5. Kapitel

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Niemals ist das Bündnis mit einem Mächtigen verlässlich.

Phaedrus

Vala kam an einem Ort zu sich, der offensichtlich sowas wie ein Stall war

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Vala kam an einem Ort zu sich, der offensichtlich sowas wie ein Stall war. Nur schmutziger, stinkender und dass hier weder Pferde noch Ponys waren. Ihre linke Schläfe pochte schmerzhaft und sie hob die Hand, um sie zu berühren. Sie ertastete eine Schwellung, aber wenigstens kein Blut. Dafür jedoch etwas anderes. Etwas stimmte nicht. Sie fuhr sich durch die Haare. Sie waren zu kurz. Viel zu kurz.

Meine schönen Haare! Sie waren doch schon so lang! Immer wieder strich sie sich über die Überreste ihrer Haarpracht. Sie musste aussehen wie einer der Bäckerjungen, der seinem Vater manchmal dabei half, das Wasser vom Dach zu sammeln. Nur dass ihre Haut dunkel war und ihre Haare tiefschwarz. Was ist passiert? Sie versuchte, sich zu bewegen. Streckte das eine Bein, dann das andere. Wenigstens bin ich nicht gefesselt, aber... Vala tastete sich ab. Das war nicht das Kleid, das sie getragen hatte, als sie über die Brücke geritten war. Was ist passiert? Wo bin ich? Sie erinnerte sich an den dunklen Schatten, der sie vor den zwei Garderittern gerettet hatte. Wollten sie mich wirklich töten? Warum?

»Du bist zu dir gekommen«, ertönte auf einmal eine Stimme aus der Dunkelheit. Sie gehörte eindeutig einem Mann. Der gleiche, der die Garderitter getötet hatte. Wollte er auch sie töten? Nein, sonst hätte er es schon lange gemacht, schalt sie sich. Aber was will er dann noch von mir? Möchte er bei Onkel Lösegeld für mich erpressen?

»König Miro wird dir kein Geld geben, um mich freizukaufen«, riet sie frei heraus. »Er würde mich lieber tot sehen wollen als ein paar Münzen für mich zu verschwenden.«

»Ich weiß«, antwortete der Mann aus den Schatten.

»Was willst du dann?«, schleuderte Vala ihm entgegen. »Ich bin eine Adlige! Du kannst mich nicht einfach so gefangen halten, du Bleichgesicht!«

»Bleichgesicht?« Er hörte sich erstaunt an. »Warum glaubst du, dass ich ein Bleichgesicht bin? Du hast mich doch noch gar nicht gesehen.«

Sie schwieg.

»Außerdem halte ich dich nicht gefangen. Du bist weder gefesselt noch irgendwo angekettet. Es steht dir frei, zu gehen.«

Vala zog die Knie an. Langsam, um zu schauen, ob der Fremde sie daran hindern würde, aufzustehen. Aber er rührte sich nicht. Schwankend kam sie auf die Beine und hielt sich an der Wand fest. Für einen kurzen Moment war ihr schwindelig. Wahrscheinlich wegen des Schlags gegen die Schläfe.

»Dann gehe ich jetzt«, verkündete sie und tastete sich an der Wand entlang auf der Suche nach einer Tür. Ihre Hände stießen auf einen robusten Metallriegel, den sie gerade hochstemmen wollte, als der Mann sich nochmal meldete:

»An deiner Stelle würde ich nicht nach draußen gehen.«

Vala wandte sich wütend in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. »Eben hast du gesagt, dass ich gehen darf.«

Pazifik - VerfolgtWhere stories live. Discover now