Kapitel 12

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Die ersten Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht und langsam öffnete ich meine Augen. Die Sonne war bereits so hell, dass sie mir in den Augen stach.

Ich spürte etwas Weiches unter mir und stellte fest, dass es mein Bett sein musste, denn über mir befand sich noch meine weiche Decke. Welche ich im nächsten Augenblick beiseiteschob und verwundert feststellte, dass ich außer meiner Unterwäsche nichts trug. Doch Moment! War ich nicht gestern Abend mit Leano unterwegs gewesen. Wie bin ich hierher gekommen und wo zur Hölle befindet sich mein Kleid.

Ich suchte in meinen Erinnerungen nach Ausschnitten des letzten Abends und in erster Linie nach der Nacht. Doch leider stieß ich auf nichts. Das letzte, woran ich mich erinnerte, war, dass Leano mich auf ein Getränk einlud. Danach herrschte völlige Leere in meinem Kopf.

Hatte ich wirklich so viel getrunken? Ich entschied mich dazu, erstmal etwas zum Frühstück zu essen, und wollte mich gerade aufsetzen, als ich in der Bewegung innehielt. Die Leere in meinem Kopf blieb, allerdings gesellte sich jetzt ein starker stechender Kopfschmerz dazu. Verdammt! Ich hatte es wohl wirklich übertrieben.

Erschöpft ließ ich mich wieder auf meinen Rücken fallen und schloss für einen Augenblick meine Augen.

Vielleicht sollte ich Leano schreiben und ihn fragen, was passiert war? Überlegte ich und entschied mich im nächsten Moment dazu, dies zu tun. Also robte ich auf meinen Rücken zur Bettkante. Für einen erneuten Aufstehversuch war ich noch nicht bereit.

An der Bettkante angekommen suchte ich den Boden nach meiner Tasche ab. Doch nichts war, zusehen. Weder meine Schuhe noch meine Tasche, geschweige denn mein Kleid. Es war so ordentlich und aufgeräumt, dass ich mir kaum vorstellen, konnte es alleine in mein Bett geschafft zu haben. Irgendjemand musste mir geholfen haben, die Frage war nur wer.

Ich sah dem Übel in die Augen und musste mir eingestehen, dass ich nur an Antworten käme, wenn ich aufstehen würde. Auf dem Weg dorthin könnte ich mir auch etwas gegen die üblen Kopfschmerzen besorgen. Also setzte ich mich langsam auf und atmete tief durch. Die Kopfschmerzen waren schlimm. Ich kann mich nicht daran erinnern, irgendwann mal so einen schlimmen Kater gehabt zu haben. Aber es gibt ja bekanntlich immer ein erstes Mal.

Ganz langsam begab ich mich zuerst in eine sitzende, dann in eine stehende Position und tippelte schleichend über den Boden. Zu mehr war ich momentan nicht in der Lage.

In meinem Flur angekommen, suchte ich meine Garderobe nach meiner Tasche ab und Bingo! Zwischen meinen ganzen Jacken und anderen Taschen hing die kleine weiße Tasche, welche ich gestern mitgenommen hatte. Ich öffnete sie und stellte erleichtert fest, dass sich mein Handy noch darin befand.

Damit ich nicht weiter suchen musste und so schnell wie möglich wieder in mein Bett konnte, kramte ich weiter in der Tasche und fand schließlich das, wonach ich suchte. Meine Schmerztabletten.

Ich nahm denselben Weg zurück und wunderte mich sogar, dass ich jetzt etwas schneller vorankam. An meinem Bett angekommen, hüpfte ich schnell wieder hinein und deckte mich zu.

Auf meinem Nachttisch befand sich immer eine Wasserflasche, falls ich nachts Durst bekommen sollte. Ich nahm diese und schluckte die Tablette rasant runter, in der Hoffnung, sie würde schnell Wirkung entfalten.

Während ich wartete, wagte ich einen schnellen Blick auf den Bildschirm meines Handys und stellte daraufhin fest, dass ich es dringend laden sollte.

