Kapitel 9 🍪

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Anscheinend war ich auch eingeschlafen, denn als ich die Augen öffnete, schlief Seo-yeon in einer anderen Position. Er hatte einen Arm unter meinen Kopf bekommen und hatte sein Kinn auf meinen Kopf gelegt.
Er öffnete die Augen, was mich kurz zusammen zucken ließ. ,,Wie geht's dir?", fragte ich leise.
,,Besser.", kam es zurück. Dann schloss er die Augen wieder.
Langsam löste ich mich aus der Umarmung. Als ich wieder Stand, sammelte ich das Verbandszeug auf, das ich gestern dort liegen gelassen hatte. Als ich fertig war, drehte ich mich noch einmal zu Seo-yeon. Er sah schon ziemlich niedlich aus, wenn er schlief, das musste ich zugeben. Ich schlich noch einmal zurück zum Bett und legte meine Hand auf seine Stirn. Fieber hatte er wohl nicht. Plötzlich griff er nach meiner Hand, was mein Herz mal wieder föllig aus der Fassung brachte.
,,Seo-yeon, erschreck mich nicht so."
,,Wehe du erzählst das deiner Freundin." Ich nickte.
,,Du weißt weder ihren, noch meinen Namen, oder?" Ein winziger Funken Enttäuschung entfachte ein Feuer davon in mir. Ich wusste nicht warum, aber es war einfach so.
,,Doch. Ich weiß deinen Namen.", grinste er und strich langsam über meine Hand, während er mir direkt in die Augen sah, bevor er sie los ließ. ,,Dein Name ist Cathie." Das Feuer der Enttäuschung war mit einem Mal gelöscht.
Verdaddert starrte ich ihn an, bevor ich mich umdrehte und aus dem Raum verschwand. Draußen angekommen lehnte ich mich gegen die Tür, presste die Hand auf mein Herz und atmete tief durch. Was war das denn gerade gewesen? Mein Herz machte Überschlage, so schnell schlug es gerade. Ich wusste ganz genau, dass es eine Weile dauern würde, bis es sich wieder beruhigen würde.

Ich sah Seo-yeon erst wieder, als ich am Tisch saß und frühstückte. Er hatte anscheinend gerochen, dass es etwas zu Essen gab.
,,Wo ist deine Freundin?", fragte er verwundert.
,,Weg.", antwortete ich ihm.
Er ließ nur ein: ,,Ah." Hören und ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Er nahm einen Keks von meinem Teller und wollte ihn sich gerade in den Mund schieben, als ich seine Hand festhielt.
,,Meiner.", fauchte ich und war verblüfft, wie sehr ich schon nach dem Vampir klang.
Protestierend riss er die Augen auf.
,,Du kannst dir noch mehr holen!", meinte er empört. ,,Lass los."
,,Sie sind leer."
,,Dann krieg ich ihn erst Recht."
,,Vergiss es." Damit riss ich ihm den Keks aus der Hand.
,,Meiner.", wiederholte ich. Er verschrenkte die Arme.
,,Na iss schon. ", meinte er.
Schulterzuckend schob ich mir den Keks halb in den Mund. Schneller als ich schauen konnte hatte Seo-yeon die andere Hälfte auch schon zwischen den Zähnen. Erschrocken starrte ich ihn an, da er unmittelbar vor mir lehnte und versuchte mir den Keks auszuspannen. Wir beide rissen fest an dem Keks. Jeder wollte ihn haben. Doch leider hatten wir vergessen, dass so ein Keks leicht brechen konnte. Ehe ich mich versah passierte das auch schon und ich lag quer über den Tisch und... Moment, nein oder? Für einen Moment erstarren wir beide, dann schubste ich Seo-yeon weg und fuhr erschrocken zurück.
Er war vom Stuhl gefallen und saß nun auf dem Boden. Aber das hatte er verdient, schließlich hatte er nach dem Keks geschnappt! Ich konnte nichts dafür, dass unsere Lippen sich... naja... eben berührt hatten. Es war unbeschreiblich, wie sehr mein Herz gerade gegen meine Brust hämmerte.
Seo-yeon hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und schnaubte. ,,Wieso hast du mich auf den Boden geschubst? Jetzt bin ich ganz dreckig."
,,Tss.", erwiederte ich nur.
Er wollte gerade etwas sagen, als die Tür auf schwang. Und wer herein trat, war nicht Jennie. Es war ihre Tante. So ein Mist! Was sollten wir denn jetzt mit Seo-yeon machen?!
,,Hallo, Cathie!", begrüßte sie mich freudig. Dann bemerkte sie aber Seo-yeon. Mein Magen zog sich zusammen. Was würde sie jetzt tun?
,,Jennie? Wer ist das?"
Jennie trat hinter ihr durch die Tür.
,,Das ist..." Sie suchte verzweifelt nach einer Erklärung.
,,Cathies Freund!", rief sie schnell, damit ihre Tante zufrieden war.
Doch diese zog eine Augenbraue hoch. ,,Stimmt das." Ich wusste ja, dass Seo-yeon nicht so einfallsreich war, aber so ideenlos wie ich?
,,Ja.", sagte er schnell und grinste charmant. Wie konnte der so gut schauspielern? Jennies Tante wendete sich an mich.
Ich nickte schnell.
,,Ihr seht aber nicht so aus.", gab sie zurück. Damit hatte sie Recht. Der Abstand zwischen uns betrug etwa 10 Meter.
,,Wir wollten uns nur gerade umziehen.", sagte ich schnell.
,,Aber dann doch nicht, weil ja Sonntag ist und ja morgen Schule ist und man ja Sonntags was gemütliches anhaben sollte, weil ja eben morgen Schule ist und wir da Uniform tragen müssen und..." Ich hielt die Luft an um nichts mehr zu sagen und schaute hilfesuchend zu Seo-yeon. Er verstand den stillen Hilferuf sofort und war im nächsten Moment auch schon an meiner Seite.
,,Sie redet immer wirres Zeug, wenn ich mehr als 5 Meter von ihr entfernt bin." Entschuldigend lächelte er. Was fiel ihm eine so eine Lüge zu erzählen? Aber auf Jennies Tante wirkte es anscheinend.
,,Ist doch so, nicht wahr?", fragte er.
,,J..ja."
Jennies Tante blickte unschlüssig zwischen uns hin und her.
Ich sah hoch zu Seo-yeon.
Der machte etwas, was sie auch bestimmt als Bestätigung nehmen würde. Er umarmte mich von hinten. Das war natürlich mal wieder das beste, was man tun konnte in dieser Situation.
Verwirrt legte ich meine Hände auf seine, um sie weg zu schieben, doch er nutzte es als Chance seine Finger mit meinen zu verschränken. Das war mir wirklich zu viel, zum einen weil mein Herz mal wieder ausrastete und zum anderen, weil Jennie damit Witze bis an mein Lebensende machen würde. Also löste ich mich kurzerhand aus der Umarmung und stellte mich neben ihn.

Kurz stand er ein wenig verwirrt da, doch dann riss er sich zusammen.
,,Er muss jetzt wieder ins Bett.", sagte ich schnell. ,,Er ist krank."
Ich schob ihn in Richtung des Zimmers von Jennies Bruder.

The Moral of the StoryOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz