17. Kapitel

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Der Sinn der Strafe ist nicht abzuschrecken, sondern in der gesellschaftlichen Ordnung jemanden niedriger zu setzen: er gehört nicht mehr zu den uns Gleichen.

Friedrich Nietzsche

Das Leben beim Pakiti-Stamm gefiel Vala mit jedem Tag besser

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Das Leben beim Pakiti-Stamm gefiel Vala mit jedem Tag besser. Mittlerweile übernachtete sie nur noch in dem Zelt, das Shaki und Shamal gehörte. Ajali sah sie ab und zu durch das Lager gehen und die alte Frau grüßte sie auch freundlich, wenn sie sich mal über den Weg liefen. Die Federkrone und das majestätische Gewand trug sie aber nicht mehr. Alle Stammesangehörigen begegneten ihr mit Respekt und einige kamen offenbar in ihr Zelt, um sich beraten zu lassen.

Shaki, Ajalis Tochter, war um einiges netter als Vala zuerst gedacht hatte. Sie kümmerte sich viel um sie, gab ihr genug zu essen und zu trinken und schenkte ihr sogar ein Kleid, wie es die meisten Mädchen des Pakiti-Stammes trugen. Das Magierinnenkleid sollte sie eigentlich außerhalb des Lagers begraben, aber sie dachte an die Trauer in Maschas Augen, als die Direktorin sie darin gesehen hatte. Also faltete sie es so klein wie sie konnte und stopfte es unter das Tierfell, auf dem sie nachts schlief.

Am besten verstand sie sich jedoch mit Shamal. Der Junge war voller Lebensfreude und stellte sie seinen Freunden vor, mit denen er regelmäßig außerhalb des Lagers Spiele spielte. Vala hätte eigentlich Lust gehabt, mit ihnen zu gehen, aber Shaki verbot es ihr und sagte: »Ein Mädchen sollte keine Jungs-Spiele spielen, sondern sich um den Haushalt kümmern.«

»Aber du verlässt das Lager doch auch!«, hielt Vala dagegen.

»Es hat einen Grund, warum ich das tue«, antwortete die Frau dann mit einer Zornesfalte auf der Stirn. Obwohl es seit Valas Ankunft kein weiteres Abendfeuer mehr gegeben hatte, hatte Shaki sich ihre Gesichtsbemalung nicht abgewaschen, sondern trug sie jeden Tag und fuhr sie notfalls auch nach. Morgens stand sie früh auf, um mit ein paar Männern das Lager zu verlassen und die Grenzen abzugehen, wie sie erklärte. Sie ging nie ohne ihren Speer davon und die große Katze begleitete sie jedes Mal.

»Dein Seelentier ist ein Klippschliefer«, wandte Vala sich eines Abends an Shamal, während sie auf Shakis Rückkehr warteten. Vala stand immer wieder auf, um die dickflüssige Grütze umzurühren, die in dem Topf vor sich hinköchelte. Sie hatte den Eintopf selber aufgesetzt. »Was ist das Seelentier deiner Mutter?«

»Ein Karakal«, antwortete der Junge grinsend. »Er heißt Piga. Sie hat ihn erst vor sieben Jahren gefunden. Er ist etwas gruselig, oder?«

»Vielleicht.« Vala verkniff sich ein Schmunzeln. »Ich habe noch nie einen Karakal gesehen. Überhaupt kenne ich nur ziemlich wenige Tiere. Einige nur aus Zeichnungen in Büchern.«

»Was sind Bücher?«

Vala sah ihn erstaunt an. »Du weißt nicht, was Bücher sind?«

»Du weißt doch auch nicht, was Karakale sind!«, verteidigte Shamal sich.

Pazifik - VerfolgtWhere stories live. Discover now