Kapitel 8 🛏

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Kurz lehnte ich mich zurück ans Bett, dann begann ich Seo-yeon den Schweiß vom Gesicht zu tupfen. Was war bloß mit ihm los? Wieso sagte er nichts?
,,Seo-yeon?", fragte ich nach einer Weile. ,,Geht es dir besser?"
Inzwischen hatte ich ihn aufs Bett gehieft und hatte mich davor gekniet. Seine Augen waren immernoch geschlossen, er nickte aber.
,,Schlaf jetzt.", murmelte er, ohne seine Augen zu öffnen. Ich reagierte nicht darauf und fragte nur: ,,Was ist passiert?" Er schüttelte nur den Kopf, dann hob er den Arm und wies auf die Matratze. Schließlich gab ich nach. Ich kroch unter meine Decke. Seufzend überlegte ich müde, was passiert sein könnte.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich endlich einschlief. Der Gedanke and diese Nacht ging einfach nicht weg.

Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, war Seo-yeon schon wach, denn er lag nicht mehr im Bett. Ohne mir etwas dabei zu denken verschwand ich im Bad.

Ich bemerkte erst, als ich mit Zähneputzen fertig war, dass mich jemand beobachtete. Seo-yeon. Erschrocken drehte ich mich um und musste feststellen, dass er dort auf dem kalten Fliesenboden saß und an der ebenso kühlen Wand lehnte. Er sah krank aus. Sehr krank.
Erschrocken fiel ich auf die Knie und sprach ihn an: ,,Seo-yeon? Seo-yeon? Hörst du mich?!" Keine Antwort.
,,Shit, Shit, Shit..."
Erst jetzt bemerkte ich, dass er schwitzte. Und zwar so richtig.
Sicher hatte er einen Virusinfekt oder soetwas.
,,Jenieeee!", schrie ich, doch eine Hand legte sich fest auf meinen Mund.
,,Nein.", murmelte Seo-yeon mit nach wie vor geschlossenen Augen. ,,Lass es." Dann löste er die Hand wieder.
,,Aber... Du bist..."
,,Was bin ich?"
,,Krank..."
,,Kann sein, aber das muss nicht gleich die halbe Welt wissen."
Ich war verwirrt. Wollte er den gar nicht gesund werden?
,,Kannst du aufstehen?"
,,Ja." Er richtete sich auf, doch kippte an die Wand.
,,Also nein." Ich stützte ihn, damit er gehen konnte und ließ ihn dann schließlich am Bett los. Er drehte sich zur Seite und schloss die Augen. Wollte er sich denn nicht einmal bedanken? Ich räusperte mich.
Er öffnete die Augen und schielte durch seine Haare zu mir hoch. Sein Blick sagte so viel wie: ,,Was denn noch?"
,,Willst du dich nicht vielleicht bedanken?", fragte ich mit erwartungsvoller Stimme.
Er seufzte, streckte die Arme aus und zog mich neben sich.
Mein Herz begann sofort wie wild zu schlagen und hämmerte gegen meine Brust. So ein Mist... was machte er denn?! Was sollte das?!
Vorsichtig blickte ich zu seinem Gesicht. Seine Augen waren wieder geschlossen. Und obwohl ich das Gefühl hatte, dass mir mein Herz aus der Brust heraus springt, blieb ich doch tatsächlich ruhig liegen Es war mir einfach nicht möglich mich groß zu bewegen, wahrscheinlich weil er so unmittelbar neben mir lag, dass mein Gehirn einfach beschlossen hatte nichts zu tun, solange ich direkt neben dem Vampir lag. Er musste mein Herz doch sowohl spüren als auch hören!
,,Lass das.", meinte er nur. ,,Mach keine große Sache draus."
,,W..was machst du?!", quickte ich außer Stande etwas anderes zu tun.
,,Ich stecke dich an."
,,U..und wieso?"
,,Damit du nicht zu deiner kleinen Freundin rennst."
,,Und was ist mit d..deiner Wunde?"
,,Der geht's gut. Und jetzt halt die Klappe."
,,Sag mal, was fällt dir eigentlich ein, so mit mir zu reden?!", schrie ich ihn an.
,,Dann geh doch einfach.", meinte er, aber er wusste ganz genau, dass ich gerade nicht in der Lage war, mich zu bewegen, da zum einen mein Gehirn einen auf ich mach nichts mehr für dich gemacht hatte und zum anderen, weil meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten und ich wenn ich aufstehen würde sofort hinfallen würde.
Also schnaubte ich nur und blieb liegen. Da legte er auch schon einen Arm um mich und zog mich näher zu sich heran. Ich hatte das Gefühl, mein kompletter Oberkörper würde jeden Moment explodieren, doch dass durfte auf keinen Fall passieren! Ein aufgeregtes, doch auch irgendwie lang ersehntes Gefühl machte sich in mir breit, als ob tausend Schmetterlinge in mir herumflatteten.
,,Seo-yeon, ich muss morgen zur Schule. Steck mich gefälligst nicht an!"
,,Hmm...", kam es zurück. Nach einem Keuchen beschloss ich, mich einfach zu befreien. Mein Gehirn funktionierte inzwischen anscheinend auch wieder, denn ich konnte Seo-yeons Arm problemlos von mir runter schälen und mich aufrichten. Doch als ich gerade aus dem Zimmer gehen wollte, hielt er mich am Handgelenk fest.
,,Was denn?"
,,Warte."
,,Wiesoooo?"
,,Wenn du weg gehst, kann ich nicht schlafen." Ich weiß nicht warum, aber dieser eine Satz rührte mich so dermaßen, dass ich tatsächlich nichts dagegen tat, als er mich erneut in eine warme Umarmung zog. Mein Herzschlag setzte einen Moment aus. Ich hielt still, bis er eingeschlafen war. Dann berührte ich vorsichtig seinen Arm. Die Wunde sah tatsächlich schon besser aus. Sie war glücklicherweise nicht geeitert und hatte schon ein Grind gebildet.
,,Gut.", flüsterte ich. ,,Die Wunde wird bald heilen, Seo-yeon." Ich atmete tief durch und drückte mich dann vorsichtig ein bisschen mehr an ihn. Er musste schließlich warm bleiben.

The Moral of the StoryWhere stories live. Discover now