Kapitel 17

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Maya
Als ich heute das erste Mal auf mein Handy geschaut habe, ist mir sofort eine Audio von Wincent aufgefallen. Er hatte mir erzählt, dass er sich mit Marco auf ein paar Bier treffen würde, aber mir war ehrlich gesagt schon von Anfang an klar, dass da mehr Alkohol fließen wird als nur ein paar Bier. Der Inhalt dieser Audio bringt mich ziemlich zum lachen. Da hat nichts einen Zusammenhang und auch sonst macht das einfach keinen Sinn. Aber das ist halt einfach typisch Wincent... vor allem wenn er angetrunken ist. Ich erinnere mich noch an die erste Party, auf der ich mit ihm war. Ich war siebzehn und Wincent hatte es geschafft, mich zur Abschlussparty der Stufe in der Elften zu überreden. Zwar hatte ich schon vorher mal etwas Alkohol getrunken, aber diese Male konnte man an einer Hand abzählen. Da hab ich mich dann doch mal gehen lassen. Zwar hatte Wincent extra wenig getrunken und nen Auge auf mich gehabt, aber das konnte er nicht den ganzen Abend durchziehen. Ich hab also ziemlich durcheinander getrunken und ehrlich gesagt an diesem Tag auch etwas weniger gegessen. Das hat natürlich alles dazu beigetragen, dass ich letztendlich ziemlich angetrunken war... Manche würden vielleicht auch sagen, ich wäre komplett dicht gewesen. Da hab ich genauso ne scheiße gelabert wie er in dieser Audio. Schmunzelnd tippe ich eine Antwort ein, bevor ich meine Wohnung dann verlasse. Unten wartet auch schon Tim auf mich. Lachend springe ich zu ihm auf den Beifahrersitz und zusammen fahren wir zum Café. „Ganz ehrlich? Ich könnte mich echt gut dran gewöhnen, dass du auch im Café arbeitest. So nen Fahrdienst ist echt super!" „Ein kleines bisschen behältst du diesen Fahrdienst wahrscheinlich noch. Ich suche und suche, aber ich finde nichts Passendes. Ich will nur auf gar keinen Fall mit Mai woanders hinziehen." „Wenn es nicht anders geht, musst du auch das in Betracht ziehen. Ich meine, Kellnern ist definitiv bei dir nichts für den Rest deines Lebens und für immer wirst du dich und Mai damit auch nicht durchbringen können." „Ich weiß... Ich suche weiter und hoffentlich finde ich etwas." „Bestimmt!" Im Café angekommen, sitzen tatsächlich ein paar mehr Leute drinnen und einige Gesichter sind mir auch unbekannt. Demnach gehen wir sofort nach hinten, um unsere Sachen abzulegen und uns die Schürzen umzubinden. Ich nehme dann meiner Oma direkt ein Tablett ab und bringe es zum Tisch. Ich weiß nicht, wann es hier zum letzten Mal so voll war, aber es gefällt mir. Es ist nicht unbedingt stressig, aber gerade könnte ich mir nicht vorstellen, wie viel ich von A nach B rennen müsste, wenn Tim nicht wäre. Irgendwann leert sich alles wieder etwas, aber trotzdem ist heute wirklich gut Betrieb. „Hast du heute schon was gegessen?" steht Tim auf einmal neben mir, als ich die Auslage auf Vordermann bringe. „Ich bin beschäftigt" murmle ich und begrüße dann die ältere Dame, die gerade reinkommt. Solange ich mit ihr beschäftigt bin, lässt Tim mich glücklicherweise in Ruhe, aber sobald sie sich umgedreht hat, nimmt er mir den Tortenheber aus den Händen. Er schnappt sich einen Teller, packt eines der belegten Brötchen rauf und schiebt mich dann damit nach hinten. „Essen und dann kannst du wieder arbeiten." „Tim, du kannst gerne hierbleiben!" grinst mein Opa „Dann hat noch jemand nen Auge auf unsere Enkelin." „Leute jetzt tut mal bitte nicht so, als wäre ich total unselbstständig. Aber es war echt viel los und wenn ich im Stress bin-" „Hab ich keinen Appetit" beenden Opa und Tim meinen Satz. Augenverdrehend nehme ich Tim den Teller aus der Hand und setze mich. „Opa, wenn du da schonmal stehst, gibst du mir mal mein Handy?" Tim ist schon wieder nach vorne gegangen. Mein Opa ist jetzt der, der kurz die Augen verdreht, dann gibt er mir mein Handy und ich kann in Ruhe essen. Langsam kommt nämlich tatsächlich der Hunger durch. Ich gönne mir also die zehn Minuten für mich und schreibe auch etwas mit Lia hin und her, als ich vorne Tim höre. „Maya!" Erschrocken springe ich auf und versuche, auf dem Weg nach vorne noch den letzten Happen meines Brötchens zu zerkauen und runterzuschlucken. „Hm?" mache ich und sehe ihn mit großen Augen und Hamsterbacken an. Er kann sich ein Grinsen natürlich nicht verkneifen. Mit einem Nicken deutet er dann zur Theke. „Hey" lächelt Wincent mich leicht an und kratzt sich im Nacken. Jetzt schaffe ich es auch mal richtig runterzuschlucken und erwidere Wincents Lächeln. „Hey." „Boah, das kann man sich ja nicht mit ansehen" verdreht Tim neben mir die Augen und kassiert sofort einen Seitenhieb.

Vielleicht im nächsten LebenWhere stories live. Discover now