Das perfekte Duplikat

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Triggerwarnung für dieses Kapitel: Klaustrophobie, physische Schmerzen

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Jisungs Pov:

Auch ich bestaunte für einen Moment die Schnitzereien und drehte mich dann zu dem hohen Quader um, auf dem hoffentlich das zu finden war, was wir uns erhofften.

Den Sarkophag eines Pharaos.


Gemeinsam stiegen wir die glatt gehauenen Stufen nach oben, die auf der rechten Seite des Steinquaders als Treppenaufgang dienten. Meine Augen weiteten sich erstaunt, als ich eine weitere Katzenstatue erblickte, die erhaben auf den unter ihr stehenden Sarkophag hinabsah. Sie war ein wenig größer als die Katzen vor der Grabkammer und wirkte mit ihrem rötlichen Granitpelz wahrhaft majestätisch.

Aber selbst die Katze verblasste neben der Opulenz des Sarkophags, der perfekt mittig auf der Erhöhung platziert war. Sogar mich erfasste ein leichtes Zittern, als ich diesen Anblick in mir aufnahm und mir vorstellte, was wir im Inneren dieses Sarges finden würden. Ich eilte auf die Katze und das steinerne Grabmal zu und stellte fest, dass dieses aus Basalt bestand und so kunstvoll gefertigt war, dass es sogar die Form des darin aufbewahrten Körpers wiedergab. Der dunkle Stein war glattgeschliffen worden und darauf in edelsten Farben die Gestalt eines Menschen gemalt. In satten Blautönen und bräunlichem Ocker waren Kleidung und Haut abgebildet, während der angedeutete Gürtel mit echtem Gold überzogen worden war. Dafür hatte man extra eine Vertiefung im Stein geschaffen und diese dann ausgegossen. Erwartungsvoll hob ich meinen Blick zu dem Gesicht der dargestellten Person und stellte fest, dass die Farben dort etwas verblasst waren. Dennoch waren die Augen mit dunklem Kajalstrich zu erkennen und ein anmutiges, jugendliches Gesicht zeichnete sich noch immer auf dem Stein ab.

„Okay... das ist definitiv eines der schönsten Dinge, die ich je gesehen habe", hauchte ich und betrachtete die gemalte Person, die mit verschiedenen Farbnuancen schattiert war und hier als Sinnbild für die sterblichen Überreste im Sarkophag abgebildet war. Der Mann musste ausgesprochen hübsch gewesen sein, zumindest ließ das die Darstellung vermuten.

Ich erhob mich wieder, da ich mich für die genaue Betrachtung hingekniet hatte, und stellte mich ans Fußende des Sarges. Mit Blicken maß ich das Grabmal und legte verwundert den Kopf schief, da mir erst jetzt auffiel, dass der Sarkophag nicht besonders groß war, weder war er in der Länge überragend noch in der Breite.

Yeosang trat neben mich, nachdem er sich ebenfalls die Malereien angesehen hatte und summte leise. „Ich kann dir nur zustimmen, es ist ein Traum für jeden Ägyptologen, ein so gut erhaltenes Grab zu finden." Dann blieb er kurz stumm und folgte meinem starren Blick, bevor er kicherte und mir sanft in die Seite knuffte. „Liebäugelst du gerade mit einer Liegeprobe? So wie es aussieht, würdest du definitiv in den Sarg hineinpassen."

Nun sah ich meinen besten Freund konsterniert an und fragte mich gleichzeitig, ob ich nicht doch an Sauerstoffmangel litt oder insgesamt zu viel nachgrübelte. Denn je mehr ich versuchte, schlau aus dem gesamten Rätsel und den Puzzleteilen, die ich hier vor mir fand, zu werden, desto mehr schienen sich meine Gehirnwindungen zu verknoten.

Warum verwirrte es mich so, diesen Sarkophag zu betrachten? Weshalb passte er für mich nicht ganz in das Bild eines mächtigen Herrschers? Oder war meine Vorstellung von dieser längst vergangenen Zeit einfach fehlerhaft?

Noch immer ein wenig unsicher von den kreisenden Gedanken, schüttelte ich den Kopf und antwortete Yeosang.

„Ganz sicher nicht, ich steige nicht zu einem Toten in die Kiste... und findest du nicht auch, dass der Sarkophag ziemlich klein aussieht?"

God-king of Egypt | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt