Sai ist besser für Naruto

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Blaue Augen hatte alle Mühe sich vom Zifferblatt der Uhr zu lösen. Seine Aufmerksamkeit sollte seinem Gesprächspartner gelten doch tat sie es nicht. Zwar bewegten sich die Lippen seines Gegenübers doch erreichte keines der Wörter ihn.

Die Zeit der Tränen ging vorüber. Er begann zu lachen und dumme Witze zu reißen wie früher. Mit dem neuen Semester besuchte er nun wieder regelmäßig seine Vorlesungen und auch bei der Arbeit lief alles reibungslos. Naruto schien das schlimmste überwunden zu haben, hatte endlich die Freiheiten, die er sich immer gewünscht hatte. Er hatte alles, was er wollte. Er hatte es und fühlte sich dennoch so leer wie niemals zuvor.

Der Himmel war trostlos geworden, der Wind verstummt. Emotionen rief er dann ab, wann immer er sie für angebracht hielt, gleich einem Roboter, der gelernt hatte, wann es zu weinen oder zu lachen galt. Selbst das Essen war eine lästige Notwendigkeit geworden.
Vor wenigen Wochen hätte er seine Ramen verschlungen noch bevor man ihm guten Appetit hätte wünschen können. Doch nun schob er den Inhalt der Schüssel lustlos hin und her. Die einzelnen Komponenten hatten sich schon lange vermischt und bildeten ein undefinierbaren Brei in Brühe.

„Naruto? Naruto? Hey ....?" aus seinen Starre gerissen sah er auf. „Hä? Was? Oh, sorry was hast du gesagt?"

„Ich habe gefragt, ob alles in Ordnung ist. Schmeckt es dir nicht? Du hast nicht mal die Hälfte gegessen. Du magst Ramen doch, oder?" Naruto wusste nicht, was er darauf hätte antworten können. Es war alles perfekt, er saß in seinem Liebsten Restaurant an seinem liebsten Tisch. Sai hatte ihn mit Aufmerksamkeit überschüttet und fragte stehts nach seiner Meinung. Wie er das Popcorn im Kino fand, wie ihm der Film gefiel und was er besser fand das Original oder das Remake, das sie heute sahen. Von sich selbst erzählte er dagegen nahezu nichts, Naruto hatte ihn regelrecht drängen müssen selbst zu sprechen.

„Alles in Ordnung echt jetzt!" Naruto schenkte ihm das beste und breiteste falsche Lächeln, zu dem er im Stande war. „Mir liegt nur das Popcorn wie ein Stein im Magen dafür kannst du nichts."

„Aber du hast doch kaum Popcorn gegessen." Das Grinsen des Uzumakis drohte in sich zusammen zu brechen. Er ignorierte seine Muskeln, die unter dem falschen Schein zu schmerzen begannen und klang vermutlich etwas zu gut gelaunt. „Lass uns einfach reden ich hör dir gern zu." Hauptsächlich da er dann nicht reden muss.

Sai sah ihn ausdruckslos an, ehe er ein leises Seufzen von sich gab und erneut begann. Dieses Mal versuchte der Blonde auch wirklich zuzuhören doch schon nach wenigen Sätzen kippte sein Interesse. Er war beindruckt mit welcher Hingabe der Kunststudent über so ein absolut ödes Thema philosophieren konnte. Irgendwas von wegen das gerade bei Surrealismus sein, womit sich Sai wohl schwertat, da er ein glühender Verfechter des Impressionismus ist. Naruto hatte keine Ahnung, was das alles überhaupt bedeuten sollte. Generell hatte er wenig Interesse an Kunst. Er fand ein Bild schön oder eben nicht.

Der Schwarzhaarige dagegen ging in diesem Thema vollkommen auf. Die Emotionslose Mine begann aufzublühen wie eine Blume im Frühling. Ein Glanz lag in seinen Augen und sein Mundwinkel zierte Grübchen.

Schon bei ihrem ersten Date war Naruto aufgefallen, wie schön Sai war. Er wirkte fast wie eine Porzellanpuppe mit seinen großen dunklen Augen und der makellosen hellen Haut. Seine rabenschwarzen Haare saßen immer perfekt, rahmten scharfe aristokratische Gesichtszüge ein. Sein Körper glich einer Schaufensterfigur, bestückt mit Muskeln, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.

Aber genau wie damals wollte der Funke einfach nicht überspringen. Sai lud ihn in ein Künstlercafé unweit des Campus ein. Dort verbrachte Naruto wohl den skurrilsten Abend seines ganzen Lebens. Eine gruppe weiblicher Hippies, die ihren Verstand offenbar in Woodstock ließen, stellte eine Geburt mit einem Gummilacken nach das sie wohl aus dem Swingerklub gestohlen hatten. Lebensbejahende Poesie über Tod, Verderben und Verfall wurde vorgetragen ebenso wie ein kultureller Mix aus Tänzen bei dem zu überlegen war den Notarzt zu rufen. Begleitet wurde der gesamte Abend von einer Band, die ihre Instrumente vergewaltigten und einer Lichtshow, die einem Kopfschmerzen bereitete.

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