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„Ich habe keine Schwester. Ich hatte mal einen Bruder, aber der ist lange tot."

Eiswald merkte, wie sehr der Gedanke einer Wurfgefährtin seine Partnerin aufwühlte und er legte beschützerisch seine Schwanzspitze auf ihre Schulter.

„Nun, das kann nicht sein, denn unsere Mutter Weizen hat mir deutlich erklärt, sie hätte dich Jasmin genannt und dich mit unserem Bruder bei einer älteren Einzelläuferin namens Feather in Aufzucht gegeben, da sie nicht genug Milch für uns drei hatte. Ihr Plan war es, euch zu finden und die Wahrheit zu erzählen, wenn ich ausgewachsen war. Leider hat sie das schon nicht mehr miterlebt. Seitdem suche ich nach dir und Rabe, unserem Bruder."

Der Weißgraue spürte deutlich, wie Jasminhimmel unter seiner Berührung zusammenzuckte und hektisch ein- und ausatmete.

„Ich kenne keinen Rabe. Ich kenne meinen Stiefbruder Thyr und meine Mutter Graue Feder, aber einen Rabe habe ich noch nie getroffen. Mein Wurfgefährte hieß Raven und Thyr ist von Zweibeinern getötet worden."

Die Worte der schwarzen Königin waren ausdrucksfrei und gleichgültig, dennoch wusste Eiswald sofort, dass seine Gefährtin tiefe Wunden von diesem Tag davongetragen hatte.

Er merkte nur, wie sie ihre kräftigen Schultermuskeln anspannte, schon war er zu Boden geworfen und Jasminhimmel im Unterholz verschwunden.

Er wandte sich mit einem zornigen Knurren an Glutwind und Artemis.

„Ich werde ihr folgen und wenn sie dazu bereit ist, falls sie dazu bereit ist, werden wir zurückkommen. Ansonsten werde ich die Gruppe zusammenrotten und mit ihnen alle Eindringlinge von unserem Territorium vertreiben."

Mit langen Sprüngen jagte er seiner Gefährtin hinterher in den dichten Wald, von dem sie einen Teil als neues Gebiet bekommen hatten.

Zum Territorium gehörte nun ein Stück WolkenClan-Wald, eine tiefe Schlucht, in die sich der Rubin Blattwechsel für Blattwechsel immer weiter eingrub und eine kleine Wiese hinter den Grenzen der Baumjäger, auf der giftige Blumen wuchsen, die jedoch auch beutereich war.

Dort fand Eiswald die schlanke Kätzin schließlich, sie hatte sich am Rand zu einem Ball zusammengerollt und sah stumm den Bienen zu, die geschäftig Nektar ernteten.

Zögerlich näherte er sich ihr, er hatte wenig Erfahrung mit verwirrten Kätzinnen. Seine erste Gefährtin hatte immer einen genauen Weg vor den Augen gehabt und war nie davon abgewichen.

„Ich habe keine Schwester, Eiswald. Ich kannte meine Mutter, ich kannte meinen einzigen Wurfgefährten. Und vor allem bin ich nicht die Katze, die Artemis sucht. Jasmin ist schon lange tot. Selbst, wenn sie den gesamten Horizont absucht, wird sie sie nicht finden."

Sanft schmiegte er seinen Kopf an den seiner Gefährtin und atmete ihren Duft nach Regen, Gras und Milch ein.

„Es ist doch eigentlich egal, ob sie deine Schwester ist oder nicht. Du kannst einfach so tun, als sei sie es, dann ist keiner von euch traurig und du hast eine Schwester dazugewonnen. Und der Clan eine potentielle Kriegerin, die wir gut gebrauchen können."

Jasminhimmel schnurrte leise und schlug ihm spielerisch mit ihrer Pfote über sein Ohr.

„Das meinst du ernst, oder? Ich finde es nicht schlecht. Wir können meinetwegen zurückgehen und ihr erzählen, wie es ist."

Eiswald zögerte und miaute dann: „Lass uns noch kurz hier bleiben. Ich muss noch mit dir reden."

Aufmerksam waren die großen Ohren und dunkelgrünen Augen auf ihn gerichtet und nervös schluckte der Krieger. Die Worte, die er nun schon so lange sagen wollte, sprangen in seinem Maul umher und wollten einfach nicht hinaus.

„Ich liebe dich, Jasminhimmel."

Endlich, er hatte es geschafft. Ein breites Lächeln zierte die Züge der Schwarzen und sie schnurrte.

„Ich liebe dich auch, Eiswald."

Danke, Eulenjunges. Sie liebte ihn auch, er konnte es nicht fassen. Sein kleiner Sohn hatte Recht gehabt.

„Lass uns zurück zu Artemis und Glutwind gehen. Sie warten sicher schon."

Jasminhimmels Stimme war weich und sanft und mit einem Nicken machten sie sich auf den Weg.

Als sie wieder zurückkamen, war von Glutwind nichts mehr zu sehen, nur Artemis wartete geduldig auf der Lichtung, auf der sie sie zurückgelassen hatten.

„Habt ihr euch ausgeredet?"

Sie nickten und Artemis schnurrte. Seine Gefährtin ergriff das Wort.

„Du scheinst wirklich meine Schwester zu sein. Wenn du möchtest, kannst du eine Kriegerin in unserer Gruppe werden, wir könnten jede Hilfe gebrauchen. Außerdem hätten wir so die Möglichkeit, uns besser kennenzulernen. Wie fändest du das?"

Die Augen der Einzelläuferin leuchteten auf und sie nickte enthusiastisch.

„Eine einzige Bedingung hätte ich: Ich möchte in der Nacht in meinem eigenen Nest, nicht beim Clan, schlafen."

Eiswald nickte und dachte kurz nach. Es war sicher möglich, sie mussten es nur mit Feuerdorn abklären. Warum eigentlich nicht? Sie war einfach eine Art Unabhängige, konnte ihren Namen behalten und in ihrem eigenen Nest schlafen, übernahm jedoch auch Arbeiten in der Gruppe.

Das würde er Feuerdorn vorschlagen.

„Dann lasst uns zum Lager gehen und das Ganze mit Feuerdorn abklären. Ich bin mir sicher, wir finden eine Lösung, mit der alle zufrieden sind."

Als die drei Katzen mit weiten Schritten ihren Weg zum Lager einschlugen, rumpelten über den Bergen die Gewitterwolken und ließen die Gipfel in grauen Wattebällen verschwinden.

Alles, was bei ihnen davon ankam, waren die dicken Regentropfen, die unbarmherzig auf ihre Pelze einschlugen und den Waldboden innerhalb weniger Minuten in einen schlammigen Tümpel verwandelten.

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Ahoi!

Wie fandet ihr das neue Kapitel?

Bitte, schreibt Kommentare! Ich weiß, dass jetzt gerade in vielen Ländern / Bundesländern Sommerferien sind, also müsstet ihr doch genug Zeit dafür haben, oder?

Ich habe keine Ahnung, ob euch meine Geschichte gefällt oder nicht...

Und! @Wo1fsblut , ich weiß nicht, wie es dir geht, aber dieses Kapitel ist dir gewidmet <3
Melde dich gerne bei mir ^~^

Bis bald, eure Kapitänin Wolke

Die Jasmin-Chroniken: Teil 1 - 4 [MMFF]Where stories live. Discover now