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Alice schwieg während des Abendessens, was Felix ganz gelegen kam. Er aß selbst meistens schweigend und konzentriert. Aber gerade war er etwas abgelenkt. Er sah ihr beim Essen zu. Sie schaute auf ihren Teller, schien das Essen zu genießen und zu würdigen. Aber sie schien auch zu merken, dass er sie anschaute, denn da war immer so ein kleines Lächeln um ihre Mundwinkel. Felix war sich sicher, dass das nicht einfach ihre Art war. Niemand war so erfreut über Essen, dass er ständig lächelte. Nein. Sie lächelte, weil sie etwas wusste, was er nicht wusste. So sah es aus. Es machte ihn langsam aber sicher irre. Und es nervte ihn. Sie hatte ihren Spaß, okay. Aber irgendwann musste es doch reichen.

„Das war echt richtig, richtig gut!", erklärte Alice, lehnte sich zurück und verschränkte zufrieden die Hände vor ihrem Bauch. „Danke für den Tipp. Es ist echt nicht einfach, hier was Gesundes und dann auch noch Vegetarisches zu bekommen."

Felix grinste. Immerhin damit hatte er sie beeindrucken können. „Ja, geht mir auch immer so, gerade wenn ich in Bayern bin. Alles mit Fleisch. Ist ja auch lecker, klar, aber ich esse auch seit einiger Zeit vegetarisch."

„Du angelst aber." Sie kräuselte die Nase.

„Ja. Ich esse auch Fisch. Aber die Fische, die ich angle, ess ich nicht. Ich hab nüscht dagegen, Tiere zu quälen. Ich will die dann nur nicht mehr essen", sagte er, absichtlich etwas provokativ.

„Aha", erwiderte sie. „Weil's nicht schmeckt? Oder weil du halt einfach ein miserabler Angler bist und gar nichts Essbares fangen kannst?"

„Vielleicht beides." Er lächelte, zufrieden, dass sie ihm keinen Vortrag über Vegetarier erster und zweiter Klasse hielt. Dann schaute er sich um. Sie saßen draußen, in einem kleinen Biergarten am Bach. Es war nicht allzu viel los. Er griff in die Bauchtasche, die er neben sich auf die Bank gelegt hatte, holte sein Drehzeug hervor und räusperte sich, ehe er Alice ansah. „Hast du was dagegen, wenn ick jetzt eine rauche?"

„Krieg ich auch eine?"

„Du rauchst?"

„Wieso fragst du das?" Sie lächelte schon wieder.

Felix zuckte mit den Schultern. „Hätte dich nicht so eingeschätzt."

„Ich rauche nur, wenn es sich gerade ergibt. An einem schönen Abend, nach einem guten Essen, so wie jetzt. Und nur, wenn ich einen wirklich attraktiven Mann dafür um eine Kippe anschnorren kann."

„Aaaah!" Felix Grinsen kippte in ein Lachen. Die Frau flirtete mit ihm. Offensiv. Er konnte nicht behaupten, dass das ihm missfallen würde. Mit voller Konzentration drehte er ihr eine Zigarette, übergab sie ihr, drehte eine zweite für sich und hielt ihr dann sein entzündetes Feuerzeug hin, bevor er sich seine Zigarette anmachte. Er beobachtete Alice und fühlte einen Anflug von Triumph, auch wenn er nicht wusste, warum. Sie rauchte nicht auf Lunge. Vermutlich war sie wirklich eine von jenen Partyraucherinnen, die Felix insgeheim beneidete, weil sie jederzeit wochen- oder monatelang ohne Nikotin auskommen konnten. Im Gegensatz zu ihm. Er war ein Opfer was das Rauchen betraf, da machte er sich nichts vor. Alice hielt die Zigarette lässig und elegant und es sah beiläufig und irgendwie leicht aus, wenn sie die Asche am Aschenbecher abschlug. Felix musste grinsen. Wenn Zigarettenwerbung noch erlaubt wäre, hätte Alice das übernehmen können.

„Ich hätte gerne noch was", sagte sie dann und schaute Felix an. „Aber ich kann mich nicht entscheiden: einen Drink oder doch lieber einen Kaffee. Was schlägst du vor?"

„Also ich trinke im Urlaub nichts." Er lächelte und nahm einen Zug, ehe er sich über die Unterlippe strich und den Rauch dann durch die Nase ausblies.

„Gut für dich. Aber auch schade für mich. Alleine trinken mag ich nicht."

„Dann läuft das wohl auf einen Kaffee für dich raus", sagte Felix.

Who the Fuck is Alice?Where stories live. Discover now