod bewahrt hatte.

Darum entschloss ich mich dazu, meine Gedanken in die Tat umzusetzen und die ersten Uniformen zu konstruieren.

Weit war ich noch nicht, weshalb ich auch in die Nacht webte und die Texturen verband. Als sich dann aber vor Müdigkeit, Tränen in meinen Augen bildeten, beendete ich die Handlung und legte mich schlafen.

AVATAR - What is this weird feeling? (Neteyam×oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt