Zander
Sie sieht mich geradewegs an und schluckt schwer. „Ich kann dich nicht noch einmal verlieren, Zander", offenbart sie mir. „Ich habe Angst, mein Herz erneut an dich zu verlieren, nur damit du es wieder brichst."
Perplex blinzele ich. Wieder?
Tessa blickt auf meinen Mund. „Frag mich, wieso ich dir nicht mehr geschrieben habe", flüstert sie nun, als ihre Augen meine treffen.
Krächzend kommt das Wort über meine Lippen. „Wieso?" Dieselbe Frage, die ich ihr gestern im Flur gestellt habe. Das Adrenalin pumpt Blut durch meinen Körper und ich glaube, mein Herz droht mir aus der Brust zu springen.
Sie lächelt mich leicht an. „Es hat mir das Herz gebrochen, dich zurückzulassen. Und ich konnte es nicht ertragen, dich nicht mehr zu sehen. Und als Mom ihre Diagnose bekommen hat, wollte ich dir alles erzählen. Ich habe sogar eine Mail angefangen, aber nie abgeschickt", gesteht sie.
„Wieso hast du es nicht?"
„Weil ich es nicht mehr ertragen habe. Damals bin ich auseinandergefallen und wollte nur dich." Sie holt Luft. „Weil ich in dich verliebt war, Zander. Und du mir das Herz gebrochen hast, ohne es zu wissen."
Ich atme zischend ein. Meine Augen werden groß.
„Und als Mom ihre Diagnose erhalten hat, wusste ich, ich würde sie irgendwann verlieren. Und dich hatte ich schon an Lilly verloren."
Ich erinnere mich noch an sie. Sie war meine erste richtige Freundin.
„Und es hat mir jede Minute immer mehr das Herz gebrochen, nicht in deiner Nähe zu sein. Also brauchte ich einen Schlussstrich." Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen und schüttelt den Kopf. „Es tut mir leid", nuschelt sie in ihre Handflächen.
Sie hat mich geliebt. Das ist alles, woran ich jetzt denken kann. Hat.
„Und jetzt?", höre ich mich fragen.
Verwirrt sieht sie mich an.
„Du hast gesagt, du hast mich geliebt. Und jetzt?" Unweigerlich halte ich den Atem an.
„Zander..."
Erneut lege ich meine Hand an ihre Wange und nähere mich ihrem Mund. Wieder schließt sie die Augen. Als sie sie wieder öffnet, habe ich meine Antwort.
„Es tut mir leid." Flehend verzieht sie ihr Gesicht. „Es tut mir wirklich alles so leid, Zander. Dass ich nicht da war, als du mich gebraucht hast. Dass dein Vater dich geschlagen hat und niemand da war, um dir zu helfen. Es tut mir leid, dass ich dich verlassen habe." Sie schluchzt auf, während eine Träne ihre Backe runterkullert, die ich auffange.
„Tess", sage ich, doch sie macht einfach weiter.
„Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr geschrieben habe."
Immer wieder streiche ich ihr beruhigend über ihr Gesicht, aber es scheint nichts zu helfen. Sie verliert sich immer weiter in ihren Gedanken.
„Ich habe es versucht. Ich habe es wirklich versucht. Ich wollte über dich hinwegkommen, aber es-"
Grinsend verdrehe ich die Augen. Ich presse meinen Mund auf ihren, was sie verstummen lässt. Mehr mache ich nicht, obwohl sich der Kontakt wie ein Blitz in meinem Körper ausbreitet. Ich grabe meine Finger in die Haut an ihrer Hüfte, aber sonst bewege ich mich nicht.
Der Kuss dauert gerade Mal paar Sekunden.
Hinterher sieht Tessa mich aus großen Augen an. Sie legt ihre Finger an die Lippen, ehe sie sagt: „Du kannst mich doch nicht einfach so küssen."
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One Kiss
General FictionTessa Chambers. Ambitioniert, selbstsicher und leidenschaftliche Schwimmerin. Sie zieht für ihr erstes College-Jahr nach Brighten und als sie auf einmal ohne einen Platz zum Schlafen dasteht, scheint ihr Bruder die Lösung zu sein. Tessa arbeitet run...