38. Kapitel

8 2 0
                                    

O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,

Der ersten Liebe goldne Zeit!

Das Auge sieht den Himmel offen,

Es schwelgt das Herz in Seligkeit.

O daß sie ewig grünen bliebe,

Die schöne Zeit der ersten Liebe!

Friedrich Schiller

Es war in der Nacht des zehnten Reisetages, als die Untiere angriffen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Es war in der Nacht des zehnten Reisetages, als die Untiere angriffen. Vala wurde von einem unheimlichen Knurren geweckt, auf das ein lauter Knall folgte, von dem ihr die Ohren dröhnten. Sofort war sie wach, warf die Decke beiseite und sprang auf die Beine. Das helle Mondlicht fiel auf Kypris, die in einiger Entfernung vom Wagen stand und mit etwas in ihrer Hand herum hantierte. Vor ihr am Boden lag etwas, das wie ein totes Tier aussah und der Schatten eines weiteren näherte sich ihr.

»Bleibt unten«, ertönte Sapphos Flüsterstimme von der Seite. Die Wasserhändlerin legte Vala eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft nach unten, damit sie hinter den leeren Fässern Schutz suchte. Shamal war ebenfalls aufgewacht und lugte zwischen den Metalltonnen hindurch. Er zuckte zusammen, als ein weiterer lauter Knall durch die Nacht peitschte. Dann näherten sich Schritte und Kypris kletterte zurück zu ihnen auf die Ladefläche. Sie fragte Sappho etwas, die ihr daraufhin eine Schaufel reichte, die anscheinend irgendwo zwischen den Fässern gelegen hatte.

»Das waren Untiere«, erklärte Sappho ihnen. »Sie sind jetzt tot. Ihr könnt euch wieder hinlegen und weiterschlafen. Es ist wieder sicher.«

»Was war dieser Knall?«, fragte Vala, obwohl sie schon ahnte, was der Auslöser dafür gewesen war.

»Das ist ein Geheimnis der Wasserhändler.« Sappho lächelte sie milde an, zog die Decke zurück und sah sie auffordernd an. »Aber sei unbesorgt. Solange ihr bei uns seid, werden die Untiere euch nicht kriegen.«

Vala wechselte einen vielsagenden Blick mit Shamal. Natürlich hatte sie ihm von der Schlossole erzählt, die der Samariter ihr gegeben hatte, und sie hatte sie ihm auch gezeigt. Es war offensichtlich, dass Kypris und Sappho ebenfalls eine besaßen – oder vielleicht sogar zwei. Insgeheim fragte sie sich, warum um diese Waffe so ein Geheimnis gemacht wurde. Wussten die Könige, dass es Schlossolen gab? Wenn ja, warum statteten sie ihre Garderitter nicht mit ihnen aus? Und wenn nein, wie konnte dieses Geheimnis so lange bewahrt werden? Bestimmt waren sie nicht die einzigen, die bisher mit Wasserhändlern gereist waren.

Aber wahrscheinlich hat jeder die Gefahr gesehen, die von ihnen ausgeht, überlegte Vala, während sie sich wieder hinlegte und von Sappho zudecken ließ. Aus einem Impuls heraus tastete sie nach Shamals Hand, aber er war zu weit weg. Wenn die Könige und ihre Garderitter Schlossolen hätten, könnte mit Leichtigkeit ein weiterer Krieg ausbrechen. So wie bei den Alten.

Pazifik - VerfolgtWhere stories live. Discover now