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Leise duckte Jasminhimmel sich, ihre Sehnen waren bis zum Zerreißen gespannt, die Ohren angelegt. Ihr Gegner würde schon noch aufgeben müssen.

Die Amsel pickte weiter seelenruhig auf dem Waldboden herum und ließ sich durch die schwarze Kätzin im Unterholz nicht beunruhigen. Diese schnaubte schon fast vor Lachen. Wie morbide konnte ein Tier bitte sein?

Der Vogel sprang nun ein paar Mäuselängen weiter und begann, einen dicken Regenwurm aus der Erde zu ziehen. Das war gut, sehr gut. So konnte sie sich besser anschleichen.

Vorsichtig setzte sie eine Pfote vor die andere, ihr Schwanz war kurz über dem Boden, dennoch so hoch, dass er nicht auf den Blättern schleifte.

Nur noch wenige Mäuselängen. Drei. Zwei. Eins.

Und sie sprang.

Und verfehlte.

Die Amsel war erneut davongekommen, war ihrer Jägerin entwischt, wie sie es heute bereits mehrere Male getan hatte. Man hätte meinen können, einen verletzten Vogel zu fangen, sei einfach, war es jedoch nicht.

„Verdammtes Biest. Dieses blöde Federvieh ist einfach zu schlau für mich."

Sie gab nach. Ihre Jungen warteten im Lager auf sie, sie konnte auf dem Weg immer noch einen Abstecher zum Rubin machen und einen Fisch fangen.

„Irgendwann krieg ich dich, verfedertes Ungeheuer. Du wirst schon sehen."

Sie fauchte wütend in Richtung des Beutetieres, was einfach weiter pickte.

„Pah. Fische sind sowieso besser."

Sie wusste genau, sie benahm sich wie ein beleidigtes Junges, aber diese Jagd hatte ihren Stolz mehr verletzt, als sie zugeben mochte.

„Jasmin? Bist du das etwa?"

Eine kratzige Stimme ertönte vor ihr und ein verfilzter, dunkelroter Pelz schob sich in ihr Blickfeld. Sie keuchte überrascht, als sie die ehemalige FlussClan-Kriegerin erkannte, die sich vor ihr aufgebaut hatte.

„Glutwind? Bist du es wirklich? Du hast dich verändert!"

„Ja, Kleine, ich bin es wirklich, und ja, ich denke, ich habe mich verändert."

Sie drückte besorgt ihre Nase ins Fell der älteren Kriegerin. Es stank nach Krankheit und Jasminhimmel wich zurück.

„Du bist krank. Komm mit ins Lager, wir können dir helfen!"

Glutwind lachte, doch es wurde schnell von bellendem Husten abgelöst. Ein feiner Blutregen fiel auf den von der Blattgrüne-Hitze ausgetrockneten Boden und sie verzog das Gesicht.

„Mach dir keine Sorgen, Jasmin. So geht es mir schon eine Weile. Einige Zweibeiner haben mich und ein paar andere Einzelläufer eingefangen und wir wären fast erstickt, hätten wir nicht so komisch riechendes Zeug eingeatmet. Deshalb geht es mir jetzt so schlecht. Ich bin die Letzte, die noch übrig ist. Der Rest ist schon daran gestorben."

Bestürzt blickte die schwarze Kätzin ihre Freundin an. Doch ihr trauriger Gesichtsausdruck konnte sich nicht lange halten, da sie schon bald begann, wieder vor Freude zu strahlen.

„Mein Name ist jetzt übrigens Jasminhimmel. Wir leben ein wenig den Fluss hoch in einem Übergangslager. Wenn du zu Besuch kommen willst, werde ich dich herzlich empfangen."

Die Dunkelrote sah sie prüfend an und schnippte ihre Schwanzspitze gegen die Schulter der Jüngeren.

„Ich weiß doch, wo der FlussClan lebt, Vogelhirn."

Die schwarzfellige Königin spürte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle formte. Sie vermisste ihre Clankameraden.

„Die uns vertrieben haben und dich töten würden. Wir sind nicht mehr die Krieger des Wassers. Wir sind nur noch Verbannte."

Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt