Kapitel 8 - Kleine Annäherungen

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„Freak. Es ist verdammt egal, ob du 'ne Hose oder 'nen Rock trägst. Klamotten machen keinen Kerl aus.", fauchte Katsuki ihn an, drehte um und stürmte aus der Umkleide...


POV - IZUKU


„Freak"

„Kein Mann"

Die Worte hallten durch Izukus Kopf und schnitten messerscharf in seine Seele, verursachten innere sowie äußere Schmerzen. Sein ganzer Körper fühlte sich kraftlos an und er wusste nicht, wieso die Äußerungen des Blonden ihn mehr verletzten, als die seiner Kommilitonen. Weil sie eine gemeinsame Vergangenheit hatten? Weil sie ihm direkt ins Gesicht gesagt wurden und nicht wie sonst hinter seinem Rücken?

Als Katsuki die Tür hinter sich zugeschmissen hatte, war er wieder alleine und ging auf seine Tasche zu, in der seine versaute Uniform lag. Frustriert schlug er mit der Faust darauf ein. Zuerst hatte er wirklich gedacht, dass Katsuki etwas mit dieser Sauerei zu tun hatte, war er immerhin der Grund, weshalb alle spekulierten, ob er Mädchen oder Junge war, dass dieser dazu angestiftet hätte, doch nachdem er den entrüsteten Gesichtsausdruck gesehen hatte, wusste er irgendwie, dass er keine Ahnung davon gehabt hatte.

Izuku fragte sich, welcher dieser Vollidioten aus seinem Kurs auf die U. A.-Uniform uriniert hatte und warum sie ihn so demütigen mussten, ihm den Rock dagelassen hatten. Hatte er nicht bereits genug in seinem jungen Leben durchgemacht? Hatten diese reichen Geldsäcke nichts besseren zu tun, als ihn zu schikanieren, nur weil er ein Transmann war?

Da er bei der Einschreibung an die U. A. angekreuzt hatte, dass er männlich war, hatte er auch auf eine entsprechende Uniform gehofft. Doch auf seinen offiziellen Ausweisdokumenten stand noch immer weiblich und wahrscheinlich hatte man gedacht, er hätte sich auf dem Anmeldebogen vertan und das falsche Kästchen angekreuzt. Als er die Uniform nach Hause geschickt bekommen hatte, wäre ihm beinah die Kinnlade runtergeklappt, so enttäuscht war er von dem Rock und der Bluse gewesen. Er hatte sich damals sofort ans Telefon geklemmt und das ganze richtig gestellt, doch da alle Uniformen Maßanfertigungen waren, was auch sonst, hatte man ihm die neue in Rechnung stellen müssen und er konnte sich für den Anfang nur eine leisten.

Sein Vater war abgehauen und seine Mutter ignorierte noch immer die Tatsache, dass er ein Mann war und auch als einer wahrgenommen werden wollte und gab ihm kein Geld mehr für Klamotten, die nicht ihrem Bild von Weiblichkeit unterstützten.

Izuku hatte das letzte bisschen Geld, welches er noch übrig hatte, zusammengekratzt und sich davon eine männliche Uniform, Hose und Hemd, schneidern lassen. Sie hatte so gut an ihm ausgesehen, dass er sie vor seiner Mutter versteckt hatte und sich auf sein Unileben verdammt doll gefreut hatte.

Nun zu sehen, wie seine Kleidung nach Urin stinkend in seiner Tasche versauerte, tat mehr weh als er zeigen wollte. Es war nur Stoff und doch hatte diese ihm unglaublich viel bedeutet, allein schon weil es sich wie ein Sieg angefühlt hatte, dass man ihm diese Uniform gewährte. Ob er die Flecken und den beißenden Geruch raus bekam? Wahrscheinlich nur mit einer Spezialreinigung, die mehr Geld kostete, als er momentan zur Verfügung hatte. Sein Stipendiumsgeld wurde erst zum Ende des Monats ausgezahlt und ob er wollte oder nicht, musste er so lange in diesem schrecklichen Rock rumlaufen. Ohne Uniform durfte er die Kurse nicht besuchen, die sein Stipendium sicherten und somit seine Zukunft.

Aber Izuku fühlte sich total unwohl in diesen Klamotten. Er wollte sie am liebsten wegwerfen, nie wieder einen Blick darauf werfen und sie nun zu tragen, behagte ihm überhaupt nicht, fühlte sich wie Verrat an sich selber an. Er hasste sie und hasste sich, dass er sie nun so lange tragen musste, bis seine neue Uniform da sein würde. Aber bis dahin, würden sich alle das Maul über ihn zerreißen und er wusste nicht, ob er das nochmal durchhielt, ob sie ihn danach überhaupt noch als Mann wahrnehmen würden, wenn seine Identität bereits jetzt infrage gestellt wurde. Die Mittel- und Oberschule waren bereits Hölle gewesen und die Uni sollte es nicht auch werden. Egal wie stark er auch war, nochmal das ganze Mobbing, die Handgreiflichkeiten und die Intoleranz zu durchleben, würde er nicht aushalten.

I AM IZUKU! - Bakudeku - TransIzukuWhere stories live. Discover now