Who the Fuck is Alice?

8.

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Felix betätigte die Spülung und trat dann ans Waschbecken, sah in den Spiegel, ehe er sich die Hände wusch. Er trocknete sie ab und schaute dann wieder in den Spiegel. Irgendwas war ihm da eben anders vorgekommen. Er war ziemlich braun gebrannt momentan. Aber einen Sonnenbrand hatte er verhindern können in diesem Urlaub. Er war sich nie ganz sicher, ob er die kleinen Fältchen um seine Augen gut finden sollte oder nicht. Er hatte ewig mit seinem Babyface gehadert, also sollte er wohl froh sein. Genauso über seinen Bart. Endlich Bartwuchs. Sein Vater hatte ihm ja immer gesagt, dass das noch kommen würde. Felix hatte nicht mehr dran geglaubt. Der Oberlippenbart wuchs seit zwei Jahren ganz ordentlich. Auf den Wangen und am Kinn war die Ausbeute aber nach wie vor eher spärlich. Aber diesen Sommer wollte er wachsen lassen, auch wenn es ein wenig unordentlich aussah, wenn er immer die Stoppeln stehen ließ. Solange es niemanden störte. Alice hatte sich nicht beschwert. Felix lächelte sein Spiegelbild an und grinste dann absichtlich extrem, um sehen zu können, wie die Falten in seinen Wangen erschienen. Klar, die waren vom Lachen. Aber schon sehr auffällig und auch zu sehen, wenn er nicht lachte. Es gab Schlimmeres. Er rieb sich mit der linken Hand über die Wangen, über das Kinn. Ja, es wuchs. Und wenn er ihm Zeit gab, würde das wohl wirklich noch einen Bart geben. Typveränderung. Das war als Mann nicht so einfach. An seinen Haaren wollte er nicht mehr allzu radikal was verändern. Seiten kurz, oben etwas länger. Boxerschnitt. Ab und an gab er seinen Haaren die Gelegenheit, sich zu locken. Aber lange hielt er das nie durch. Er fand das zwar okay, aber irgendwann überkam ihn immer die Befürchtung, er könnte mal wieder so aussehen wie damals, in Marburg.

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Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er mit diesen beiden Frauen in seinem erbärmlichen WG-Zimmer gelandet war. Sie kicherten. Sie kicherten die ganze Zeit. Felix war sich nicht einmal mehr sicher, ob er mit den beiden, oder auch nur mit einer von den beiden, Sex haben wollte. Oder konnte. Klar hatte er Bock. Aber eben auf die Art, wie man Bock hatte, wenn man besoffen war: Bock ohne Plan und ohne Koordinationsvermögen. Und die beiden kicherten schon wieder. Das ging ihm auf die Nerven. Eine war blond, eine braunhaarig. Daran konnte er sie auseinanderhalten. Ansonsten sahen sie exakt gleich aus. Vermutlich waren sie auch ein und dieselbe Person. Sie hatten ihm erzählt, wie sie hießen, wo sie herkamen, was sie studierten, ganz sicher. Erstsemester. Aus irgendeinem Kuhdorf kommend, bedeutete für die Marburg schon das maximale Upgrade. Für die war Marburg die große Stadt. Und er, der Typ aus Berlin, war noch mal eine beeindruckende Begegnung mehr, ein Wow-Erlebnis. Vermutlich war er der erste random Typ, der sie hier aufgerissen hatte. Aber sicher nicht der letzte. Niemand verließ Marburg als Jungfrau. Keine Frau – darüber gab es hier, in dieser beschissenen, kleinbürgerlichen Spießerstadt voller linker Möchtegernrevoluzzer und pseudotoleranter zukünftiger Mit-Papis-Geld-Start-up-Gründer sogar eine Art Legende – und auch kein Mann. Dafür musste man sich schon wirklich, wirklich dämlich anstellen oder aber es nicht wollen. Nein, hier fand jeder, dem danach war, einen zumindest ausreichenden One Night Stand. Felix war an diesem Abend mit drei Freunden aus der WG unterwegs gewesen. Und irgendwie war er zwischen diese beiden Erstsemester hier geraten, die auf der Tanzfläche einen Fake-Lesbentanz hingelegt hatten. So was war in Berlin schon seit den Neunzigern out. Aber die beiden... naja, Kuhdorf eben, was sollte man da erwarten? Und jetzt legten sie schon wieder los, beugten sich über Felix Oberkörper, eine von rechts, eine von links. Die eine griff ihm in die gelockten Haare und er hoffte, dass es jetzt losgehen würde, ohne dass er besonders viel Einsatz zeigen musste, denn dafür war er gerade zu unmotiviert. Aber statt sich um ihn zu kümmern, grinsten sie ihn nur kurz an, mit ihren besoffenen Silberblicken, ehe sie sich küssten und dabei aber weiter kichern mussten, was wirklich albern und ganz und gar nicht sexy aussah. Falls sie ihn damit scharf machen wollten – Ziel verfehlt. Felix entspannte sich, ließ den Kopf zurückfallen und starrte an die Decke.