Who the Fuck is Alice?

6.

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Der Tag hatte gut angefangen. Im Gym war es noch beinahe leer gewesen und Felix war ziemlich stolz auf sich. Auch darauf, dass er so früh aufgestanden war. Vielleicht sollte er das über die Sommermonate zu einer Gewohnheit werden lassen. Er war fitter, fühlte sich gesünder. Er bestellte sich einen Shake aufs Zimmer, den er prompt geliefert bekam, garniert mit Beerenobst sah er fast aus wie ein fruchtiger Milkshake. Vermutlich hatte irgendwer in der Küche den Ehrgeiz entwickelt, selbst aus so einer wenig genussorientierten Mahlzeit wie einem Proteinshake etwas zu kreieren, was dennoch was hermachte und regelrecht appetitlich aussah. Felix checkte seine Mails und überflog kurz die Reaktionen auf seine letzte Story auf Instagram. Er hatte auf die aktuelle Folge Gemisches Hack hingewiesen, auch wenn das gar nicht nötig gewesen wäre. In dem Video war zu erkennen, dass er in den Bergen war. Etliche Follower hatten ihm einen schönen Urlaub gewünscht, einige rätselten, wo er genau war, das erkannte er beim nachlässigen Durchscrollen.

Er ging auf den Balkon und schaute nach links. Da war ein Gipfel zu erkennen und wenn man wusste, wonach man Ausschau halten musste, sah man auch die Gondeln der Seilbahn als kleine Punkte. Da wollte er heute hinauf.

Vor dem Hotel traf er auf Alice. Sie lachte, als sie ihn sah. „Hey! Guten Morgen!"

„Guten Morgen!" Er grinste breit und umarmte sie dann kurz. Nicht gerade typisch für die Wiederbegegnung mit einem One Night Stand, dachte er. Eher wie mit einem Kumpel, so fühlte sich die Umarmung an. Er machte einen Schritt zurück und musterte sie von oben bis unten. Shorts und Wanderstiefel mal wieder, dazu ein Tanktop. Der Rucksack stand neben ihr auf dem Boden. „Bist heute wieder unterwegs, ja?"

Alice nickte. „Ja, genau. Deswegen bin ich hier. Ich lauf einfach wahnsinnig gerne durch die Gegend."

„So richtig Wandern, ja? Oder kletterst du auch?"

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht. Ich halte mich eher an die einfachen Strecken. Ich lauf dann aber echt lange. Macht den Kopf frei. Das brauch ich ab und an bei der ganzen...ja..." Sie hatte vielleicht den Faden verloren, jedenfalls redete sie nicht weiter und sie sah Felix nicht mehr in die Augen, sondern ließ den Blick ruhelos über den Boden schweifen.

„Ich wollte heute auch zu Fuß los", sagte Felix. „Also, mit dem Auto zur Talstation und dann mit dieser Gondel hoch." Er lachte. „Aber ab da dann zu Fuß. Weiß nicht, vielleicht könnten wir ja..."

Sie nahm ihren Rucksack, wirkte mit einem Mal so, als wäre sie in Eile. „Ich muss den Bus erwischen. Ich will zu dieser Klamm und da dann die große Runde machen." Sie zog an ihrem Schultergurt, hielt dann aber inne und schaute Felix endlich wieder an, offenbar etwas verunsichert. „Weiß nicht, aber, also wenn du willst, könnten wir uns heute Abend sehen. Also, wenn es dir passt und wenn du nichts anderes vorhast."

„Äh, ja, klar, gerne", beeilte Felix sich zu sagen und grinste breit. „19 Uhr? Da auf der Bank vielleicht?" Er deutete durch den Park.

„Ja, das klingt gut." Alice lächelte wieder und atmete sichtbar durch. „Schön, also dann: 19 Uhr. Und ja, dann... viel Spaß auf dem Gipfel, ja?"

„Ja, danke. Dir viel Spaß beim Wandern."

„Danke. Gut. Tschüss?" Sie lächelte ihn noch mal an.

„Ja, tschö, bis nachher." Er sah, wie sie sich umdrehte und mit ziemlich großen Schritten davonging. Er schaute ihr nach, bis sie um die Ecke verschwunden war. Ein bisschen steif war das Gespräch jetzt schon gewesen. Alice hatte etwas anders auf ihn gewirkt. Schüchterner, verunsichert. Ob sie die Nacht irgendwie bereute? Oder es hatte ihr nicht gefallen. Aber das hatte nicht so ausgesehen. Und dann hätte sie wohl kaum von sich aus vorgeschlagen, dass sie sich heute noch treffen könnten. Wobei sie seinen zugegebenermaßen für seine Verhältnisse ungewohnt vorsichtigen Versuch, vorzuschlagen, dass sie zusammen wandern gehen könnten, ja schlichtweg übergangen hatte. Sie war nervös gewesen anscheinend.