Kapitel 6

187 17 12
                                    

Sie bogen ein paar Mal ab, überquerten die Bahnschienen und gingen Richtung Park. Naruto hatte keine Ahnung wo sie gerade waren und folgt dem Uchiha blind. Sie durchquerten den Park und kamen an einem großen See an, der versteckt hinter Bäumen lag. 

Der mit Sternen besetzte Himmel spiegelte sich im Wasser und ließ diesen hell funkeln. Es war ein Traumhafter Ausblick und Naruto kam gar nicht mehr aus dem Staunen hinaus.

„Hier ist es echt wunderschön!" 


Sasuke blieb stehen und zeigte zögerlich auf eine kleine Steintreppe, die zum Wasser führte. Sie setzten sich nebeneinander hin und starrten schweigend auf das Wasser.

„Wieso hast du mich mit hierhergebracht?", durchbrach Naruto das Schweigen und richtete seinen Blick auf den schwarzhaarigen.


Im Hintergrund hörte man das Wasser, welches sachte gegen die Steinwand plätscherte, aber ansonsten stille. Kaum zu glauben das es hier in der Stadt so einen schönen und ruhigen Ort gibt.

„Ich weiß selbst nicht genau. Vielleicht weil ich gedacht habe, dass dir dieser Ort hier gefallen könnte. Es ist mein Lieblingsort und hier komme ich oft her, um nachzudenken oder einfach um allein zu sein." Der Blick des schwarzhaarigen war starr auf das Wasser gerichtet, aber Naruto bemerkte, dass ihn irgendwas belastete. 

Er wirkt immer so taff, aber da scheint noch mehr hinter zustecken.

„So, so – das hier ist also dein Lieblingsplatz.", grinste Naruto, „nimmst du hier dann immer deine Mädels mit?"


Er stupste Sasuke leicht in die Seite, wodurch dieser leicht zusammenzuckte. Er ließ den Kopf sinken. „Nein – du bist die erste Person, der ich diesen Ort hier zeige," flüsterte so leise, dass Naruto Mühe hatte, es zu verstehen. Das Herz des blonden fing an schneller zu schlagen. Er merkte, wie ihm immer wärmer wurde und auf einmal wurde er irgendwie nervös.


„Oh – äh, dann danke ich dir sehr. Es ist wirklich ein wunderschöner Platz.", sagte er leise, um zu verbergen, dass seine Stimme leicht zitterte. Sasuke wirkt so traurig und am liebsten hätte Naruto ihn einfach umarmt, aber er traute sich nicht richtig.


Sie saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander und Sasuke wurde immer nervöser. Er knibbelte an seinen Fingern rum, so als würde er gerne was sagen, weiß aber nicht, wie er anfangen soll.

   

„Meine Eltern sind bei einem Unfall gestorben als ich noch klein war," platzte es aus Sasuke heraus, „wir waren auf dem Weg zu meiner Tante als ein LKW ihnen die Vorfahrt genommen hat. Ich war der Einzige im Auto, der es überlebt hat und manchmal wünsche ich mir, dass nicht sie gestorben wären, sondern ich." Er atmete einmal tief durch, doch er konnte sein zittern in der Stimme nicht verbergen. „Ich habe meine Eltern geliebt und ich war glücklich als Kind. Mein großer Bruder Itachi war zum Glück auch immer für mich da, aber im Bruchteil einer Sekunde hat sich mein komplettes Leben verändert. Kurzzeitig wurden mein Bruder und ich in einem Waisenhaus untergebracht, wo wir nicht gerade gut behandelt worden sind. Ein Jahr waren wir dort und haben die Hölle durchlebt, wir wurden geschlagen, wenn wir nicht direkt das gemacht haben, was von uns verlangt wurde. Wir durften das Haus nicht verlassen und haben manchmal tagelang kein Essen bekommen. Irgendwann hat meine Tante sich entschieden, uns aufzunehmen. Sie hat wirklich ihr Bestes gegeben und als mein Bruder alt genug war, ist er ausgezogen und hat mich zurückgelassen. Er lebt jetzt mit seinem Partner in einer Wohnung am anderen Ende der Stadt und ich habe das Gefühl, dass ich ihn verloren habe. Deswegen habe ich mich zu den Mädels geflüchtet, um nicht allein zu sein. Aber es hat nichts gebracht und die Einsamkeit wuchs immer mehr in mir. Ich hatte den Sinn des Lebens aus den Augen verloren, doch in den letzten paar Tagen fühle ich mich wohler und das habe ich dir zu verdanken. Allein deine Anwesenheit hat etwas Beruhigendes an sich. Ich kann es selbst nicht richtig erklären wieso und ich weiß auch gerade nicht warum ich dir das alles erzähle, aber irgendwie wollte ich es dir erzählen, damit du mich besser kennenlernst."


Während Sasuke seine Geschichte erzählte, hörte Naruto aufmerksam zu und musste einmal fest Schlucken, da sich ein Kloß in seinem Hals gebildet hatte. Niemals hätte er gedacht, dass der Sasuke Uchiha – der Idiot, der jedes Mädel vögelt, so eine traurige Vergangenheit hat und innerlich kaputt ist. Eine Welle von Mitleid überflutete ihn und irgendwas musste er doch tun können.


Vorsichtig hob Naruto den Kopf und blinzelte zu Sasuke rüber, der mit angezogenen Beinen und gesenkten Kopf neben ihm saß und leise wimmerte. Er rutschte vorsichtig näher an ihn ran und sein Knie, stieß gegen das von ihm. Der Uchiha zuckte leicht zusammen und hob langsam den Kopf. 

Seine Augen waren rot unterlaufen und auf seiner Wange glänzte die ein oder andere Träne. 

Bei diesem Anblick zog sich Narutos Magen zusammen und vorsichtig legte er eine Hand auf Sasukes Rücken und fing an ihn leicht tröstend zu streicheln. „Danke das du mir das alles erzählt hast, es tut mir leid, dass ich dir unüberlegt Dinge an den Kopf geworfen habe oder ruppig zu dir war. Ich hatte ja keine Ahnung, was du durchgemacht hast.", meinte Naruto sanft zum schwarzhaarigen und sein Blick schweifte wieder über den See, während er immer noch liebevoll über Sasukes Rücken strich.

Sasuke sah Naruto an, legte seinen Kopf auf seine Schulter und Naruto spürte, wie sein Herz erneut schneller schlug.

Instinktiv zog er Sasuke näher an sich ran, der kuschelte sich in seine Halsbeuge und schniefte erneut. Vorsichtig strich Naruto mit seiner freien Hand über die Wange des anderen und wischte die Tränen weg. 

Unsicher hob Sasuke seine Hand, hielt kurz inne und umschloss dann die Hand von dem Umumaki Jungen. Dieser ließ es einfach geschehen und hackte seine Finger ein.

Sie saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander und betrachteten die Wellen und das Funkeln der Sterne auf dem See. Sasuke an Naruto gelehnt und die Hände ineinander geschlossen. 

Für den Uzumaki war es das erste Mal, dass er sich bei einem Menschen so wohl gefühlt hat. Am liebsten würde er ewig so mit ihm hier sitzen bleiben und das warme Gefühl, welches er verspürt für immer in seinem Herzen behalten. Er drückte Sasuke nochmal fester an sich und vergrub sein Gesicht in dem schwarzen Haar. Der Duft, welchen der Uchiha verströmte wirkt beim Blondschopf hypnotisierend und er verspürte leichten Schwindel.

„Wir sollten langsam gehen," flüsterte Sasuke und nahm den Kopf von Narutos Schulter. Das Herz des blonden zog sich leicht zusammen und etwas enttäuscht nickte er. 

Er würde noch viel lieber hier mit ihm sitzen bleiben.

Sasuke stand auf, seine Hand immer noch in der von Naruto und half ihm hoch. Sie standen sich jetzt gegenüber, die Hände nach wie vor ineinander verschränkt und sahen sich tief in die Augen.

Ganz langsam kamen sich ihre Gesichter näher und Naruto konnte den Atem von seinem Gegenüber auf seiner Haut spüren, was sich wie ein kribbeln anfühlte.

Plötzlich raschelte etwas neben ihnen und beide schreckten zurück. 

Aus dem Gebüsch sprang ein Hase und hüpfte am Ufer entlang.

„Ich dachte schon jetzt kommt ein Mörder!", lachte Naruto und sah zu Sasuke. „Übertreib nicht direkt und jetzt komm es ist schon spät." Obwohl der Uchiha versuchte es cool zu sagen, konnte man erkennen, dass auch er ein Leichtes Grinsen auf den Lippen hatte. Er ließ die Hand von Naruto los und machte sich auf den Rückweg. Schnell folgte Naruto ihm, immer noch mit Herzklopfen und sie gingen schweigend zum Wohnheim zurück.


***

1233 Wörter ♥

Wenn die Chemie stimmt - SasuNaruWhere stories live. Discover now