Ich steckte es an mein Ladegerät und ließ mich zurück in die Matratze fallen. Aus irgendeinem Grund war ich so unheimlich müde und erschöpft. Vielleicht würde ich krank werden. Es gab im Moment sowieso nicht Besseres für mich zu tun, so dass ich mich entschied meine Augen für einen Moment zu schließen.

___________

Ich musste wohl erneut eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen ein weiteres Mal öffnete, konnte ich durch mein Fenster, denn Sonnenuntergang erkennen. Ich hatte so gut wie den ganzen Tag verschlafen.

Meine Kopfschmerzen wurden etwas besser, aber ich nahm immer noch einen leichten stechenden Schmerz wahr.

Ich tastete meinen Nachttisch nach meinem Handy ab. Als ich es in die Finger bekam, drückte ich auf den Homebutton und das Display leuchtete auf.

Neben zahlreichen verpassten Anrufen und Nachrichten von Valentina waren auch Nachrichten von Leano zu sehen.

Ich öffnete diese zuerst.

„Milena wie geht es dir?

Bitte melde dich wenn du aufgewacht bist."

Leano schien wohl genau zu wissen, was letzte Nacht passiert war. Weswegen ich zu einer Antwort ansetzte.

„Guten Morgen oder eigentlich Guten Abend. Mir geht es besser. Heute morgen bin ich mit starken Kopfschmerzen aufgewacht, aber nach einem langem Mittagsschlaf wurde es besser. Ich muss es wohl gestern Abend etwas übertrieben haben. Wie bin ich nach Hause kommen? Ich erinnere mich leider an nichts mehr.", schrieb ich ihm zur Antwort.

Als Nächstes widmete ich mich dem Chat von Valentina und prompt kamen mir 50+ Nachrichten entgegen.

Unter anderem fragte sie, wie das Date lief oder ob, ich zitiere: „mit dem Daddy schon geschlafen hätte".

Ich schrieb ihr kurz und knapp zurück, dass der Abend mit Leano Spaß gemacht hat. Sie ihn nicht Daddy nennen soll und das ich weder vorhabe, noch bereits mit ihm geschlafen habe. Danach drückte ich auf Absenden und beließ es erstmal dabei.

Sie würde die Nachricht bestimmt erst später lesen, denn sie arbeitete gerade noch, heute hatte sie den Spätdienst übernommen. Ich konnte mir aufgrund meiner ganzen Überstunden, heute einen Tag frei nehmen. Was in Anbetracht der Situation auch die einzig richtige Entscheidung war.

Ich wollte gerade mein Handy weglegen, als die Nummer meiner Chefin aufleuchtete. Ich nahm den Anruf an.

„Hallo, was gibt's?", fragte ich sie und war gespannt was sie um diese Uhrzeit von mir wollen würde.

„Milena? Es tut mir unfassbar leid, aber du brauchst morgen nicht auf Arbeit zu kommen.", sagte sie mir durch das Telefon und ihre Stimme war geprägt von Traurigkeit und Mitleid.

„Wie? Ich verstehe nicht ganz."

„Es gab einen Anruf von der oberen Stelle. Die Stadt kann leider keine Erzieherin bei uns mehr finanzieren. Eine muss gehen und sie haben sich leider für dich entschieden.", erklärte sie mir.

„Was? Das ist doch ein schlechter Scherz, den du da gerade mit mir machst.", gab ich ihr zurück und lachte auf.

„Nein, ich wünschte es wäre einer, aber leider ist es nicht so. Wenn was sein sollte kannst du mich jederzeit anrufen. Es tut mir wirklich so unfassbar leid.", waren ihre letzten Worte, bevor sie das Telefonat beendete.

Ich wurde gekündigt. Einfach so. Mein Traumjob vorbei.

Von dem einem auf den anderen Moment brach meine Welt in zwei und mir schossen die Tränen in die Augen.

⭐️⭐️⭐️

Miracle of the Mafia BossWhere stories live. Discover now