Kapitel 17 - Therapiesitzung

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Cis =  Man identifiziert sich mit dem von außen zugeschriebenen Geschlecht. Bedeutet, dass man durch andere als Mann wahrgenommen wird und man sich auch selber so sieht. (Gleiche bei Frauen)



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POV – IZUKU


Draußen war es noch dunkel, als er aus seinem wenig erholsamen Schlaf erwachte und abgekämpft, weil er die halbe Nacht nur starr an die Decke geguckt hatte, auf sein Handy sah, welches kurz vor 5 Uhr anzeigte.

Noch drei Stunden... dachte er. Durchhalten!

Izuku wusste gar nicht mehr, warum er überhaupt noch aufstehen und sich zu diesem Termin schleppen sollte, wenn er auch hier einfach so lange liegen bleiben konnte, bis sein Körper den Geist aufgab und er hier verschimmelte. Irgendwann würde jemand bemerkten, dass er fehlte und nach ihm sehen... oder er würde anfangen zu stinken und die Leute hatten etwas, worüber sie sich aufregen konnten. Was spielte es schon für eine Rolle? Er kotzte die Menschen in seiner Umgebung an, wenn er nur atmete, also würde ihn auch niemand vermissen. Die meisten wären sicher froh, wenn er nicht mehr hier wäre und die wenigen, die ihn wirklich mochten, würden ihn nach einiger Zeit auch vergessen haben.

Izuku war am gestrigen Abend nur einmal aus seinem Bett aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen und auf dem Rückweg ein Blatt aus seinem Block zu reißen und einem Kugelschreiber vom Schreibtisch zu fischen.

Doch egal wie sehr er sich auf diese Hausaufgabe konzentrieren wollte, in seinen Gedanken war immer wieder dieses verfluchte Küchenmesser in seiner Spüle.... und ab und zu ein blonder Haarschopf. Izuku wollte die Disziplin der letzten Monate nicht zunichte machen, immerhin hatte er so hart deswegen gekämpft. Aber wofür eigentlich? Warum hielt er noch immer durch und quälte sich?

Weil man es für sich selber tat? Blödsinn! Wäre er der letzte Mensch auf Erden, würde er auch keine Diät machen, weil es gesünder für einen war. Es wäre ihm schlichtweg egal, was aus ihm wurde. Dieses ganze Gelaber, dass man für sich selber gesund werden musste, war doch nur Hokuspokus, den einen die Ärzte auftischen wollten, um die Verantwortung auf einen selber abzuspeisen, obwohl man psychisch gar nicht in der Lage war. Es war ihm genau so egal, wie all den anderen.

Erst, wenn er hier eine Blutlache auf dem teuren Fußboden hinterlassen würde, würden sich die Menschen für ihn interessieren, wahrscheinlich behaupten, dass er doch eine arme bedauerliche Seele war, die nicht gerettet werden konnte... und sie würden sich darüber aufregen, wie viel Dreck er hier hinterließ.

Als ein Geräusch ihn aus seiner Starre holte, griff er nach seinen Handy und drückte den Wecker aus. Er hatte so absolut keinen Bock aufzustehen oder nach draußen zu gehen, aber er wusste, dass sein Therapeut auf ihn warten würde. Und er wusste auch, dass, sollte er nicht zu diesem Termin erscheinen, sein Doc ihn wohl einweisen würde und er hätte das Vertrauen, dass sie all die Monate zueinander aufgebaut hatten, überhaupt nicht verdient. Dieser Mann hatte ihn aufgefangen, als er innerlich bereits tot war und mit allem abgeschlossen hatte. Er war der Grund, weshalb er den ganzen bürokratischen Mist überstanden und die Diagnose Transgender bekommen hatte, weshalb er zurück ins Leben gefunden hatte und ein Termin für seine Mastektomie angesetzt wurde, er seinem Wunschkörper Schritt für Schritt näher kam, auch wenn er dem eines Cis-Mannes nie entsprechen würde.

Izuku musste an all die Male denken, an denen er durch seinen Therapeuten wieder die Kraft zum Atmen gefunden hatte und das war auch der Grund, weshalb er etwas ungelenk die Decke von seinem Körper zog und aus dem Bett aufstand, unter die Dusche ging und sich für seinen Termin fertig machte.

I AM IZUKU! - Bakudeku - TransIzukuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt