|12|ein Kuss

411 21 18
                                    

Zander

Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. In einem Moment sitze ich auf der Bank und warte auf meinen besten Freund, im nächsten springe ich über die Absperrung.

Als die Kiss-Cam auf Tessa mit dem Typen gezeigt hat, wollte ich erst nicht hinsehen, doch es hat keine Sekunde gedauert, da war klar, dass er sie nicht küssen wird. Ich konnte erkennen, wie die Realisation bei ihr einsetzte. Es hat sich wie ein Schlag in den Magen angefühlt, als ich gesehen habe, wie ihr Gesichtsausdruck in sich zusammengefallen ist.

Ich habe schnell die Menge nach ihr abgesucht, sobald die Kamera zum Glück nicht mehr auf sie gezeigt hat. Sie hat die Hand gehoben, um den Typen neben ihr zum Verstummen zu bringen.

Ich grinse. Das ist mein Mädchen.

Und jetzt laufe ich die Stufen zu ihr rauf, meine Augen starr auf sie gerichtet. Das Stadion rastet aus, während ich meinen Weg zu Tessa immer weiter fortsetze.

Aber alles davon ist unwichtig, als ich sehe, wie sie in ihren Sitz gesunken ist. Ihr Kopf hängt, doch plötzlich hebt sie ihn an. Und ihre blauen Augen huschen erstmal verwirrt umher, bis sie mich erblickt.

Der Weg zu ihr scheint mir unendlich lang, dabei sind es nicht mal dreißig Sekunden.

Niemand demütigt Tessa einfach so. Das lasse ich nicht zu. Ein unfassbarer Beschützerinstinkt ergreift von mir Besitz. Und vielleicht, nur vielleicht, Erleichterung, weil sie diesen Trottel nicht geküsst hat.

Mit jedem Schritt hämmert mein Herz in der Brust kräftiger.

Was mache ich hier eigentlich?

Ich habe das vorher nicht durchdacht. Aber ich kann jetzt nicht aufhören, selbst, wenn ich es wollte. Ich werde von einer Anziehung angetrieben, die ich so noch nie kannte. Mit jedem Meter, den ich zurücklege, fühle ich die Verbindung wie eine Schnur, die immer kürzer wird, je näher ich Tessa komme. Sie scheint mich magisch anzuziehen.

Vor ihr angekommen, kessele ich sie mit meinen Armen ein. Mir ist überdeutlich bewusst, dass die Kamera auf mich gerichtet ist, doch im Moment könnte mir das kaum egaler sein. Denn mit einem Mal ist da nichts mehr außer Tessa und ihrem Lavendelduft, der mich die ganze letzte Woche verfolgt hat.

Nach einer Stunde Spiel und den vielen Stufen bin ich zwar außer Atem, jedoch ist es Tessa, die mich das Atmen vergessen lässt. Ich schnappe nach Luft, als ihre Augen wieder meine treffen.

Ich drehe meinen Kopf zu dem Typen neben ihr. Er sieht nicht mal sonderlich gut aus. Ich frage mich, was Tessa wohl von ihm will. Ich werfe ihm ein halbes Grinsen zu, ehe ich sage: „Eine Frau sollte man nicht warten lassen, oder?"

Seine Augen weiten sich.

Doch er ist längst vergessen.

Bevor ich mich davon abhalten kann, etwas sehr dummes zu tun, verschließe ich ihren Mund mit meinem.

Ein Schauer jagt durch meinen Körper, während die Menge jubelt und klatscht.

Aber sobald ich anfange meine Lippen auf ihren zu bewegen, schmecke ich nur noch Tessa. Ich höre nur noch ihr leises Seufzen, als ich mit meiner Zunge ihre Unterlippe entlang fahre. Es sollte eigentlich nur ein keuscher Kuss für die Kamera werden. Doch sobald sie ihren Mund für mich öffnet und ihre Zunge auf meine trifft, bin ich süchtig.

Ihre Lippen sind weich. Ihre kleinen Hände graben sich in mein Trikot und ich erwarte, dass sie mich jeden Moment wegstößt, schließlich habe ich sie gerade eben überfallen. Aber nichts dergleichen passiert. Stattdessen fahren ihre Hände weiter rauf zu meinen Armen, die sie nun umfasst, auch wenn sie viel zu groß für ihre Hände sind.

One KissHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin