16. Kapitel

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Hinter mir höre ich das laute Getrappel von Hufen auf dem Boden.

Meine einzelnen Gehirnzellen versuchen zu verstehen, was dieses Geräusch bedeuten könnte, aber es fällt mir nicht ein.
Ich bin damit beschäftigt, nicht in hohem Bogen von diesem Untier zu fliegen und mir das Genick zu brechen.

Adam greift beherzt in meine Zügel und schafft es innerhalb weniger Augenblicke, mein Pferd zu beruhigen und abzubremsen, bis es schnaubend stehen bleibt.

Ich starre mit weit geöffneten Augen den Weg vor mir an und gebe mir Mühe zu realisieren, was da gerade passiert ist.

„Du hättest gerne erwähnen können, dass du offensichtlich noch nie auf einem Pferd gesessen hast", schnauft Adam und bedenkt mich mit einem tadelnden Blick.

Ich wende ihm mein Gesicht zu.

„Doch habe ich", widerspreche ich ihm trotzig und er zieht seine Augenbrauen nach oben.

„Mit sechs Jahren?"

„Nein mit vier", korrigiere ich ihn und er bricht in belustigtes Gelächter aus.

Verdutzt starre ich ihn an und mir wird bewusst, dass ich ihn gerade das erste Mal lachen höre. Abgesehen von seiner hässlich geschwollenen Nase steht ihm das Lachen sehr gut.

Um seine Augen bilden sich kleine Fältchen und er sieht insgesamt nicht mehr so ernst aus.

Empört schnalze ich mit der Zunge, was direkt zur Folge hat, dass sich mein Pferd wieder in Bewegung setzt.

„Ach verdammt", fluche ich und nestle umständlich an den Zügeln herum. Bei Adam hat es bei der hohen Geschwindigkeit so einfach ausgesehen, das Pferd zum Stehen zu bringen. Wieso klappt es bei mir nicht?

„Nur mal so aus reinem Interesse", vernehme ich seine Stimme neben mir. „Wie bewegst du dich in deiner Zeit fort?"

Er schaut sich noch einige Augenblicke länger meinen Kampf mit den Zügeln an, dann nimmt er sie mir entschlossen aus der Hand. Geschickt zieht er sie dem Pferd vorne über den Kopf, sodass er sie vollständig in den Händen hält und mein Pferd neben seinem herführen kann.

Beeindruckt sehe ich ihm dabei zu und fühle mich direkt sicherer, auch wenn ich mir immer stärker wie ein nasser Sack Kartoffeln mit Flechtfrisur vorkomme.

„Wie es für den Menschen vorgesehen ist. Mit dem Auto."

„Dem was?"

„Dem Auto", wiederhole ich und grinse wegen seinem ratlosen Blick. „Das ist ehm...so ein Kasten mit vier Rädern und Motor. Eine Maschine, die fahren kann." Eine dämlichere Beschreibung ist mir scheinbar nicht eingefallen.

Adam sieht mich belustigt an, versucht aber wieder ernst zu werden. „Bist du mit so...einem Ding auch hier in diese Zeit gekommen?"

Sofort muss ich an den DeLorean aus Zurück in die Zukunft denken und selbst schmunzeln.

„Nein. Ich denke, dass es daran lag, dass ich im Labor zwei Flüssigkeiten ausversehen miteinander vermischt habe. Es hat eine Explosion gegeben und ich stand vor deiner Bar."

„Meiner was?"

Mir fällt anhand seiner vielen Rückfragen auf, dass ich zu viele Wörter benutze, die Adam noch gar nicht kennen kann. Aber irgendwie rutschen sie mir immer weiter heraus.

Ich kann mich einfach nicht auf meine Formulierungen konzentrieren. Meine ganze Aufmerksamkeit schenke ich immer noch dem Pferd, sowie der Problematik, dass wir so dicht nebeneinander herreiten und ich unbeabsichtigt ständig gegen sein Bein stoße.

Black TimeWhere stories live. Discover now