25. Kapitel

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Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.

Nelson Mandela

Vala zählte jeden Tag, den Shamal, Mlaghai und sie im Käfig der Sklavenhändler verbrachten

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Vala zählte jeden Tag, den Shamal, Mlaghai und sie im Käfig der Sklavenhändler verbrachten. Mittlerweile hatte sie verstanden, dass es nur zwei Wege hier raus gab: Als Sklave in irgendeiner der nächsten Städte oder als Geflüchtete und von den Strahlenkranken ihres Onkels Verfolgte. Letzteres fand sie um einiges besser. Dann war sie wenigstens frei.

Mehrmals schon hatten Shamal und sie versucht, mit den anderen Kindern zu sprechen, die laut Hilgard nicht fliehen wollten. Vielleicht hatte das Mädchen ja gelogen. Aber niemand schien Ostländisch zu sprechen und ihnen wurden nur seltsame und müde Blicke zugeworfen. Also gaben sie es nach zwei Tagen schnell auf.

»Gleich bringt dieser Große mit der Augenklappe uns wieder das Essen«, flüsterte Shamal ihr zu. Vala schaute an ihm vorbei durch die Gitterstäbe hindurch. Tatsächlich. Der riesige Mann – Hilgard hatte ihn Kjempe genannt – hielt ein paar Brotlaibe in den Händen und hatte sich mehrere Wasserschläuche um den Hals gehängt. Neben ihm ging Nøkkel, der Schlüsselwärter. Auch die anderen Kinder hatten sie jetzt entdeckt, gaben fröhliche Laute von sich und setzten sich auf. Die Ketten rasselten über den Metallboden des Wagens.

»Er schließt die Tür auf und wartet dann, bis das Brot und das Wasser verteilt ist«, murmelte Vala, während sie Nøkkel beobachtete. »Die Schlüssel hält er dabei in der Hand. Aber wenn er etwas mit der Hand tun müsste...«

»... würde er sie an den Gürtel hängen«, vervollständigte Shamal ihren Gedankengang. Er schwieg eine Weile und sagte dann: »Mlaghai würde da sicher rankommen, wenn wir ihn ablenken.«

»Wie sollen wir ihn denn ablenken? Er versteht uns nicht«, wisperte Vala. »Und wenn wir anfangen, laut zu schreien oder sonstiges, wird er wissen, dass irgendwas im Gange ist.«

»Ihr wollt wirklich fliehen.« Sie zuckte bei Hilgards Stimme zusammen. Offenbar hatte die Nordländerin alles mitgehört. Wie immer hatte sie ihre Kapuze auf, die ihre weißblonden Haare verbarg. Nun schüttelte sie leicht belustigt den Kopf.

»Ja«, sagte Vala. »Was ist falsch daran?«

Hilgard zuckte mit den Schultern. »Es wird nicht funktionieren.«

»Wenn wir es richtig machen...«

»Wenn ihr es richtig macht, seid ihr aus dem Käfig raus. Dann müsstet ihr zu Fuß weiter fliehen. Vitsak und seine Kumpanen würden euer Verschwinden spätestens bei Sonnenaufgang bemerken und euch einholen, bevor ihr im nächsten Dorf seid. Was dann mit euch passiert, möchte ich gar nicht erst wissen.«

»Warum bist du immer so... so pessimistisch?« Als ob sie es gut findet, als Sklavin verkauft zu werden!

»Ich bin nicht pessimistisch«, antwortete Hilgard. »Nur realistisch. Ihr habt keine Chance.«

Pazifik - VerfolgtWhere stories live. Discover now