Kapitel 18

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Maya
Bevor Tim noch peinlicher wird, ziehe ich Wincent nach hinten. „Was gibt's?" „Ich wollte mich persönlich für die Nachricht entschuldigen. Ich hab echt etwas über die Stränge geschlagen. Ich wollte nicht, also..." „Du wolltest mir nicht über WhatsApp erzählen, dass du dich vielleicht wieder in mich verliebst, aber vielleicht auch nie aufgehört hast und ich dich verwirre?" grinse ich, sofort läuft er rot an. „Ungefähr so, Ja..." „Hier wär deine Chance." „Sehr romantisch, hinter dem Café deiner Großeltern." „Seit wann bist du denn ein Romantiker?" „Mh ich kann, wenn ich will" schmunzelt er und kommt einen kleinen Schritt auf mich zu. Sein Gesicht kommt meinem immer näher. Seine Hände liegen an meinen Hüften. „Hast du heute Abend Zeit? Ich fahr morgen wieder nach Berlin." „Ja, ich hab Zeit." „Ich hol' dich gegen sechs bei dir ab?" „Alles klar." Schmunzelnd stelle ich mich auf Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss auf die Wange zu hauchen. Dann lösen wir uns voneinander und während Wincent das Café verlässt, bekomme ich für den Rest des Tages das dämliche Lächeln nicht aus dem Gesicht.

„Weißt du, dass du echt anstrengend bist, wenn du verliebt bist?" schmunzelt Tim, als wir im Auto sitzen. „Ich bin nicht verliebt." „Neiiin, bloß nicht! Wie nennst du das denn sonst, wenn ich fragen darf?" „Ich mag Wincent." „Du magst ihn mehr, als du mich magst, so viel steht fest, und ich bin dein bester Freund." „Die Beziehung zu Wincent ist was komplett anderes als unsere Beziehung." „Das ist mir schon klar. Ihr seht euch heute also noch?" „Ja. Was machen du und Mai heute?" „Das Übliche. Sie wollte unbedingt nen Film schauen, der heute im Fernsehen läuft, also machen wir das." „Ist doch schön." „Ja, ich freu mich auf einen entspannten Abend." Damit hält er vor dem Wohnblock. „Morgen früh um acht?" „Bis morgen" schmunzle ich, schlage nochmal bei Tim ein und steige dann aus. Ich hab noch etwa eine Stunde, bis Wincent kommen wollte. Nach einem Tag im Café fühle ich mich so komplett verschwitzt einfach nur eklig, also springe ich erstmal unter die Dusche. Wenn ich Glück habe macht er seinem Ruf alle Ehre und kommt zu spät, denn Ja, ich trödle ziemlich. Aber diese Dusche brauchte ich jetzt wirklich! Haare föhnen geht zum Glück super schnell und schminken tu ich mich sowieso kaum. Beim Outfit bleibe ich zuerst bei einer engen Jeans und einem leicht oversized Hoodie. Trotzdem bin ich nicht wirklich zufrieden mit meinem Erscheinungsbild. Den Hoodie werfe ich auf den Sessel in der Ecke und öffne meinen Schrank noch einmal. Aber auch mit so gut wie jedem anderen Pullover bin ich unzufrieden. Genervt stöhne ich auf und in dem Moment höre ich die Türklingel. Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Der Typ ist fünf Minuten zu früh. Ich flitze also in den Flur zur Gegensprechanlage und drücke mit den Worten: „Komm' hoch, bin gleich fertig" auf den Öffner. Zurück im Schlafzimmer wühle ich nochmal durch die Fächer und finde einen knallroten Rollkragenpullover. Den hab ich schon seit ein paar Jahren. Ich fand ihn super schön, aber hab ihn nie angezogen. Warum eigentlich nicht? Ich ziehe ihn mir schnell über, richte nochmal meine Haare und gehe dann wieder in den Flur, wo Wincent schon steht. Er sieht sich etwas um, dann bleibt sein Blick an mir kleben. „Hey" grinsen wir zeitgleich, weswegen es direkt was zu lachen gibt. Auf dem Weg zur Garderobe schnappe ich mir meinen kleinen Rucksack, in welchen ich vorhin schon mein Portmonee und mein Handy gepackt habe. Ich ziehe meine schwarze Jacke über und schlüpfe in meine Vans, dann widme ich mich Wincent. „Ich wäre fertig." „Dann los" grinst er und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ich bin dann auch einfach mal mutig und greife auf dem Weg nach unten nach seiner Hand. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, wohin wir jetzt eigentlich unterwegs sind, steige ich in Wincents Auto. „Wo fahren wir hin?" „Wann bist du das letzte Mal Skaten gewesen?" „Oh Gott, das ist echt lange her." „Was hast du die letzten Jahre bitte gemacht?" „Nicht sehr viel." „Okay, das muss definitiv geändert werden!" „Es ist viel zu kalt zum Skaten, wir haben Anfang März!" „Es sind fünfzehn Grad. Ich hab zwei Boards dabei." „Ich weiß nichtmal mehr, ob ich noch fahren kann." „Dann wie damals... Ich bring's dir bei" grinst er „Aber eigentlich mache ich mir da keine Sorgen. Vielleicht am Anfang etwas wackliger, aber hinfallen wirst du bestimmt nicht!"
Anfangs war ich echt ziemlich wacklig und Wincent musste mich festhalten, aber irgendwann ging's dann wieder und wir hatten echt Spaß. An irgendwelche Tricks, so wie Wincent, traue ich mich allerdings nicht. Irgendwann setze ich mich an den Rand und beobachte Wincent. Langsam geht hinter uns die Sonne unter. „Ist dir kalt, wollen wir wieder fahren?" kommt er zu mir. „Nein, alles gut." Ich mustere ihn, wohl leider etwas zu lange, denn Wincent grinst mich wissend an. Aber mal ehrlich, wie kann man nur so heiß aussehen? Er streicht sich durch die Haare und setzt sich dann mir gegenüber auf sein Board. Lächelnd streicht er mir ein paar Haarsträhnen hinters Ohr, seine Hand lässt er an meiner Wange liegen.

Vielleicht im nächsten LebenWhere stories live. Discover now