• 1.4 •

73 17 153
                                    


„Glutwind hat die Clans betrogen und wurde verbannt."

Jasmin schluckte. Das war ihr nicht klar gewesen. Sie saß nun mitten auf der sandigen Fläche in der Mitte des Lagers und wurde von allen Seiten angeglotzt.

Ein Kater stach ihr besonders ins Auge, ein riesiger, dunkelschildpattfarbener, der aus der Menge herausstach. Seine hellen, silbernen Augen schienen immer wieder die ihren zu suchen und sie legte neugierig den Kopf schief.

„Dies ist Jasmin, eine Einzelläuferin, die wir auf unserem Territorium entdeckt haben und über deren Schicksal wir nun entscheiden wollen. Vorschläge?"

Sofort entfachten sich überall kleine Leuchtfeuer aus Gesprächen und eine kleine, hellgraue Kätzin mit einem kräftigen Milchgeruch im Fell trat vor.

„Wenn ich etwas sagen dürfte?"

„Ja, Schneehummel, nur zu."

„Ich vertraue dieser Kätzin nicht. Woher wissen wir, dass sie nicht doch ein Spion des DonnerClans ist und unseren Jungen etwas anhaben möchte?"

Nun stolzierte ein Kater nach vorne, Jasmin konnte es wirklich nicht anders beschreiben. Er hatte langes, hellorange getigertes Fell und blickte sie neugierig an. Sein Gang war aufrecht und man merkte ihm seine Beliebtheit deutlich an.

„Feuerdorn. Komm sofort wieder her."

Eine ältere Kriegerin schien ihn zurückhalten zu wollen, doch er ließ sich nicht aufhalten.

„Krabbenohr habt ihr doch auch aufgenommen, warum nicht sie? Was ist der Unterschied zwischen einem Jungen, das fast im Schüler-Alter war und einer Einzelläuferin, die eine exzellente Kriegerin abgeben würde?"

Die schwarze Kätzin realisierte, dass seine leichtsinnigen Worte den Clan ins Überlegen und Abwägen brachten. Sie bewirkten etwas: Weniger böses Starren kam ihres Weges, mehr offene Gesichter oder nachdenkliche Mienen.

Sie war wirklich überrascht. Ein Kater, jünger als sie selbst, schaffte es, eine Menge Katzen auf seine Seite zu ziehen.

„Feuerdorn. Jeder muss seine eigene Entscheidung fällen. Wir stimmen in zwanzig Tropfen ab, ihr könnt euch noch untereinander besprechen."

Silberstern bewegte ein Blatt auf dem großen Stein und ein Tropfen fiel aus einer winzigen Öffnung im Fels auf den sandigen Boden. Jasmin wartete ungeduldig darauf, dass der nächste Tropfen auftauchte, doch erst nach einer kurzen Weile fiel ein zweiter hinunter. Sie zählte mit und säuberte ihre Pfoten.

Schneller als gedacht waren alle Tropfen gefallen und eine winzige Pfütze hatte sich im Sand gebildet.

„Die Bedenkzeit ist vorbei. Alle, die dafür sind, dass Jasmin", Silberstern spuckte ihren Namen aus wie ein Stück Aas, „bleibt und eine Kriegerin im FlussClan wird, legen sich jetzt hin."

Um die junge Einzelläuferin herum ließen sich einige Katzen zu Boden sinken und eine nach Kräutern riechende Dunkelgraue zählte sie durch.

„Fünfzehn Stimmen dafür."

Ihre Stimme hallte klar und deutlich und der Clan murmelte überrascht. Jasmin bemerkte, wie viele unsichere Blicke zu Silberstern hinaufsahen.

„Alle, die dagegen sind, dass wir Jasmin aufnehmen, legen sich nun bitte hin."

„Dreizehn Stimmen dagegen."

Die Braune mit den silbernen Augen verzog das Gesicht, als hätte sie faule Beeren gegessen und verkündete widerwillig:

„Jasmin, hiermit bist du ein Mitglied des FlussClans. Da du über alle Fähigkeiten verfügst, die eine Kriegerin benötigt, bitte ich den SternenClan nun, auf dich herabzusehen und dich als ein FlussClan-Mitglied zu akzeptieren. Von diesem Tag an bist du als Jasminhimmel bekannt. Willkommen im FlussClan."

Sie sprang vom Felsen hinunter und Feuerdorn, der immer noch unschlüssig in der Mitte stand, flüsterte der Schwarzen leise zu:

„Du musst gleich ihre Schulter lecken, als Zeichen des Respekts."

Jasmin, nun Jasminhimmel, nickte leicht und sah der Anführerin in die stürmischen, silbernen Augen. Dann beugte sie ihren Kopf und leckte der mächtigen Kriegerin über die Schulter.

„Feuerdorn, da du so versessen darauf gewesen bist, dass Jasminhimmel in den Clan aufgenommen wird, wirst du sie mit Gewittermond in unsere Gebräuche einführen. Keine Diskussion."

Der dunkelschildpattfarbene Kater, vermutlich Gewittermond, tappte zu Feuerdorn und Jasminhimmel und stieß seinen Freund mit der Schulter an.

„Tja, Feuerdorn, danke."

Die Ironie tropfte aus seinen Worten wie Wasser aus dem Stein, der jetzt wieder verstopft in der Mitte des Lagers ruhte. Dennoch machte das Schnurren in seiner Kehle jede Böswilligkeit unwirksam.

„Ach komm, Gewittermond. Was machen wir als erstes? Wir könnten Jasminhimmel das Territorium zeigen!"

„Meinetwegen. Aber wir halten uns vom DonnerClan fern."

„Bedingungen akzeptiert."

Die beiden Kater nahmen sie in die Mitte und führten sie aus dem Lager heraus, in ausgetretenen Pfaden verließen sie die Insel.

„Wir leben im und vom Fluss. Deswegen auch unser Name. Fisch steht ganz oben auf der Speisekarte und wir gehen jetzt auch direkt jagen. Hoffen wir einfach, dass du jagen kannst, Jasminhimmel."

Sie nickte bei den scharfen Worten und ließ sich ins Wasser gleiten, versessen darauf, so viel Beute wie möglich zu machen, nur um zu beweisen, dass sie mehr als fähig war.

Ihre grünen Augen schienen Unterwasser einen leichten Schimmer abzugeben und schon bald zappelte ein dicker Fisch zwischen ihren Zähnen.

Sie trug ihn ans Ufer und biss in seinen Kopf, um jegliches noch existentes Leben auszulöschen. Danach tauchte sie erneut ab.

Bei Sonnenuntergang trug sie stolz drei riesige Forellen in ihrem Maul, nicht willens, Hilfe anzunehmen.

Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt