Kapitel 21

244 18 2
                                    

Wincent
Nachdem ich jetzt wochenlang von A nach B bin, wache ich endlich mal wieder zuhause in meinem eigenen Bett auf -WG zählt nicht. Und ich hab echt ordentlich Schlaf nachgeholt. Um drei Uhr morgens bin ich ins Bett gefallen und hab bis um eins durchgeschlafen. Ich hätte auch noch weiter pennen können, aber meine Schwester war anderer Meinung. „Shayenne" brumme ich. „Komm steh auf!" „Was machst du überhaupt hier? Du hast doch ne eigene Wohnung!" „Ja, aber ich hab heute frei und Mum hat geschrieben, dass du da bist und ich irgendwann mal schauen soll, dass du nicht noch pennst, wenn wir zu Oma und Opa müssen. „Wir müssen zu Oma und Opa?" „Und genau deshalb bin ich ihr Liebling!" „Ey!" „Plus ich lerne nen ordentlichen Beruf." „Wow! Danke!" „Chill, jetzt steh auf! Wenn du nichts vorhast, können wir deine Fanpost bearbeiten." „Muss das echt jetzt und heute sein? Ich bin grade erst nach Hause gekommen und hab dafür jetzt echt keinen Kopf!" „Wann hast du dann dran gedacht, das zu erledigen? Morgen?" „Morgen bin ich mit Maya verabredet. Aber wirklich, Shay, ich hab darauf heute echt keine Lust. Bitte. Ich brauche echt ne Pause!" „Okay, dann... wollen wir was schönes unternehmen?" „Ja, das klingt super. Ich geh schnell duschen und trink nen Kaffee, dann können wir sehr gerne was machen."

Shayenne und ich genießen den Nachmittag zusammen und tatsächlich hab ich sie überreden können rauszugehen. Ich verstehe ja, dass sie nicht so der Fan davon ist, aber ich will mich nicht zuhause verkriechen nur weil ich vielleicht erkannt werden könnte. Ich mach' das ja nichtmal mit Maya. Gut, wir hatten zwei richtige Dates, da sind wir uns mal näher gekommen. Aber es ist noch nichts auf Social Media gelandet. Von mir aus kann das auch sehr gerne so bleiben, aber ich werde mich nicht verstecken. Grinsend denke ich an den Abend im Skatepark zurück... und die darauffolgende Nacht. „Will ich wissen, was sich gerade in deinem Kopf abspielt?" rümpft Shay neben mir die Nase. „Irgendwie muss ich mich ja ablenken, wenn du fährst. Der Gedanke macht mir nämlich einfach nur Angst!" „Ey! Was soll das denn heißen?! Ich fahre gut!" „Ah ja, gut darüber reden wir wann anders. Ahhh schau nach vorne!" „Weil du ja auch immer so vorsichtig fährst" verdreht sie die Augen. „Ich fahre schon über zehn Jahre länger als du! Du hast vor einem knappen halben Jahr deine Prüfung bestanden." „Aber ich hab bestanden und nicht ohne Grund. Jetzt halt den Rand und denk lieber wieder an was auch immer du eben gedacht hast!" „Gerne!" Sehr gerne sogar!

Bei unseren Großeltern angekommen, kommen diese sofort raus, als wir auf die Auffahrt fahren. „Wir wären jetzt auch reingekommen" lache ich. „Planänderung, da du und Maya wieder gut miteinander klarkommt, haben Hilde und ich uns überlegt, grillen wir einfach bei ihnen." „Euer ernst?" lache ich. „Ja!" kommt es einstimmig von ihnen. „Weiß Mama schon Bescheid?" „Ja, sie kommt dahin." Okay, warum nicht? Kopfschüttelnd lehne ich mich zurück und zücke mein Handy. „Sieht so aus, als würden wir uns doch nicht erst morgen wiedersehen 😂" vor zwei Minuten. „Sieht wohl so aus 😂 ich kann mir schlimmeres vorstellen❤️" Die Nachricht liest sie nicht mehr, bis wir beim Haus ihrer Großeltern angekommen sind. Man war ich lange nicht mehr hier! Begrüßt werden wir von Hilde und Georg, die uns vier feste umarmen. „Geht schonmal nach hinten durch" grinst Georg und deutet den Flur entlang. Ich weiß noch genau, wo es langgeht aber noch bevor ich nach draußen gehen kann, von wo ich Maya lachen höre, läuft mir der Typ aus dem Café entgegen der Maya auch noch immer mit zur Arbeit nimmt. Was zur Hölle?! „Moin!" grinst er uns an „Ich bin by the way Tim." Er hält mir die Hand hin. „Wincent." Ich setze ein Lächeln auf und begrüße ihn mit einem festen Händedruck. „Maya und Mai sind im Garten" nickt er in Richtung Garten. Während ich vor gehe, höre ich, wie er auch den Rest meiner Familie begrüßt. Draußen liegt Maya lachend auf der Wiese und auf ihr sitzt das Mädchen, was ich damals im Café und auf dem Weihnachtsmarkt gesehen habe. „Mai, runter von Maya!" höre ich ihn dann wieder hinter mir. Irgendwie geht mir seine Stimme auf die Nerven. „Papa!" springt sie sofort von Maya runter. Ernsthaft? Er ist der Typ, mit dem Maya sowas wie Mama und Papa spielt? Sie richtet sich dann auch auf und ihr Blick fällt auf mich. „Na" grinst sie und kommt auf mich zu. Ich werde nur mit einer kurzen Umarmung begrüßt, dabei hätte ich eigentlich viel lieber einen Kuss. Aber anscheinend sind wir dafür vor der Familie noch nicht bereit. „Alles okay?" fragt sie mich, während sie schon wieder ein kleines Mädchen an ihrem Arm hängen hat. „Ja, alles super" lächle ich ehrlich und sehe ihr in die Augen. „Wer bist du?" fragt dann die Kleine. „Ich bin Wincent" schmunzle ich. „Ich bin Mai, bist du ein Freund von Maya?" „Ja, bin ich." „Cool!" grinst sie mich an und will dann schon wieder was von Maya. Irgendwie beschleunigt sich mein Herzschlag sofort, während ich Maya und Mai beobachte. Ob wir irgendwann mal selber Kinder haben werden? Warum denke ich jetzt schon darüber nach?! Wir knüpfen ja nicht einfach da an, wo wir aufgehört haben, das geht nicht, wir sind noch nichtmal richtig zusammen. Wir haben noch nie ausgesprochen, was wir sind. Also irgendwie sind wir zusammen aber irgendwie auch noch nicht so richtig... Wir sollten echt nochmal drüber reden, was genau wir sind.

Am Tisch greift Maya irgendwann nach meiner Hand. Kurz fällt mir wahrscheinlich alles aus dem Gesicht, aber sie lächelt mich einfach nur kurz an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Opa richtet. Unwillkürlich muss ich  grinsen und streichle leicht mit meinem Daumen über ihren Handrücken. Keine Ahnung, warum ich eifersüchtig auf Tim war. Er sitzt mit Amaia auf der anderen Seite des Tisches. Die Kleine schläft schon halb und hat sich an ihren Papa geklammert. „Ich würde dann langsam mal mit Mai nach Hause fahren" lächelt er irgendwann in die Runde. „Ich helfe dir noch schnell mit Mai" kommt es direkt von Maya, die jetzt meine Hand loslässt. „Ich will noch nicht gehen" jammert die Kleine, als Maya sie hochnimmt. „Mai, es ist spät, du musst ins Bett. Komm nochmal kurz mit." Maya lässt Mai runter und Hand in Hand gehen sie rein. Tim umarmt Mayas Großeltern nochmal und kommt nach meiner Familie auch zu mir. „Können wir mal ganz kurz quatschen, bevor Maya wiederkommt?" fragt er leise. „Ähm Ja, klar." Wir gehen ein paar Meter vom Tisch weg und während Tim anfängt zu reden, vergrabe ich meine Hände in meinen Jackentaschen.

Vielleicht im nächsten LebenWhere stories live. Discover now