Prolog

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Sie hatte sich für ihn entschieden, ganz egal, was all die anderen sagten. Tief in ihr drin war sie sich sicher, dass er es wert war.

Mit hämmerndem Herzen streckte sie die Hand aus, ballte sie zur Faust und klopfte an die dunkle Holztür. Gleich würde sie ihm sagen, was sie wirklich für ihn empfand. Und dann: Happy End, Kuss zum Schluss, der Vorhang fällt. Ende.

Es dauerte nicht lange, da hörte sie, wie sich jemand der Tür näherte. Schritte über Parkettboden.

Nervös trippelte sie von einem Fuß auf den anderen und knetete dabei ihre schweißnassen Hände. Gleich. Die letzte Stunde war sie wieder und wieder das Gespräch im Kopf durchgegangen und wusste ganz genau, was sie sagen würde.

Endlich öffnete sich die Haustür, und alles, was zuvor in ihrem Kopf gewesen war, war augenblicklich verschwunden. Elias stand vor ihr, in Jeans und ohne Hemd, und sah so sexy aus, dass sie noch im gleichen Moment beschloss, ihn immer zu lieben.

Vollkommen egal, was noch kommen würde.

„Hey", begrüßte sie ihn atemlos und versuchte zu lächeln.

„Lina", stieß er hervor.

„Ich wollte mit dir reden." Wie von selbst trat sie einen Schritt vor und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen, aber er wich zurück.

„Das ist gerade schlecht", murmelte er und fuhr sich durch die dunklen, verstrubbelten Haare.

„Oh ..."

Über seine Schulter hinweg konnte sie schemenhaft eine Bewegung im Hintergrund wahrnehmen und stutzte.

„Ich wollte nur sagen, dass ich das will", begann sie, weil sie das Gefühl hatte, sonst platzen zu müssen, wenn sie es ihm nicht einfach endlich sagte. „Zwischen uns. Ich will das, Elias."

„Das ist gerade keine gute Zeit." Elias wich ihrem Blick aus und starrte stattdessen auf den Türrahmen neben ihr. „Du solltest gehen, Lina. Wir reden ein anderes Mal."

War das sein Ernst?

Wieder war da eine Bewegung hinter ihm. Sie stutzte, während ein Gefühl durch ihr Innerstes rauschte, das sie alarmierte. Als hätte sie es erwartet, erkannte sie ein Mädchen mit unglaublich langen, braunen Locken, das sich von der Couch rollte und aufstand.

„Oh", machte sie und schluckte. Ihr Herz setzte ein paar Takte aus, nur um sofort danach mit doppelter Geschwindigkeit loszugaloppieren.

Elias und Nadja.

Nadja und Elias.

Sie hätte es wissen müssen.

„Du hast recht, Elias", presste sie hervor und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Hier und jetzt würde sie nicht anfangen, vor ihm zu heulen, auch wenn es ihr Herz brach, ihn mit diesem anderen Mädchen zu sehen. Schwer schluckte sie ihre Gefühle hinunter. „Ich sollte gehen."

„Sorry Kleine", hörte sie Nadja murmeln.

Es reichte.

Lina machte auf dem Absatz kehrt und stolperte die Stufen hinunter. So schnell wie möglich musste sie von hier verschwinden, da sie kein Risiko eingehen wollte, doch noch die Beherrschung zu verlieren. Was hatte sie sich auch dabei gedacht? Er hatte es bereits bei etlichen Mädchen vor ihr getan. Treue war einfach nicht sein Ding, eine Beziehung sowieso nicht. Die große Liebe – no way. Wahrscheinlich würde er sich immer wieder mit anderen Mädchen vergnügen.

So war Elias Winter eben.

„Warte, Lina!", stöhnte er.

Doch sie wollte nicht warten. Eine Erklärung von ihm zu hören, war das Letzte, das Lina jetzt ertragen konnte. Also beschleunigte sie ihre Schritte.

„Verdammt, Lina, Süße, jetzt warte!" Plötzlich war er an ihrer Seite und versperrte den Weg auf dem Bürgersteig. „Du verstehst das vollkommen falsch."

„Was kann man denn daran falsch verstehen?", fragte sie und schniefte. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt, dass ihr jetzt doch die Tränen die Wangen hinunterliefen.

„Alles."

Schnell wischte sie sich über die Augen und erwiderte kopfschüttelnd: „Wohl kaum."

Er berührte ihre Schulter, doch sie zuckte im selben Moment zurück, sodass seine Hand abrutschte. „Ich habe dir nie etwas versprochen, Süße."

„Nein", stieß die hervor. „Das hast du nicht, Elias. Und das ist vollkommen okay. Ich sollte gehen." Damit nickte sie in Richtung seiner Haustür. „Und du solltest es auch. Das war's!"


E-N-D-E


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635 Wörter


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