Kapitel 4 👁

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Gemütlich saßen wir beim Frühstück. Na ja, jedenfalls Jennie. Ich starrte für meinen Teil Seo-yeon an, der höchst unbeholfen versuchte eine Jeansjacke anzuziehen und unterdessen heftig fluchte.
,,Boah...", machte ich nach einer Weile des Misserfolges. ,,Das kann doch nicht so schwer sein!"
Zornig sprang ich auf, schritt zu ihm herüber und nahm ihm die Jacke aus der Hand. Er musterte mich misstrauisch.
,,Dreh dich um.", zischte ich.
,,Na, na, na.", machte er. ,,Es hieß wir sollen nett sein."
Fassungslos gab ich zurück: ,,Wir? Du sollst nett sein. Ich bin nett."
Er verdrehte die Augen, wie ich vorhin und wandt sich widerwillig um. Geduldig streifte ich ihm die Jacke über, bevor ich mich wieder setzte und mit essen fort fuhr. Jennie hatte uns gar nicht beachtet. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihrem besten Freund Liam zu scheiben. Langsam hatte ich das Gefühl, zwischen den beiden lief mehr als bloß Freundschaft.
Seo-yeon starrte angewidert auf das Essen, das wir ihm aufgetischt hatten. Dann schob er den Teller von sich weg. Ich ignorierte ihn und wendete mich an Jennie.
,,Ist deine Tante schon weg?"
Sie nickte und gab mir mit vollem Mund zu verstehen, dass ihre Tante Megan schon auf der Arbeit war und erst abends zurückkehren würde. Darüber war ich ziemlich erleichtert, denn ich verließ mich darauf, dass Jennie auf unseren gefundenen Vampir aufpassen würde, sodass ich gemütlich vor dem Fernseher lümmeln konnte.

Nach dem Essen kündigte sie an, dass sie einkaufen gehen würde und bald zurück sei. Mich ließ sie einfach mit dem Nichtsnutz von Blutsauger zurück. Kaum war sie aus der Tür, fing er schon an zu nörgeln. ,,Ich habe Hunger. ", beschloss er, doch das einzige was ich erwiederte war: ,,Aha."
,,Ich dachte wir haben einen Deal."
Wenige Augenblicke später stand Seo-yeon direkt vor mir. Seufzend ging ich zum Kühlschrank, öffnete ihn und warf ihm eine dicke Blutwurst zu. ,,Da. ", rief ich, während er das Ding angeekelt anstarrte. Ich warf mich bloß aufs Sofa, weshalb mir nicht auffiel, dass er aus dem Raum ging.

Einige Minuten später, mitten in einem Video von Jungkook von BTS, bei dem ich die ganze Zeit grinsen und lächeln musste, kam der Vampir wieder ins Zimmer. Er postierte sich hinter die Couch.
,,Wer ist das?", erkundigte er sich leicht geschockt, wie ein Kind, dessen Hund gerade eine Katze fraß. Und auch ein wenig... eifersüchtig? Auf JK? Nach einem weiteren kurzen Grinsen gab ich zurück: ,,Jungkook."
Seo-yeon verzog das Gesicht, als ich mich umdrehte, schnappte er mir die Fernbedienung aus der Hand und schaltete aus.
,,Vampir...", fauchte ich gereizt. ,,Du wagst es..."
,,Ich konnte den dämlichen Typen nicht mehr aushalten. Wer schaut sich auch sowas an?" Ein kurzer spöttischer Laut entfuhr ihm.
Vielleicht war ich kurz davor auszuflippen, ja, aber dennoch riss ich mich zusammen, als ich seine spitzen Zähne blitzen sah.
,,Dann mach doch was besseres an.", konterte ich hitzig. Er lächelte überkünstlich und verkündete: ,,Gerne doch."

Daraufhin ließ er sich neben mich in die Kissen fallen. Bald darauf lief eine Doku über Serienmörder. Ich wollte protestieren, doch da legte sich eine Hand fest auf meinen Mund, so dass ich keinen Ton herausbrachte.
,,Sei still. Die sind ernst zu nehmen. Wenn so einer mal kommt, kannst du froh sein, wenn ich dabei bin. "
Augenrollend schielte ich zu ihm hoch. Jetzt hatte ich Zeit ihn mir mal näher anzusehen.
Seine schwarzen Haare legten sich sacht glatt auf den Kopf, während seine dunklen Augen sich deutlich von der hellen Haut abholen. Die sanft geschwungenen Lippen bewegten sich ab und zu leicht. Er kam nicht von hier, dass erkannte ich auf den ersten Blick.
Ich ging weiter auf die Augen ein. Sie waren hübsch, das Licht spiegelte sich geheimnisvoll darin.
Auch wenn seine Augen wunderschön waren und das Licht sich reichlich in ihnen reflektierte, lag doch ein Schatten darauf, wenn man sich in sie vertiefte, konnte man das erkennen.

Plötzlich drehte er den Kopf und sah mir direkt in die Augen.
Mit roten Wangen wendete ich den Kopf ab.
,,Ey,", machte er und drehte meinen Kopf zu sich zurück. ,,Was ist los?"
Da ich nach wie vor nicht sprechen konnte, schüttelte ich bloß den Kopf. Seufzend löste er die Hand von meinen Lippen.
,,Sag.", befahl er, doch ich bekam kein Wort heraus, sein Gesicht war zu nah an meinem.
Schließlich stammelte ich: ,,N..Nichts."
Kopfschüttelnd wandte er den Blick aufs Neue dem Bildschirm zu.

The Moral of the StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt