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Dort an der Kaffeemaschine stand ein halbnackter Typ und befüllte gerade zwei Tassen mit Kaffee. Er trug nur eine helle Jeans, die ihm tief auf der Hüfte saß, und hatte mir den Rücken zugewandt, so dass ich seine Muskeln sehen konnte, die sich bei jeder Bewegung anspannten. Von seinem linken Schulterblatt verlief an seiner Seite ein längliches Tattoo, das sich wie eine schwarze Schlange von der Schulter hinunter bis zum Hosenbund wandte. All das nahm ich in den wenigen Sekundenbruchteilen wahr, die es dauerte, bis er sich zu mir umdrehte und mir breit grinsend einen Becher entgegenhielt.

„Ich hatte es auch nicht vor, und dann bin ich doch irgendwie dort gelandet." Lässig zuckte er mit den Schultern und nickte dann auf den Kaffee in seiner Hand. „Hier, hilft gegen den Kater."

Zögerlich trat ich einen Schritt vor und nahm ihm die Tasse ab, wobei ich penibelst genau darauf achtete, ihn nicht zu berühren. „Danke", murmelte ich. „Du bist noch da."

„Und du kannst mich immer noch sehen", zwinkerte er.

„Ich fasse es nicht."

„Du solltest etwas essen", meinte er und ignorierte meinen Kommentar. Stattdessen deutete er auf den Küchentisch in der Mitte des Raumes. Dann ging er an mir vorbei und setzte sich bereits, während ich noch immer wie angewurzelt stehen blieb und auf die Tasse in meiner Hand starrte. Ich musste mich dazu zwingen, meine Beine zu bewegen und den Tisch anzusteuern, um mich ihm gegenüber hinzusetzen. Sofort reichte er mir eines der Aufbackbrötchen. „Ich hab keine Ahnung, was du gerne draufschmieren möchtest, Süße", sagte Elias und hob entschuldigend die Schultern.

„Nichts, danke." Schnell nahm ich das Brötchen und biss hinein. Mein Kopf kapierte nicht, was der Typ hier immer noch zu suchen hatte und wieso er nicht längst verschwunden war. Irgendwie hatte ich gehofft, dass meine psychische Gesundheit nach einer Nacht mit ausreichend Schlaf wieder vorhanden sein würde. Doch ich hatte mich getäuscht.

Das alles rückte aber zusehends weiter in den Hintergrund, je länger ich ihn anstarrte. Wieso zum Teufel hatte er so wahnsinnig durchtrainierte Brust- und Bauchmuskeln, die vom Sonnenlicht beschienen wurden und mich nahezu einluden, meine Hände auszustrecken und sie zu berühren.

Wow.

Meine Fantasie war eine verräterische Bitch.

„Du solltest essen und weniger starren, Süße." Amüsiert funkelte er mich an. „Oder willst du mal anfassen?"

Oh. Mein. Gott.

Beschämt senkte ich den Blick und hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass ich ihn angestarrt hatte. Hoffentlich wurde ich nicht auch noch rot. Oder fing an zu sabbern.

Verdammt.

Um etwas zu tun zu haben, nippte ich an meinem Kaffee und fragte dann schließlich die erste Frage, die mir in den Sinn kam. „Wieso bist du halbnackt?"

„Ich musste heldenhaft meinen Hoodie opfern." Mit einem schiefen Grinsen sah er mich an und blieb mit den Augen an meinem Oberkörper hängen.

Alarmiert folgte ich seinem Blick, um sofort scharf die Luft einzuziehen. „Wieso trage ich deinen Hoodie?", stieß ich entsetzt hervor. Es war der graue Kapuzenpullover, den er den ganzen gestrigen Tag getragen hatte und der jetzt meinen Oberkörper zierte. Er war mir viel zu groß und reichte mir bis fast über die Knie. Dann kam mir ein weiterer Gedanke, der die Katastrophe meines Geburtstages perfekt machte. Er war nur eine Fantasie, also ... „Wir haben doch nicht ..." Ich konnte es kaum aussprechen und kniff kurz die Augen zusammen, um mich zu sammeln. „... du weißt schon?", presste ich hervor und massierte mir die Nasenwurzel. „Haben wir miteinander ...?"

Schließlich konnte ich mich nicht mehr an den gestrigen Abend erinnern, wohl aber an die Tatsache, dass Elias nicht wirklich existierte und nur eine Ausgeburt meiner Fantasie war, die eigentlich längst hätte verschwunden sein sollen. Mein Kopf brauchte vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit, um das zu akzeptieren. Vielleicht war also mehr passiert?!

What if ...Där berättelser lever. Upptäck nu