Kapitel 28

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Gemeinsam mit Emilio trat ich in den dunklen langen Flur.

Von unten vernahm ich einzelne laute Schritte, welche mir mein Blut zum Gefrieren brachten.

Die Angreifer mussten sich noch immer im Haus befinden ...

In meinen Kopf herrschte ein so großes Chaos, zu viele Fragen sammelten sich.

Warum passierte das alles hier? Weswegen Leano? Aus welchem Grund? Ich wusste darauf keine Antworten, ich wusste auch nicht, ob ich überhaupt Antworten auf diese Fragen bekommen wollte. Ich sollte vermutlich Leano fragen. Doch wollte ich das überhaupt noch? Immerhin muss er irgendein krummes Ding am Laufen haben, wenn jemand ihn erschießen möchte. Oder war es nur ein bewaffneter Raubüberfall? Es würde Sinn ergeben, denn bei so einer prachtvollen Villa brechen bestimmt viele ein.

Ich wusste nichts, mir bliebe wohl nichts anderes übrig als ihn zu fragen. Er musste doch eine Antwort darauf wissen.

Der Strudel meiner Gedanken schien von mir Besitz zu ergreifen und ich wusste nicht, wie ich mit all dem fertig werden sollte. Zu viele Fragen sammelten sich, auf welche es keine Antworten gab.

Ich bekam durch meinen Gedankenstrudel nur sehr wenig von meiner Umgebung mit, so sehr hing ich bereits in der endlos scheinenden Verwirrtheit. Erst als Emilio mich am Arm packte und in einen Raum zog, kam ich zurück in das Hier und Jetzt.

Wir standen gemeinsam in einem dunklen Raum und Emilio schloss blitzschnell die Tür und verschloss sie von innen. Mit schnellen Schritten lief er an das große Panorama Fenster und wagte einen kurzen prüfenden Blick nach draußen. Auf meinen fragenden Blick hin nahm er einen Finger vor seinen Mund und bedeutete mir, still zu sein. Ich kam mir hilflos vor, denn immerhin stand ich noch mitten im Raum. Würde es jemand schaffen, die Tür zu öffnen, würde ich sofort tot sein.

Emilio hingegen schien vollkommen entspannt, er schaute weiterhin nach draußen, so als würde er die Vögel beobachten. Seine Körperhaltung war lässig und nur sein abwartender Blick zeigte mir, dass er gerade jemanden ins Visier nahm. Was war hier nur los?

Die Schritte im Flur wurden plötzlich lauter und ich merkte, wie sich Emilio nun doch anspannte.

Er kam auf mich zu, umgriff meine Hüfte und zog mich hinter einen großen Gegenstand, durch die Dunkelheit konnte ich nichts erkennen.

Ich erinnerte mich, wie ich heute Morgen beim Frühstück saß, die Sonne gerade erst aufgegangen. Wie viel Zeit musste vergangen sein, dass es jetzt so dunkel war. Dieser Alptraum würde wohl ewig andauern.

Bereits seit mehreren Stunden musste ich um mein Leben fürchten. Meine Hoffnung schwand immer weiter.

„Bleib ruhig und kein Ton, alles wird gut", flüsterte Emilio mir an mein Ohr und zog mich dabei beschützen an ihn. Ich wusste nicht, was es war, doch irgendetwas in mir sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Es war wie ein Instinkt. Er würde mir nichts tun und das wurde mir in diesem Moment bewusst, als sich die Schritte vor der Tür sich genähert hatten. Er stellte sich vor mich und würde im Falle eines Angriffs als Schutzschild fungieren.

Ein Fremder mit unheimlichen Absichten würde so etwas nicht tun.

Die Schritte stoppten plötzlich vor der Tür und es leuchtete ganz sanft etwas Licht durch den Türschlitz. Ich konnte nun auch den Schatten einer Person erkennen.

Emilio machte vor mir tiefe und kräftige Atemzüge und umfasste seine Waffe noch einmal etwas fester. Trotz allem strahlte er mir eine beruhigende Sicherheit aus.

Er wusste genau, was er tat und wie er mit so einem Geschütz umzugehen hatte. Dieser Fakt sollte mir eigentlich unheimliche Angst machen, allerdings wusste ich, er würde diese Macht niemals gegen mich anwenden.

