𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟔 - 𝐭𝐫𝐨𝐲 𝐦𝐨𝐫𝐫𝐢𝐬

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16. November 1972 

Dieses Jahr begann der Donnerstag immer mit einer Freistunde – perfekt für meine Freunde, die wieder ausschlafen konnten. 

Und wie auch letztes Jahr waren Troy und ich die Einzigen, die morgens am Frühstückstisch saßen. 

„Hast du morgen Abend was vor?", fragte Troy, während er seine Semmel dick mit irgendeiner Schokoladencreme bestrich. Ich war noch dabei, Julias Konfitürenmischungen zu machen. 

„Außer in der Bibliothek zu sein? Nein." Ich öffnete die Quitten-Konfitüre. 

„Ah, großartig. Die Jungs und ich haben ne Party organisiert, du bist herzlich eingeladen, Ivy und Julia frag ich noch. Ich hab ja morgen Geburtstag." 

„Was?!", fragte ich überrascht. Wenn ich es mir so überlegte – ich hatte schon sehr lang nicht mehr in Connors Geburtstagskalender geschaut. 

„Wieso hast du nicht früher was gesagt?", fragte ich ein wenig entsetzt. „Ich hätt dir was besorgt." 

„Genau deswegen. Ich will keine Geschenke, ich fühl mich immer blöd, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll. Hab ich den anderen auch gesagt. Also – du brauchst kein Geschenk." Troy zuckte mit den Schultern. 

Ich würde ihm trotzdem was schenken. 

In der Küche würde ich bestimmt etwas Gutes zu Essen auftreiben. 

„Wann ist deine Geburtstagsparty?", fragte ich ihn dann. 

„Morgen. Nach dem Abendessen." 

„Und nur wir Hufflepuffs kommen?", hakte ich nach. 

„Ja – ich meine, wen sollte ich noch einladen?", meinte Troy. „Ich bin nicht ganz so sozial wie du." Er grinste. „Also, komm einfach vorbei. Wir brauchen auch ein wenig weibliche Unterstützung." 

„Solange wir lüften." Ich grinste und Troy trat mich leicht unter dem Tisch. 

„Also du kommst?" 

„Natürlich", meinte ich, „Als ob das nicht schon von Anfang an klar gewesen wäre." 

Troy war der Älteste von uns – und so sah er auch aus, obwohl es wohl einfach seine Gene waren. Er war riesig. Über 160cm groß, also um die zehn Zentimeter mindestens größer als ich. Schlaksig, mit einem kantigen Gesicht, während wir anderen noch nicht die weichen Konturen des Kindergesichtes losgeworden waren. 

Er war blond – hellblond, ich hatte letztes Jahr zuerst gedacht, sie wären gefärbt – und hatte seine Haare diesen Sommer wieder fast komplett abrasieren lassen. So war er auch letztes Jahr gekommen, jedoch waren sie im Laufe des Jahres wieder nachgewachsen. Und seine Augen waren auf diese Art grün, dass es fast schon gruselig wirkte. Er hatte insgesamt ein sehr interessantes, ein wenig abschreckendes Aussehen – vor allem durch seine Klamotten, er stand auf viele Ketten und Ringe und weite Hosen – aber sein Herz war aus Gold. 

Er liebte es, sich mit anderen Leuten Schachpartien zu liefern und Leute, die schlechter waren als er auch mal mit Absicht gewinnen zu lassen, nur um ihre Freude zu sehen. 

Er hatte Energie, noch jede extra Aufgabe zu machen, so lange sie nichts mit Schreiben zu tun hatte, da er eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hatte. 

Meine Katze hatte er als erster der Jungs wirklich ins Herz geschlossen, genauso wie ungefähr alle Tiere, die sich in unserem Haus tummelten. Er hatte eine eigene Eule, die er immer wieder selbst versorgte, und immer, wenn er dachte, dass niemand hinsah, steckte er den verschiedenen Tieren, die ihm in die Quere kamen, etwas zum Essen zu. 

HUFFLEPUFF - Year 2Where stories live. Discover now