Der Schatten entfernte sich von der Tür und die Schritte wurden zunehmend leiser. Ich atmete erleichtert die angestaute Luft aus und ließ mich erschöpft gegen die kalte Wand fallen. Wieder kurz davor in den tiefen Abgrund abzudriften, in welchem ich mich bereits vorhin in der Badewanne befand. Ich musste stark sein.

Emilio drehte sich zu mir um und musterte mich besorgt.

„Pupetta, bitte kotz hier nicht auf den Boden. Die armen Reinigungskräfte müssen schon genug Blut wegschrubben", sagte er und in seinem Ton vernahm ich einen leicht belustigten Unterton. Auch mit geschlossenen Augen konnte ich sein dämliches Grinsen sehen. Es war so typisch für ihn in dieser Situation Scherze zu machen. Das wusste ich bereits jetzt, auch wenn ich ihn erst vor kurzem kennengelernt hatte.

„Das du überhaupt noch lachen kannst in dieser Situation", erwiderte ich ihm und öffnete nun leicht meine Augen.

Er sah mich von oben herab an. Ich habe gar nicht mitbekommen, wie ich mich an der Wand, auf den Boden niedergleiten ließ. Nun saß ich mit angewinkelten Beinen auf dem kalten Parkett.

„Was sollte ich sonst tun? Humor ist eine wundervolle Art um mit negativen Dingen umzugehen. Außerdem beeindruckt es die Frauen", gab er stolz und wissend von sich und zwinkerte mir dabei mit einer Augenbraue, erhoben zu. Flirtete er gerade? Wirklich, in dieser Situation?!

Fassungslos stand ich auf und starrte ihn weiterhin an.

„Ich weiß mein Gesicht lässt dich nass werden, aber ich würde es nicht übertreiben. Sonst würde ich nicht lebend aus dem Haus kommen. Leano kann sehr eifersüchtig sein, weißt du." Während er die Worte sprach, wanderten seine Augen meinen Körper auf und ab und ich bemerkte wie sie bei dem Wort „nass" auf meiner Mitte für den Bruchteil einer Sekunde liegen blieben.

„Mir doch scheiß egal was er denkt. Ich bin nicht sein Besitz!", erwiderte ich wütend. Mein Kopf begann bereits zu rauchen. Was war nur mit den Männern hier falsch?

„Oh, ich frag dich das in ein paar Wochen nochmal. Spätentens wenn sein Schwanz in dir war kannst du nicht mehr genug bekommen." Meine Wangen färbten sich auf seine Worte hin rot. Ich dachte an den Abend, an dem Leano und ich es fast getan hatten. Es fühlte sich berauschend an. Wären wir wirklich so weit gegangen, wäre Emilio nicht aufgetaucht?

„Da ist wohl einer ziemlich von sich selbst überzeugt. Wer weiß ob ich in einigen Wochen überhaupt noch hier bin, bei dem was hier abgeht." Meine Stimme wurde immer lauter, wobei ich mich bemühte den Feinden nicht meinen Aufenthaltsort zu verraten.

„Das verspreche ich dir. Frag Leano und er wird dir Antworten geben, wenn das alles hier vorbei ist."

Ich wurde unheimlich wütend, ich wollte Antworten ja, aber vor allem wollte ich hier raus und mir nicht Gedanken darüber machen, wann ich den Schwanz, von wem spüren sollte. Ich würde diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Leano ist sowas wie mein Boss. Oder er war sowas wie ein Boss. Ich wusste nicht, wie es danach weitergehen sollte.

Wütend stapfte ich an Emilio vorbei und ging auf die Tür zu. Mit einem Blick bedeutete ich ihm, dass es Zeit war zu verschwinden. Er stellte sich wieder vor mich und entriegelte die Tür. Wir traten erneut gemeinsam in den Flur.

Ein paar Schritte gingen wir, als auf einmal ein Klicken hinter mir ertönte.

Das Klicken einer Waffe ...

Sie hatten uns gefunden ...

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🫣😲🫢

Miracle of the Mafia BossWhere stories live. Discover now